Auslandsinvestoren stehen auf den Dax

Deutsche Anleger in der Minderheit - EY: Schwacher Euro beflügelt Trend - Private halten direkt 13 Prozent

Auslandsinvestoren stehen auf den Dax

Die deutschen Blue Chips sind immer mehr in ausländischer Hand. Mindestens 56% der Aktien der 30 Dax-Emittenten liegen laut der Unternehmensberatung EY bei Investoren außerhalb der Bundesrepublik. Der Trend soll sich 2015 fortsetzen.wb Frankfurt – Vom Höhenflug der Dax-Konzerne am Kapitalmarkt profitieren vor allem ausländische Anleger: Mehr als jede zweite Aktie der 30 Unternehmen (56 %) liegt in Depots von Investoren jenseits der Grenzen. Aktionäre aus Deutschland hielten 2014 noch 36 % der Aktien, im Vorjahr waren es 37 %. Der Anteil ausländischer Investoren stieg von 54 auf 56 %. 8 % der Aktien können keiner Region zugeordnet werden. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Aktionärsstrukturen durch die Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), die dazu die Geschäftsberichte ausgewertet hat. BlackRock & Co.Größter Dax-Aktionär ist die US-Fondsgesellschaft BlackRock, die Milliarden auch deutscher Anleger verwaltet. Für die Dax-Unternehmen ist aber der Sitz der Fondsgesellschaft, also das jeweilige Registrierungsland des Fonds, das entscheidende Kriterium. BlackRock als größter Dax-Investor zum Beispiel wird mit einem Teil den USA zugerechnet. Dies verzerrt das Bild.Der Auslandsanteil im Aktionariat der Dax-Unternehmen weist eine große Streuung auf: Bei Deutscher Börse, Linde, Infineon, Lanxess, Bayer und Merck (hier sind lediglich 30 % des Kapitals börsennotiert) sind mehr als 70 % der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand. Henkel, BMW und Lufthansa tauchen am Ende der Liste auf, was aber nicht als Indiz dafür taugt, dass diese Papiere bei Ausländern weniger gefragt sind. Mit Ausnahme der Lufthansa liegt die Platzierung an deutschen Großaktionären, die Investoren jenseits der Grenzen nur begrenzten Spielraum lassen. Bei Volkswagen – hier sind die Vorzüge im Dax – sind es die Familien Porsche/Piëch, bei ThyssenKrupp die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, bei Conti Großaktionär Schaeffler, bei BMW die Quandt-Erben und bei Henkel die Familie. 21 Emittenten gehören zu mindestens 50 % ausländischen Aktionären.Der Großteil ist im Besitz Institutioneller: Sie halten im Schnitt mehr als sechs von zehn Aktien. Private sind direkt, also ohne BlackRock, DWS & Co. mit 13 % vertreten, strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten ebenfalls 13 %. Das Engagement des Bundes sowie eigene Aktien spielen kaum eine Rolle. Die Dax-Konzerne befinden sich mehrheitlich im Streubesitz: Acht von zehn Aktien stehen dem Handel an der Börse zur Verfügung.Im Vergleich zum Vorjahr – die Grafik zeigt die Veränderung im Vergleich zu 2005 – stieg der Anteil ausländischer Investoren bei 18 Dax-Adressen, nur bei zehn Unternehmen ging er zurück. Besonders stark gesunken ist der Anteil der Anleger von jenseits der Grenzen bei Munich Re (8 Prozentpunkte) sowie bei Fresenius Medical Care und Deutsche Bank mit je 7 Punkten. Deutlich erhöht haben ausländische Investoren ihr Engagement bei Infineon (18 Prozentpunkte), ThyssenKrupp (14) und Siemens (8 Punkte).Vor allem im langfristigen Vergleich wird deutlich, wie stark ausländische Anleger ihr Engagement ausgebaut haben: Bei den 23 Unternehmen, deren Daten den Vergleich mit 2005 zulassen, stieg der Anteil ausländischer Anteilseigner von durchschnittlich 45 % auf 59 %. Vor allem europäische Anleger sind traditionell stark im Dax. Durchschnittlich 27 % der Aktien befinden sich im Besitz europäischer Anleger, 2010 waren es noch 25 %. Investoren aus Nordamerika halten im Schnitt 21 % nach 2010 noch 19 %.Im laufenden Jahr dürfte der Anteil ausländischer Investoren weiter steigen. Vor allem angelsächsische Anleger erhöhten ihr Engagement, erwartet Martin Steinbach, Leiter IPO und Listing-Services bei EY. Der schwache Euro mache Investitionen in deutsche Blue Chips gerade für US- und britische Investoren interessant. Hinzu komme die Konjunkturerholung in der Eurozone.