Aufschwung für die Chipindustrie

Halbleiterhersteller profitieren vom Internet der Dinge - Gartner prognostiziert Zuwachs von 7,2 Prozent

Aufschwung für die Chipindustrie

Die Halbleiternachfrage zieht an. Haupttriebfedern sind allerdings nicht länger PC und Smartphone, sondern industrielle Anwendungen, wie die Experten von Gartner für 2017 vorhersagen.hei Frankfurt – Nach einem anämischen Wachstum von insgesamt 1,5 % im vergangenen Jahr kann die Chipindustrie 2017 mit deutlich mehr Dynamik und einem Umsatzanstieg von 7,2 % über alle Sektoren rechnen. Die Experten von Gartner erwarten, dass der Aufschwung, der sich in der zweiten Jahreshälfte 2016 abgezeichnet hat, Fahrt aufnimmt, so dass der Gesamtmarkt auf 364 Mrd. Dollar anschwillt. Damit erhöhen sie ihre Prognose um 14 Mrd. Dollar, wovon 10 Mrd. Dollar auf Speicherchips entfallen. Mittelfristig zeichne sich über die Jahre 2014 bis 2020 ein durchschnittliches jährliches Plus (CAGR) von 3,3 % für die Branche ab.Dabei fällt die Dynamik in einzelnen Marktsegmenten sehr unterschiedlich aus. Während der Umsatz auf dem Halbleitermarkt über Jahre ein Spiegel der PC- und später der Smartphone-Nachfrage war, bestimmen zunehmend Anwendungen in der Industrie, im Automotive-Bereich und bei großen Speicheranwendungen die Dynamik des Sektors, die laut Gartner allerdings im Volumen noch relativ gering sind. Hersteller, die bisher stark auf traditionelle PC- und Smartphone-Chips fokussiert sind, sollten nach Alternativen Ausschau halten, empfiehlt Gartner. Eine Umorientierung ihres Portfolios fällt den großen Konzernen vor allem aufgrund technologischer Herausforderungen nicht leicht. Chipriese Intel aus den USA oder Infineon hierzulande hatten bereits Probleme, vom Smartphone-Boom zu profitieren. Bereits gerüstetQualcomm, die den größten Teil ihres Geschäfts bisher mit Smartphone-Herstellern macht, hat den Rat der Experten dagegen bereits beherzigt. Der US-Konzern hat sich in der bisher größten Übernahme in der Branche für 47 Mrd. Dollar die niederländische NXP einverleibt und setzt damit auf die Automobilindustrie. Der deutsche Konkurrent Infineon gilt mit einem Marktanteil von gut 14 % als führend bei Halbleitern, die etwa mit Fahrassistenzsystemen und elektrischen Fahrzeugantrieben in zunehmend vernetzten Fahrzeugen zum Einsatz kommen.Im Automotive-Bereich rechnet Gartner zwischen 2014 und 2020 mit einem durchschnittlichen Wachstum von 7 %. Noch stärker soll das Wachstum im Industriebereich – getrieben maßgeblich vom Internet der Dinge (IoT) – ausfallen. Hier wird ein CAGR von 9 % erwartet.Für den relativ starken Aufschwung insgesamt in diesem Jahr machen die Analysten vor allem die Wiederauffüllung von Lagerbeständen und höhere durchschnittliche Verkaufspreise “in ausgewählten Märkten, insbesondere für Arbeitsspeicher und anwendungsspezifische Standardprodukte” verantwortlich. “Das Schlimmste ist überstanden”, so Analyst Ganesh Ramamoorthy, der von einer regelrechten “Kehrtwende” in der gebeutelten Branche sprach.