Apple wendet Sammelklage von Entwicklern ab
hei Frankfurt
Apple hat sich in einem Gerichtsstreit mit Entwicklern über die Rolle des Konzerns beim App-Vertrieb auf dem iPhone und iPad auf Änderungen in der Geschäftspraxis des App-Stores geeinigt. Mit dem Entgegenkommen in der hitzig geführten Debatte soll eine Sammelklage der US-Entwickler beendet werden. Im Kern erlaubt die Einigung Entwicklern, den App-Nutzern alternative Zahlungssysteme außerhalb von Apple anzubieten und damit den hohen Gebühren, die der iPhone-Konzern für Käufe in seinem Store erhebt zumindest ein Stück weit zu entgehen. Bisher führten solche Ausweichmanöver häufig zum Ausschluss vom App-Store, der für das Gros der Entwickler die Plattform mit der bei weitem größten Reichweite und damit als Vertriebsoberfläche unverzichtbar ist.
Obwohl der Vergleich eine Reihe kleinerer Entwickler betrifft und die Neuregelungen auch auf diese abzielen, hat die Entscheidung auch Signalwirkung für weitaus den größeren Streitfall mit Epic Games. Deren Bestseller Fortnite wurde aus dem App-Store verbannt, nachdem Epic Games versucht, hatte das Bezahlsystem von Apple zu umgehen. Epic Games hat gegen die Sperre geklagt und wirft Apple Missbrauch einer Monopolstellung vor. Der Prozess ist im Frühjahr angelaufen, ein Urteil wird demnächst erwartet. Beide Verfahren werden von Richterin Yvonne Gonzalez Rogers geleitet.
Der globale Markt für Mobile Apps und Spiele wird von den beiden führenden System-Plattformen App-Store (iOS) und Play Store (Android) dominiert. In dem weltweiten Duopol der beiden Tech-Giganten sind die Quartalsumsätze im App-Store allerdings rund doppelt hoch wie die im Play Store, obwohl die Google-Software Android auf rund 80% aller Smartphones und Tablets weltweit installiert ist, der Marktanteil von Apple liegt unter 20%. Im dritten Quartal 2020 setzte der App Store 19 Mrd. Dollar mit Mobile Apps und Spielen um, der Play Store 10,3 Mrd. Dollar.
Die Klage, die von den Entwicklern beim Distriktgericht in Nordkalifornien eingereicht worden war, beschuldigte Apple ebenso wie die von Epic Games des Missbrauchs seines Vertriebsmonopols. Um die Vorwürfe zu entkräften, kommt der Konzern, dessen robust wachsendes Service-Geschäft insgesamt in den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres ein Umsatzplus von 28% auf 50 Mrd. Dollar zeigte und im Vergleich zu den Produkten hochrentabel ist (Rohmarge von 70%), den Entwicklern in einer Reihe von Punkten entgegen. Apple will nun im Rahmen ihrer Dienstleistungen der Kaufabwicklung die Bepreisung von Apps und Abonnements weiter auffächern und so den Entwicklern die Vermarktung erleichtern. Außerdem legt das Unternehmen einen 100 Mill. Dollar-Fonds auf, der kleine Entwickler mit Zahlungen zwischen 250 und 30000 Dollar fallweise unterstützen soll, eine Geste, mit der Apple hofft, die Situation zu befrieden. Der Fonds kann wiederum von allen in Anspruch genommen werden, die jährlich weniger als 1 Mill. Dollar im US-App-Store erlösen. Laut Konzern erstreckt er sich damit auf 99% der Entwickler in den USA.
Regulierer aufmerksam
In dem aktuellen Vergleich mit den Sammelklägern konnte Apple aber auch zentrale Forderungen der Entwickler abwehren, die ebenso von Epic erhoben werden. So muss Apple weder einen weiteren App-Store auf dem iPhone oder iPad zulassen noch seine Umsatzbeteiligung von bis zu 30% reduzieren.
Die Gebührenpraxis ist inzwischen aber auch den Regulierungsbehörden ein Dorn im Auge. Der Argwohn der Behörden lässt sowohl Apple als auch Google bisher kalt. Auch die Alphabet-Tochter hält in ihrem Play Store am Geschäftsmodell und der Gebührenpraxis, die der von Apple gleicht, fest.