Saudi-Arabien veräußert kleinen Anteil

Ausländer stehen auf Aramco-Aktien

Der Verkaufsprozess für einen Anteil von weniger als 1% am saudi-arabischen Ölriesen Aramco neigt sich dem Ende zu. Dieser kleine Anteil wird dem Land, das bislang etwa 98% aller Aktien hält, bis zu 13 Mrd. Dollar in die Kassen spülen. Das Interesse ausländischer Investoren ist dem Vernehmen nach überraschend groß.

Ausländer stehen auf Aramco-Aktien

Ausländer stehen auf Aramco-Aktien

Der Verkauf von 0,7 Prozent am Ölkonzern könnte Saudi-Arabien 13 Mrd. Dollar einbringen

Bloomberg/md New York/Frankfurt

Offenbar ist das Interesse ausländischer Investoren an den nun zum Verkauf stehenden Aktien des saudi-arabischen Ölriesen Aramco enorm groß. Dies berichtet Bloomberg unter Bezug auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es sei zwar nicht klar, wie groß die Nachfrage aus dem Ausland genau sei, heißt es, aber diese Investoren hätten genügend Aufträge abgegeben, um das Angebot vollständig abzudecken. Das ist in zweierlei Hinsicht überraschend: Erstens hatten beim Börsengang 2019 lokale Investoren etwa drei Viertel aller Papiere erhalten, während ausländische Zeichner nur 23% der Papiere bekamen. Allerdings hatten sich seinerzeit viele ausländische Investoren auch mit Orders zurückgehalten, weil die Bewertungsvorstellungen des Hauptaktionärs als überzogen angesehen wurden. Zweitens hält das Königreich direkt 82% und indirekt über den Public Investment Fund 16% der Anteile; die Einflussmöglichkeiten anderer Aktionäre sind also sehr begrenzt. Neben westlichen Institutionen komme eine große Nachfrage aus Asien, sagte eine der Personen Bloomberg und wies damit auf die enger werdenden Beziehungen Saudi-Arabiens zu China und Indien hin. Doch wie schon beim IPO gebe es auch großes Interesse lokaler Kapitalsammelstellen.

Test für das Interesse des Auslands an Direktinvestitionen

Saudi-Arabien hatte am Sonntag mit dem Verkaufsprozess von weiteren Aramco-Aktien begonnen. Die Erlöse könnten sich auf bis zu 13,1 Mrd. Dollar belaufen. Das Vorhaben wird von Beobachtern als Test dafür betrachtet, wie viel Interesse es von internationalen Anlegern an Vermögenswerten des Königreichs gibt. Das Land ist seit Jahren dabei, seine Wirtschaft vom Öl unabhängiger zu machen, etwa durch Sportveranstaltungen und Tourismus. Dabei ist es auch auf internationales Interesse angewiesen. Bei ausländischen Direktinvestitionen hat das Land seine Ziele wiederholt verfehlt.

Die an dem Aramco-Anteilsverkauf beteiligten Banken haben den Angaben zufolge bis Donnerstag Aufträge entgegengenommen; am Freitag soll der Ausgabepreis festgesetzt werden. Der Handel wird wohl nächsten Sonntag an der Börse in Riad beginnen. Saudi-Arabien bietet den Anlegern etwa 1,545 Milliarden Aramco-Aktien zu 26,70 bis 29,00 Riyal (7,73 Dollar) pro Stück. Für die zunächst geplante Verkaufsmenge an Aktien könnte das Land knapp 12 Mrd. Dollar erlösen. Zudem kann das Angebot aufgestockt werden, so dass eine weitere Milliarde Dollar in die Staatskasse fließen würde. Würden alle Aktien verkauft, würde Saudi-Arabien seinen Anteil am weltweit größten Erdölexporteur dennoch um gerade mal 0,7% verringern.

Jede Menge großer Namen aus der Finanzszene

Bei der Abwicklung helfen weltweit führende Investmentbanken – Citi, Goldman Sachs, HSBC, J.P. Morgan, Bank of America und Morgan Stanley – zusammen mit lokalen Finanzkonzernen wie Saudi National Bank, Al Rajhi Capital, Riyad Capital und Saudi Fransi. Die ehemalige saudi-arabische Tochter von Credit Suisse, die nun zur UBS gehört, sowie BNP Paribas, Bank of China International und China International Capital Corporation sind laut einer Börsenmitteilung ebenfalls involviert. M. Klein & Company und Moelis seien unabhängige Finanzberater für die Transaktion.

Die hohe Nachfrage deutet darauf hin, dass der Ölriese für einige Anleger trotz zunehmender Bedenken hinsichtlich des Klimawandels und der Energiewende attraktiv ist. Positiv seien unter anderem die enorm hohen Dividenden von Aramco, die eine Rendite von etwa 6,6% ergeben, sowie der massive Investitionsplan des Konzerns in erneuerbare Energien, Petrochemie und Gas.

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