Anleger winken Vergütungspläne durch

FTSE-100-Aktionäre nutzen "Say on Pay" nicht

Anleger winken Vergütungspläne durch

hip London – Die Anteilseigner der größten börsennotierten britischen Gesellschaften haben in den vergangenen fünf Jahren keinen Gebrauch von den neuen Möglichkeiten gemacht, bei der Vergütung des Topmanagements mitzureden. Wie aus einer Studie der Denkfabrik High Pay Centre hervorgeht, stimmten sie von 2014 bis 2018 sämtlichen Vorlagen der Verwaltung zur künftigen Vergütungspolitik zu. Es waren die ersten fünf Jahre des “Say on Pay”-Regimes, das Unternehmen verpflichtet, ihre künftige Vergütungspolitik zumindest alle drei Jahre auf der Hauptversammlung zur Abstimmung zu stellen. Das Ergebnis ist für die Verwaltung verbindlich. Im Schnitt lag der Anteil der Gegenstimmen in den fünf Jahren bei solchen Voten jedoch bei gerade einmal 7,8 %.Lediglich sechs Vergütungsberichte wurden in diesem Zeitraum verworfen – beim Modekonzern Burberry 2014, dem Prüfungs- und Zertifizierungsunternehmen Intertek 2015, dem Ölkonzern BP 2016, dem Medizintechniker Smith & Nephew 2016, dem Lehrbuchverlag Pearson 2017 und der Royal Mail 2018. Bei den Abstimmungen über Vergütungsberichte lag der Anteil der “Nein”-Stimmen zwischen 2014 und 2018 im Schnitt bei 9,3 %. Lediglich bei einem Achtel der Voten war eine wesentliche Zahl von Gegenstimmen zu verzeichnen.Der Median der CEO-Bezüge bei den FTSE-100-Unternehmen lag zuletzt bei 3,9 Mill. Pfund. Das entspricht dem 137-fachen Median des Einkommens von Vollzeitbeschäftigten im Vereinigten Königreich. Ende der neunziger Jahre bekam ein CEO im Schnitt noch so viel wie 59 seiner Beschäftigten. Mittlerweile hat sich das Verhältnis auf 1:145 erhöht. Im 2018 Edelman Trust Barometer wurde die hohe Bezahlung von Topmanagern als der wichtigste Grund für mangelndes Vertrauen in die Wirtschaft identifiziert. Eine Umfrage der Hansard Society ergab, dass 63 % der Befragten glauben, das System begünstige die Reichen und Mächtigen. Das Thema Managervergütung wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Politikern aufgenommen. Allerdings beschränkten sich ihre Initiativen darauf, den Anteilseignern mehr Mitsprache zu ermöglichen.Das High Pay Centre verweist darauf, dass unter den zehn größten Aktionären von FTSE-100-Gesellschaften folgende Namen am häufigsten auftauchten: BlackRock Fund Advisors, BlackRock Investment Management, Capital Research and Management Company (Global Investors), Capital Research and Management Company (World Investors), Fidelity Management & Research Company, Legal & General Investment Management, Massachusetts Financial Services Company, Norges Bank Investment Management, Schroders und Vanguard Group. Investmentmanager profitierten ihrerseits von einer Kultur hoher Einkommen. Sie würden großzügig dafür entlohnt, Anlageentscheidungen zu treffen. Es könne ihren eigenen Interessen dienen, anzunehmen, dass andere Entscheidungsträger den Unternehmenserfolg im Wesentlichen bestimmen und es deshalb verdienen, hoch bezahlt zu werden.