Reisebranche

Aussicht auf mehr Quarantäne belastet Reiseaktien

Der Hoffnungsfunken Mallorca scheint schon wieder verglüht. Die Aussicht auf eine Verschärfung der Quarantäneregeln sorgte bei Reiseaktien zu Beginn der Woche für einen deutlichen Dämpfer.

Aussicht auf mehr Quarantäne belastet Reiseaktien

lis Frankfurt

– Reiseaktien wie Lufthansa, Tui und Fraport wurden am Montag abgestraft, nachdem Pläne des Kanzleramts durchgesickert waren, die Quarantäneregeln für Reiserückkehrer zu verschärfen. Die deutsche Tourismus- und Luftverkehrsbranche reagierte umgehend. Ein solcher Beschluss wäre unverhältnismäßig, nicht zielführend und würde zudem die Gesundheitsbehörden überfordern, da sie die Einhaltung der Quarantäne überwachen müssten, kritisierten der Deutsche Reiseverband (DRV) und der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) in einem offenen Brief. In einem Beschlussentwurf aus dem Kanzleramt für die Bund-Länder-Runde an diesem Montag, deren Ergebnisse zu Redaktionsschluss noch nicht vorlagen, ist von einer Quarantäne- und Testpflicht für alle Reisenden aus dem Ausland die Rede – unabhängig von dortigen Inzidenzen.

Lufthansa lagen daraufhin zeitweise fast 5% im Minus, auch der Flughafenbetreiber Fraport sackte um fast 4% ab. Tui-Papiere verbilligten sich in Frankfurt um nahezu 7%, bei der Billigfluggesellschaft Ryanair gab es einen Abschlag von 4,7%. In der vergangenen Woche hatten diese Aktien noch davon profitiert, dass die Reisewarnung für Mallorca in Deutschland gefallen war und die Buchungszahlen für die Baleareninsel daraufhin kräftig anzogen. Allerdings hatte es postwendend Kritik aus der Politik gehagelt, die darauf beharrt, dass nicht notwendige Reisen unterbleiben sollen.

Der nun angedachte Beschluss ziele offenbar darauf, unter anderem Osterreisen nach Mallorca zu verhindern, meinen der DRV und BDL. Die Inzidenz auf der Balearen-Insel liege aber derzeit bei unter 20, zusätzlich gälten dort strenge Vorschriften. „Bei der Rückreise nach Deutschland besteht insofern auch kein erhöhtes, sondern ein sogar stark vermindertes Eintragungsrisiko“, schreiben DRV-Präsident Norbert Fiebig und BDL-Präsident Peter Gerber. Die Bundesregierung habe ein System errichtet, das bei stabilen Inzidenzen unter 50 keine Reisebeschränkungen vorsehe und eine Quarantäne erst bei Inzidenzen darüber. Eine weitere Verschärfung würde die Frage aufwerfen, warum bei Bewegungen in Deutschland bei sehr viel höheren Inzidenzen keine Quarantänepflicht verlangt werde.

Marek Andryszak, Geschäftsführer von Tui Deutschland, hält Befürchtungen wegen möglicher Gefahren von Mallorca-Flugreisen ebenfalls für übertrieben. „Mallorca ist nachgefragt, aber nicht überlaufen. Von den 1000 Hotels, die im Hochsommer geöffnet sind, werden nicht mal 10% zu Ostern zur Verfügung stehen“, sagte Andryszak der „Bild“ (Montag). Keiner wolle riskieren, dass die Strände und Hotels wieder geschlossen werden müssen, daher auch der negative PCR-Test als Voraussetzung zur Einreise nach Spanien.

Die Papiere der British-Airways-Muttergesellschaft IAG fielen am Montag zeitweise um 16%, da sich nach Ansicht der Investoren mittlerweile auch die Aussichten auf einen Reiseboom im Sommer verschlechtert haben. Die Fluggesellschaften in Europa haben sich bisher darauf vorbereitet, das Angebot in der für die Branche wichtigen Sommersaison deutlich auszubauen. Vergangene Woche hatte die EU-Kommission einen Plan für die Einführung eines digitalen Passes vorgestellt, der das Reisen für diejenigen erleichtern würde, die geimpft wurden, sich von dem Virus erholt haben oder kürzlich negativ getestet wurden. Am Samstag hatte Mike Tildesley, ein Wissenschaftler in einem Beratungsgremium der britischen Regierung, gegenüber der BBC allerdings gesagt, dass Sommerurlaube in Übersee extrem unwahrscheinlich seien, da das Risiko bestehe, dass Reisende neue Varianten ins Land zurückbringen könnten. Die neuesten Lockdown-Maßnahmen in diversen Ländern zusammen mit der Verwirrung über Tests und Quarantänen und der Tatsache, dass junge Menschen noch geimpft werden müssen, könne bedeuten, dass „die meisten Erwartungen an den Sommer unplausibel und unwägbar sind“, schrieben Citi­group-Analysten am Montag. „Der Sommer wird aus unserer Sicht alles andere als normal sein.“