Auftragseingang bei Sartorius lässt nach
ste Hamburg
Nach der am 5. Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöhten Prognose für 2021 hat Sartorius mit der Vorlage detaillierter Zahlen für das zweite Quartal an der Börse nicht weiter zulegen können. Die seit Jahresanfang um rund ein Drittel gestiegene Vorzugsaktie des Pharmazulieferers und Laborausrüsters aus Göttingen gab um 3,6% auf 469,30 Euro nach.
Während J.P. Morgan die positive Einschätzung von Sartorius mit der Anlageempfehlung „Übergewichten“ und einem Kursziel von 500 Euro bekräftigte und Warburg Research mit einem auf 632 von 548 Euro erhöhten Kursziel zum Kauf der Aktie rät, behielt UBS nach den endgültigen Zahlen die skeptische Haltung mit einer Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von 324 Euro bei.
Als größte Überraschung in der Zahlenvorlage bezeichneten Analysten der Schweizer Bank den geringeren Auftragseingang von 1,04 Mrd. Euro im zweiten Quartal verglichen mit 1,14 Mrd. Euro in den ersten drei Monaten. Die Analysten, die auch auf eine bereits hohe Bewertung der Sartorius-Aktie verwiesen, merkten mit Blick auf das zweite Quartal an, der Markt habe auf eine weitere Steigerung des Auftragseingangs gehofft. Der Rückgang entfiel auf die Kernsparte Bioprocess Solutions, die im zweiten Quartal einen Auftragseingang von 850 (erstes Quartal: 953) Mill. Euro verbuchte.
Der verglichen mit 2020 im ersten Halbjahr insgesamt erreichte Anstieg des Ordereingangs in diesem Segment um wechselkursbereinigt 91 (nominal: +83,1)% auf gut 1,8 Mrd. Euro basierte Sartorius zufolge zu rund 31 Prozentpunkten auf Corona-Effekten und zu etwa 10 Prozentpunkten auf Akquisitionen. Ein Teil des höheren Auftragseingangs gehe auf das Bestellverhalten einiger Kunden zurück, die in der aktuellen Situation ihre Aufträge weiter im Voraus platzierten, als das üblicherweise der Fall sei, so der MDax-Konzern. Dies, so folgerten die UBS-Analysten nun, könne auf eine stärkere Normalisierung beim Auftragseingang im zweiten Halbjahr hinauslaufen und darauf schließen lassen, dass der Höhepunkt des coronabedingten Umsatzbeitrags 2021 erreicht werde.
Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg sagte anlässlich der Zahlenvorlage, der Bedarf aus den Bereichen Coronavirus-Impfstoffe und Coronatests habe eine wichtige zusätzliche, aber keine dominante Rolle gespielt. „Wir haben in den ersten sechs Monaten des Jahres eine ungebrochen hohe Nachfrage nach innovativen Technologien für die Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika gesehen.“ Auf die erwartete weiterhin hohe Nachfrage sei man durch den laufenden Ausbau der Produktionsstätten gut vorbereitet, die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter laufe weiter mit Hochdruck.
Der Konzern steigerte im ersten Halbjahr den Umsatz um wechselkursbereinigt 60,1 (nominal: 54,2)% auf 1,63 Mrd. Euro, wobei Corona-Effekte etwa 22 Prozentpunkte und Akquisitionen 8 Prozentpunkte ausmachten. Für 2021 wird nunmehr ein Umsatzwachstum von rund 45% anstatt 35% erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) kletterte im ersten Halbjahr um 89,2% auf 555 Mill. Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge, die im Berichtszeitraum 34,1 (i.V. 27,8)% erreichte, soll im Gesamtjahr bei rund 34 anstatt 32% landen. Der maßgebliche Nettogewinn von Sartorius kletterte im ersten Halbjahr um fast 109% auf 259 Mill. Euro.
Sartorius | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Auftragseingang | 2179 | 1245 |
Umsatz | 1629 | 1057 |
Bereinigtes Ebitda1 | 555 | 294 |
Ber. Ebitda-Marge1 (%) | 34,1 | 27,8 |
Ebit | 435 | 186 |
Finanzergebnis | –49 | –20 |
Periodenergebnis | 260 | 116 |
Operativer Cash-flow | 441 | 215 |
Investitionsquote (%) | 9,0 | 8,5 |
Eigenkapitalquote (%) | 31,3 | 29,9 2 |
Nettoverschuldung | 1698 | 1884 2 |
Mitarbeiterzahl | 11981 | 10637 2 |
1) um Sondereffekte bereinigt2) zum 31. Dezember 2020Börsen-Zeitung |