Weltmarktführer

Auftragsschwemme für Knorr-Bremse

Aber lediglich das Lkw-Segment erhält mehr Bestellungen. Das Schienenfahrzeuggeschäft erholt sich nur langsam von den Folgen der Pandemie.

Auftragsschwemme für Knorr-Bremse

jh München

Knorr-Bremse sitzt auf einem Rekordauftragsvolumen. Zur Jahresmitte erreichte der Bestand knapp 5,2 Mrd. Euro. Das waren gut 18% mehr als Mitte des vergangenen Jahres, wie Finanzvorstand Frank Weber in einer Telefonkonferenz mit Journalisten berichtete.

Allerdings entwickeln sich die beiden Segmente des Weltmarktführers für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen ganz unterschiedlich: Im von der Pandemie gehemmten Schienenfahrzeuggeschäft stagnierte der Auftragsbestand bei 3,5 Mrd. Euro, in der anderen Sparte hat er sich dank der Erholung der Lkw-Märkte in Europa und Nordamerika auf 1,66 Mrd. Euro nahezu verdoppelt.

Allein im zweiten Quartal hat sich der Auftragseingang des Nutzfahrzeugsegments mehr als verdreifacht, während die Bestellungen aus der Bahnbranche um rund 7% sanken. „Dieses Jahr ist die Erholung langsam und langwierig“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jan Mrosik über das Schienensegment. Weiterhin würden Projekte verschoben, vor allem für Hochgeschwindigkeitszüge in China und im Nahverkehr in der Region Asien-Pazifik. Dass wegen der Pandemie weniger Züge im Einsatz seien, wirke sich auf das Servicegeschäft aus. „Es ist schwierig zu sagen, wann wir auf ein normalisiertes Niveau zurückkehren“, berichtete Mrosik. „Wir glauben aber, dass das erste Quartal 2021 das schwächste gewesen sein dürfte.“ Der Auftragseingang der Hersteller von Schienenfahrzeugen sei mittlerweile gut. Das komme bei Knorr-Bremse mit einer Verzögerung von einigen Wochen bis eineinhalb Jahren an.

Der Auftragsbestand im Lkw-Geschäft liege auch deutlich über dem Niveau vor der Pandemie, berichtete Weber. In den nächsten Quartalen werde dieses Geschäft jedoch stärker als bisher von der Knappheit der Halbleiter beeinträchtigt. „Das erste Quartal sollte das beste gewesen sein“, fügte der Finanzchef hinzu. Umsatzeinbußen habe Knorr-Bremse wegen der Engpässe nicht festgestellt. Es gebe aber Ineffizienzen in eigenen Werken, wenn die Produktion stillstehe und am Wochenende nachgeholt werden müsse. Zudem müssten für Chips auf dem Spotmarkt höhere Preise gezahlt werden.

Höhere Preise für Kunden

Höhere Preise für Rohstoffe und Material gebe das Unternehmen je nach Gleitklauseln in den Verträgen mit Kunden nach ein paar Wochen oder ein paar Monaten weiter. Weber rechnet mit einer Belastung für Knorr-Bremse in diesem Jahr von maximal 13 Mill. Euro.

Der Konzernumsatz stieg im zweiten Quartal um gut ein Fünftel auf 1,73 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte auf 244 (i.V. 174) Mill. Euro zu. Es blieb damit aber unter den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten. In der Telefonkonferenz äußerte sich Mrosik auch über die aufgegebene Idee einer Übernahme von Hella.

Personen Seite 12

Knorr-Bremse
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang36032 727
Umsatz3 4193 056
Ebitda632536
 in % vom Umsatz18,517,5
Ebit496398
Nettoergebnis346257
Ergebnis je Aktie (Euro)2,071,47
Freier Cash-flow108−13
Börsen-Zeitung