Ausländer lieben Dax-Werte

Aber ThyssenKrupp, Merck, Infineon sowie K+S fallen in der Gunst stark zurück

Ausländer lieben Dax-Werte

Die Investition der Herrscherfamilie von Katar in die Deutsche Bank liegt voll im Trend: Dax-Werte werden bei Ausländern immer beliebter. Gut jedes zweite Papier eines deutschen Blue Chips liegt in ausländischen Depots. Deutsche Börse, Linde und Adidas sind besonders gefragt, Lufthansa, BMW und Henkel haben die niedrigste Ausländerquote im Aktionariat.ds Frankfurt – Mehr als jede zweite Aktie der Dax-Konzerne liegt in Depots ausländischer Anleger. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung EY, die die Veränderung der Aktionärsstruktur der 30 deutschen Blue Chips analysiert hat.Der Auslandsanteil im Aktionariat der Dax-Unternehmen weist eine große Streuung auf: Bei Deutscher Börse, Linde, Adidas, Munich Re, Bayer und Allianz sind sogar mehr als 70 % der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand (siehe Grafik). Volkswagen, ThyssenKrupp, Continental, Lufthansa, BMW und Henkel tauchen am Ende der Liste auf, was aber nicht als Indiz dafür taugt, dass diese Papiere bei Ausländern weniger gefragt sind. Mit Ausnahme der Lufthansa liegt die Platzierung an deutschen Großaktionären, die Investoren jenseits der Grenzen nur begrenzten Spielraum lassen. Bei Volkswagen sind es die Familien Porsche/Piëch, bei ThyssenKrupp die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, bei Conti der Großaktionär Schaeffler, bei BMW die Quandt-Erben und bei Henkel die Familie. “Keine Überfremdung”Ein Sonderfall ist Lufthansa: Sie würde gemäß den internationalen Luftverkehrsregeln ihre Betriebsgenehmigung verlieren, wenn der Anteil der ausländischen Investoren die Schwelle von 50 % überschreiten würde. Lufthansa meldete erst Ende April einen Anteil von 40,7 % nicht-deutscher Aktionäre und gab – in der Wortwahl vielleicht nicht ganz so geschickt – bekannt, dass man “keine unmittelbare Gefahr der Überfremdung” sehe.Im Vergleich zum Jahr 2012 gab es teilweise erhebliche Verschiebungen. Bei zwölf Unternehmen sank der Auslandsanteil, bei elf stieg er. An der Spitze steht die Commerzbank, die bei ausländischen Investoren 10 Prozentpunkte hinzugewann, gefolgt von Deutscher Telekom (5 Prozentpunkte) sowie Deutsche Post, Continental und Lufthansa (jeweils 4 Punkte). Bei der Commerzbank hatte der Bund 2012 seinen Anteil von 25 % plus einer Aktie auf unter 20 % reduziert.Starke Abgänge von ausländischen Anlegern zwischen 2012 und 2013 zeigen in der Studie Thyssenkrupp mit minus 12 Prozentpunkten, Merck (-11), Infineon (-9), K+S (-8) und Deutsche Bank (-5). Bei dem blauen Geldhaus ist diese Zahl nach dem Einstieg der Investoren aus Katar allerdings Makulatur. Aktionäre aus Deutschland hielten im Geschäftsjahr 2013 im (nicht gewichteten) Durchschnitt insgesamt 37 % der Aktien. Rund 9 % der Anteilscheine konnten keiner Region zugeordnet werden.Die Verschiebungen zwischen 2012 und 2013 bestätigen den generellen Trend bei den deutschen Blue Chips: Ausländer bauen bei den Dax-Werten ihr Engagement stetig aus. Bei den 23 Unternehmen, deren Daten den Vergleich mit dem Jahr 2005 zulassen, stieg der Anteil ausländischer Anleger von durchschnittlich 45 % auf 58 % im Geschäftsjahr 2013. Zwischen 2005 und 2013 ist der Auslandsanteil am Aktienbestand bei 18 Dax-Werten gestiegen, bei vier Unternehmen ist er allerdings gesunken (Deutsche Börse, Siemens, Fresenius Medical Care und BASF). Besonders kräftig geklettert ist im Vergleich zu 2005 der Ausländeranteil bei Linde, die ein Urgestein der “Deutschland AG” war (plus 45 Prozentpunkte), bei Bayer (plus 33) und bei RWE (plus 27). Der transnationale Chemiemulti BASF liegt mit einem Verlust ausländischer Aktionäre von 6 Prozentpunkten am Ende des Langzeitvergleichs seit 2005.Bei den ausländischen Aktieninhabern sind Investoren aus dem europäischen Ausland am stärksten vertreten. Durchschnittlich jede vierte Aktie der Dax-Unternehmen befindet sich im Besitz europäischer Anleger (27 %). Doch auch das Interesse der Investoren aus Nordamerika steigt: Dort hält man durchschnittlich 20 % am Dax 30.Besonders attraktiv sind die Dax-Werte für institutionelle Anleger. Sie halten im Schnitt 64 % der größten deutschen börsennotierten Konzerne. Private Investoren sind mit 13 % vertreten, strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten ebenfalls 13 %.—– Wertberichtigt Seite 8