Uhrenexporte

Auf der Suche nach dem Moonswatch-Effekt

Die Schweizer Uhrenexporte haben im Mai weiter zugelegt und den positiven Trend seit Jahresbeginn bestätigt.

Auf der Suche nach dem Moonswatch-Effekt

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Schweizer Uhrenexporte haben im Mai weiter zugelegt und den positiven Trend seit Jahresbeginn bestätigt. Die monatliche Ausfuhrstatistik des Verbandes des Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) weist für den Frühlingsmonat Exporte im Wert von 2 Mrd. sfr aus. Das sind 13,6% mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Die Steigerungsrate ist allerdings allein dem Preiseffekt geschuldet. Mengenmäßig hat die Zahl der exportierten Zeitmesser im Mai um 0,7% zum Vorjahr auf 1,17 Millionen Stück abgenommen. Zugelegt haben allein die Ausfuhren im höchsten und im tiefsten Preissegment.

Begehrte Neuentwicklung

Letzteres beschreibt Uhren mit Großhandelspreisen von unter 200 sfr. In diese Kategorie fällt auch die „Moonswatch“, ein Modell, das die Swatch Group Ende März herausgebracht hatte, womit sie für weltweites Aufsehen unter Uhrenfans sorgte. Die Moonswatch ist eine Art Hybrid. In Form und Funktion kommt sie der legendären Omega-Speedmaster nahe, farblich und technisch gleicht sie mit ihrem Kunststoffgehäuse einer Swatch.

Das Produkt wird ausschließlich über die 110 von der Swatch Group selbst betriebenen Swatch Stores verkauft. In der Schweiz wird es für 250 sfr angeboten. Seit der Lancierung der Uhr bewegt sich die Nachfrage deutlich über der angebotenen Stückzahl. Swatch Group hat die Verkäufe auf eine Uhr pro Person beschränkt.

Die vorliegende Statistik zeigt, dass die Exporte in der entsprechenden Preiskategorie im Mai um 5% beziehungsweise um 29 000 Stück zum Vorjahr auf 604 000 Stück zugenommen haben. In den ersten fünf Monaten des Jahres haben die Exporte in der Kategorie sogar um 100 000 auf 2,8 Millionen Stück zugenommen. Dies, nachdem die Zahlen in den Vorjahren meistens und teilweise sogar stark rückläufig waren.

Davon lässt sich zwar noch kein eindeutiger Moonswatch-Effekt ab­leiten, doch dieser könnte sich in der Statistik deutlicher manifestieren, wenn sich die Ausfuhren im tiefsten Preissegment auch in den nächsten Monaten nach oben entwickeln und auch die Lieferungen an Swatch Stores in Schanghai und Peking zunehmen, die im April und Mai Covid-19-bedingt geschlossen bleiben mussten. Hinweise dürfte es auch im anstehenden Halbjahresbericht der Swatch Group geben, den der Konzern üblicherweise Mitte Juli veröffentlicht.

Größte Erfolge in den USA

Wertmäßig weit stärker ins Gewicht fallen dagegen die gestiegenen Ausfuhren von Uhren im höchsten Preissegment mit einem Großhandelspreis von über 3000 sfr. Hier wurden im Berichtsmonat 162 000 Stück abgesetzt, 9,5 % mehr als im Vorjahr. Der damit realisierte Exportwert erhöhte sich überproportional um 20 % Prozent auf 1,5 Mrd. sfr. Dies kann als Hinweis dafür gewertet werden, dass es den Schweizer Uhrenherstellern gelungen ist, die im Zuge der beschleunigten Teuerung gestiegenen Kosten für Rohmaterialien und anderer Inputfaktoren auf die Preise der verkauften Produkte draufzuschlagen. Für den frankenmäßig größten Wachstumseffekt in der Schweizer Uhrenbranche sind nach Auffassung von Luca Solca, Branchenexperte beim Vermögensverwalter Sanford Bernstein, die Luxusmarken Rolex und Audemars Piguet verantwortlich.

Die größten Exporterfolge erzielen die helvetischen Uhrenhersteller derzeit in den USA. Die Verkäufe in dem Markt nahmen im Mai um 35 % auf 327 Mill. sfr zu. Der US-Markt war im Mai mit einem Anteil von 16 % die mit Abstand wichtigste Absatzregion. Auch in die Märkte Großbritannien, Frankreich, Japan und Singapur haben die Exporte im Mai stark zugenommen und den starken Einbruch des China-Geschäftes ausge­glichen.

Die Verkäufe in China beliefen sich in den ersten fünf Monaten des Jahres auf 875 Mill. sfr, 30 % weniger als im Vorjahr. Auch in Hongkong, einem traditionell sehr wichtigen Absatzmarkt für Schweizer Uhren, sind die Verkäufe seit Jahresbeginn um 7 % gesunken. Mit einem jährlichen Exportvolumen von rund 22 Mrd. sfr ist die Uhrenbranche der drittwichtigste Exportzweig der Schweiz. Die konjunkturell und politisch instabile Weltlage stellt den Sektor mit seinen 57 000 Beschäftigten vor erhebliche Herausforderungen.

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