Auch GM muss US-Zölle fürchten

Trumps Einfuhrabgabe könnte die heimischen Autobauer in zweistelliger Milliardenhöhe belasten

Auch GM muss US-Zölle fürchten

Zu den Folgen möglicher US-Einfuhrzölle auf Automobile sind zahlreiche Studien erstellt worden. Die meisten befassen sich aber mit den Auswirkungen der Zölle auf ausländische Anbieter. Gerade die US-Zölle könnten die heimischen Vertreter aber empfindlich treffen. Ihnen droht eine höhere Belastung als etwa den deutschen Autobauern.Von Sebastian Schmid, FrankfurtMit der Androhung hoher Einfuhrzölle auf Automobilimporte hat US-Präsident Donald Trump hierzulande die Autobranche in Aufruhr versetzt. Seit Monaten versuchen die deutschen Hersteller, Trump zu überzeugen, dass sie mit US-Werken und hohen Exportanteilen (etwa bei BMW) Stützen der amerikanischen Wirtschaft sind. Doch rationalen Argumenten steht der Mann im Weißen Haus – und das ist nicht erst seit dieser Causa klar – nicht immer aufgeschlossen gegenüber. Allerdings sollte er sich nicht zu sicher sein, dass Einfuhrzölle der heimischen Automobilindustrie helfen. Eine Untersuchung von LMC Automotive kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass ein 25-prozentiger Einfuhrzoll die US-amerikanische Autoindustrie rund 1 Million Autos Absatz im Jahr kosten könnte. Und selbst bei dieser Schätzung wurde bereits kalkuliert, dass die Unternehmen nur die Hälfte der Importsteuer an die Kunden weitergeben dürften. Sollten sie die kompletten 25 % weiterreichen, drohe sogar ein Einbruch um 2 Millionen Pkw. Wie kommt es zu der hohen Zahl? Insgesamt wurden vergangenes Jahr netto knapp 6 Millionen Autos in die USA importiert. Tatsächlich ist der Importanteil an den verkauften 17 Millionen Stück aber noch höher. So kommt beispielsweise BMW als einziger Autobauer abgesehen von Tesla netto auf einen Exportüberschuss (siehe Grafik). Weil aber nur bestimmte Modelle im Werk in Spartanburg gefertigt werden, liegt der Importanteil an den 354 110 verkauften Autos bei mehr als der Hälfte mit entsprechend vielen Exporten. Auch bei anderen Herstellern ist das der Fall, so dass Trump hier durchaus mit dem Feuer spielt. General Motors (GM) kommt etwa auf Nettoimporte von gut 760 000 Autos, die künftig allesamt mit Einfuhrzoll belegt werden müssten. Damit müsste der größte US-Autohersteller allein auf mehr Fahrzeuge Zoll entrichten, als die deutschen Premiummarken BMW und Mercedes-Benz insgesamt in den USA abgesetzt haben. Die drei großen US-amerikanischen Autobauer GM, Ford und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) kommen zusammengenommen auf knapp 1,8 Millionen Fahrzeuge, die netto jährlich importiert werden. Bei einem (für dieses Rechenbeispiel) angenommenen Durchschnittspreis von 30 000 Dollar je Fahrzeug laufen die Importzölle auf eine jährliche Belastung von 13,5 Mrd. Dollar hinaus, die die Konzerne und ihre Kunden tragen müssten. Da einige Autos auch in den Export gehen, ist der Importanteil sogar noch etwas höher und damit wohl auch die Zollbelastung. So steht Ford mit einem Nettoimport von nur 100 000 Autos jährlich auf den ersten Blick recht gut da. Allerdings gehen natürlich Teile der US-Produktion ins Ausland, so dass der Import deutlich mehr Fahrzeuge umfasst. Allein nach China werden 31 000 Autos aus Fords US-Produktion verschifft, wie die Analysten von Nomura in einer Studie zu möglichen Einfuhrzöllen in China feststellen. Das klingt nach wenig und ist auch eine überschaubare Menge, wenn man dies zum Beispiel mit dem deutschen Export nach China vergleicht. Allerdings importieren GM (knapp 5 000) und Fiat Chrysler (27 000) noch weniger Autos aus den USA in China. Angesichts der geringen Stückzahlen kommen die Analysten von Nomura zu dem Schluss, dass Revanchezölle auf US-Autos in China auf den ersten Blick einen relativ geringen Effekt auf die Entwicklung der Autobauer dort hätten. Allerdings hat sich GM zuletzt im Wesentlichen auf ihre zwei profitabelsten Märkte konzentriert: die USA und China. Ausgerechnet zwischen diesen beiden Ländern droht nun der Handelsstreit zu eskalieren. Japaner trifft es hartEinzig die japanischen Autobauer träfen US-Zölle noch härter als ihre US-amerikanischen Wettbewerber. Toyota ist mit knapp 1,2 Millionen Fahrzeugen im Jahr der größte Nettoimporteur. Nach Fiat Chrysler (922 000) und GM (762 000) folgt bereits Nissan (663 000) auf Rang 4, vor Honda (430 000). “Ein Szenario genereller Importzölle ist ökonomisch für Trump nicht umsetzbar”, befindet deshalb auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Zu groß wären die unmittelbaren Schäden für die heimische Automobilwirtschaft. Wenn Importe aus Mexiko und Kanada mit Zöllen belegt würden, stelle Trump die Weichen für eine Rezession des amerikanischen Automarktes.