Mit einer für chinesische Technologiefirmen ungewohnten Kostensenkungsoffensive und einem kräftigen Stellenabbau gelingt es dem Onlinehandelsriesen Alibaba Group Holdings trotz schleppender Erlösentwicklung, die Gewinne wieder anzukurbeln. Im Dezemberquartal 2022 zog der Gewinn nach Steuern unerwartet kräftig um 69% auf 46,8 Mrd. Yuan (6,4 Mrd. Euro) an und übertraf damit die bei 35 Mrd. Yuan eingependelte Konsensschätzung der Analysten um einiges.

Angesichts eines aufgeheizten innerchinesischen Wettbewerbs im E-Commerce-Geschäft und bei On-Demand-Internetdiensten, der die Furcht vor einer margenfressenden Preisschlacht zum Ausbau von Marktanteilen weckt, kommt der Fokus des Alibaba-Managements auf Kostendisziplin und Ertragsstärkung bei den Investoren gut an. In New York legte die Alibaba-Aktie am Donnerstag bis zum Mittag um fast 6% zu. Auch in Hongkong hatten die Titel vor der Ergebnisverkündung wieder einigen Boden gutgemacht.

Zur Februarmitte hatte man allerdings einen kräftigen Sell-off bei chinesischen Tech-Werten erlebt, wobei insbesondere die Aktien der führenden E-Commerce-Anbieter Alibaba, JD.com und Pinduoduo unter die Räder gekommen waren. Als Aufreger galt dabei die Ankündigung einer Preissenkungskampagne bei der Nummer 2 unter den chinesischen Onlinehändlern JD.com. Dies weckte Sorgen bei den Anlegern, dass sich die führenden Branchenunternehmen auf eine Wettbewerbsschlacht einlassen, um das Erlöswachstum wieder anzukurbeln.

Mittlerweile muss man sich daran gewöhnen, dass die Zeiten des zweistelligen Turbowachstums bei Chinas führenden Internetkonzernen passé sind. Nach der plötzlichen Wende in der chinesischen Coronapolitik mit der ruckartigen Abschaffung von Corona-Restriktionen ist für das Jahr 2022 zwar mit einer Konjunkturbelebung und einer Erholung des im vergangenen Jahr von Pandemiekontrollmaßnahmen stark ge­bremsten Binnenkonsums zu rechnen. Dennoch aber sind die führenden Internetkonzerne mit ihren Geschäftsmodellen an Wachstumsgrenzen gestoßen, die nur noch niedrige bis mittlere einstellige Erlösfortschritte erlauben dürften.

Alibaba, bei der man in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres eine Stagnation bei den Erlösen erlebte, konnte die Konzernumsätze im Dezemberquartal geringfügig um 2,1% auf 247,8 Mrd. Yuan steigern, was im Rahmen der Erwartungen lag. Alibabas Kerngeschäft mit dem Betrieb von Onlinehandelsplattformen verzeichnet aber, wie schon in den beiden vorangegangenen Quartalen, eine leichte Schrumpfung der Erlöse um 1%. Die mit einem Abbau von 19000 Arbeitsplätzen einhergegangenen Kostensenkungsmaßnahmen trugen aber zu einer Stärkung der Margen bei Konsumdiensten und einer deutlichen Reduzierung der Anlaufverluste bei Alibabas internationalem E-Commerce-Auftritt bei.

Eher enttäuschend verlief indes das in den vergangenen Jahren stark ausgebaute Geschäft mit Cloud-Computing-Diensten. Hier sah man einen vergleichsweise schleppenden Anstieg der Spartenumsätze um 3% auf gut 20 Mrd. Yuan. Konzernchef Daniel Zhang versicherte in einem Analysten-Call am Donnerstag, dass Cloud-Dienste in Zukunft einen immer wichtigeren Stellenwert in der Alibaba-Konzernstrategie einnehmen werden.