Chinas führender Onlinehandelskonzern Alibaba Group Holding sorgt mit einer Stabilisierung der Umsatzentwicklung und einem weniger dramatischen Gewinnrückgang als erwartet im Juni-Quartal für eine deutliche Stimmungsaufhellung bei chinesischen Technologiewerten. Der von einer langwierigen Regulierungskam­pagne der Pekinger Regierung und einem scharfen Wirtschaftsabschwung in China in die Zange genommene Technologieriese kann für das Quartal zum 30. Juni zwar kein Wachstum vorweisen, ist aber der von den Experten befürchteten Schmach eines erstmaligen Umsatzrückgangs in der Konzerngeschichte entkommen.

Die Erlöse liegen mit 205,6 Mrd. Yuan (29,8 Mrd. Euro) praktisch auf Höhe mit der Vergleichsperiode des Vorjahres und damit auch leicht über der Prognose der Analysten. Der Gewinn nach Steuern ist zwar erheblich um 50 % auf 22,7 Mrd. Yuan geschrumpft, liegt aber um einiges über der bei 17,8 Mrd. Mrd. Yuan eingependelten Konsensschätzung der Analysten. Dabei spielen vor allem Kostenreduzierungsfortschritte eine Rolle sowie die Eingrenzung der Verluste bei neueren Geschäftszweigen, darunter dem gegenwärtig heiß umkämpften Marktsegment der lokalen E-Commerce-Dienste mit Frischwaren in chinesischen Großstädten.

Der Konsumflaute, die von Chinas Corona-Nulltoleranzpolitik mit harten Lockdowns in Schanghai und anderen Großstädten provoziert wurde, hat Alibaba besser Paroli geboten als erwartet. Wie Chief Executive Daniel Zhang am Donnerstag betonte, hat der Juni eine deutlich positive Wende gebracht, die sich im Juli fortgesetzt hat. Vor allem bei für Alibabas Erlösstruktur im Onlinehandel wichtigen Produktgruppen wie etwa Modeartikeln und Elektronikgeräten sei mit einem weiter führenden Aufschwung zu rechnen. Im für Alibaba immer wichtiger gewordenen Geschäft mit Cloud-Diensten zeigt sich die Wachstumsdynamik mit einem Umsatzplus von zuletzt noch 10 % zwar deutlich gebremst, allerdings konnten die Anlaufverluste der entsprechenden Sparte weiter reduziert werden.

Marktteilnehmer nehmen die Alibaba-Zahlenvorlage zum Anlass, auf eine breitere Erholung der in den letzten Wochen erneut stark geknüppelten chinesischen Tech-Werte zu setzen. An der Hongkonger Börse hatte die dort zweitgelistete Alibaba-Aktie am Donnerstag im Vorfeld der Ergebnispublizität bereits um 5,2 % zugelegt und konnte mit der Vorgabe dann im Handel in New York noch kräftiger um bis zu 7 % anspringen. Parallel dazu bekommen auch andere große chinesische Technologiewerte wieder Rückenwind. Die nach Alibaba nächstgrößten chinesischen E-Commerce-Player JD.com und ­Pinduoduo kamen im New Yorker Handel ebenfalls um mehr als 6 % voran. Beide Unternehmen werden demnächst über ihr Juni-Quartal berichten.