Auto1 dreht Wachstumsmotor auf Hochtouren
sp Berlin
Der Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 Group will nach einem Rekordquartal den Wachstumsmotor im hohen Drehzahlbereich halten und zieht dafür Investitionen in Marketing und eigene Aufbereitungskapazitäten für gebrauchte Automobile vor. Bis Jahresende traut sich der Börsenneuling nach einem starken ersten Halbjahr jetzt 4 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro Umsatz statt der bisher angepeilten 3,8 Mrd. bis 4,2 Mrd. Euro zu. Der Bruttogewinn wird in einem Korridor von 380 Mill. bis 410 Mill. Euro erwartet, während die Prognose bisher 360 Mill. bis 410 Mill. Euro lautete. In der Mitte der Spanne liegt sowohl die Umsatzerwartung als auch der Ausblick für den Bruttogewinn oberhalb der bisher höchsten Analystenziele.
Die Aktie geriet am Freitag dennoch kräftig unter Druck und notierte nach einem Abschlag von mehr als 6% unter dem IPO-Preis von 38 Euro. Denn die zusätzlichen Investitionen belasten auf der Ebene des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) die Profitabilität. Die bereinigte Ebitda-Marge im Gesamtjahr wird nun bei –2,5 bis –3% statt im bisher angepeilten Korridor von –2% bis –2,5% erwartet.
Investitionen in Retailsparte
Ein großer Teil der zusätzlichen Investitionen im zweiten Halbjahr fließt in das Marketing für das junge Geschäft mit der Retailmarke Autohero. „Wir haben immer gesagt, dass wir mit Autohero eine Plattform bauen wollen, die irgendwann mehr als 1 Million Gebrauchtwagen in ganz Europa verkaufen kann“, sagt Finanzchef Markus Boser. „Wir machen die Investitionen jetzt, um diese Plattform aufzubauen.“
Im zweiten Quartal legte die Sparte einen Sprung auf 114 (i.V. 15) Mill. Euro Umsatz hin und steigerte den Verkauf von Gebrauchtwagen an Retailkunden auf 8415 (1174), während das Geschäft im ersten Quartal mit 7815 verkauften Autos 96 Mill. Euro Umsatz erzielte. Die Bruttomarge von Autohero liegt auch infolge der Marketinganstrengungen über den Prognosen. „Wir ziehen die Investitionen in den Aufbau der Marke nach vorne, weil wir die positiven Effekte in der Bruttomarge sehen“, sagt Boser.
Doch Auto1 fährt nicht nur die Marketingausgaben hoch. Investiert wird auch in den Ausbau eigener Kapazitäten für die Aufbereitung von gebrauchten Fahrzeugen. Bisher übernehmen Partnerfirmen in den meisten Fällen diese Arbeit. „Wenn man das selber macht, kann man die Autos nicht nur ankaufen und verkaufen, sondern aus einer Hand auch bessere Logistik und Qualität garantieren“, erklärt Boser. „Das bringt uns Marge und Schnelligkeit. Es bringt uns aber auch eine tiefere Kenntnis der Autos“, sagt der Finanzchef. Schon Ende dieses Jahres will Auto1 über Kapazitäten für die Aufbereitung von bis zu 50000 Gebrauchtwagen jährlich verfügen. In den nächsten zwei Jahren sollen diese Kapazitäten auf bis zu 200000 Einheiten an Standorten in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Polen ausgebaut werden.
Händlergeschäft dominiert
Im laufenden Jahr traut sich der Konzern einen Absatz von 592000 bis 623000 Autos über seine Online-Plattformen zu. Bislang hatte die Erwartung bis 638000 Einheiten gereicht. Es dominiert das Geschäft der Merchant-Sparte, die 554000 bis 580000 an Gebrauchtwagenhändler absetzen will, während bisher bis zu 600000 im Plan waren. Über Autohero sollen 38000 bis 43000 Autos verkauft werden, während Auto1 bisher mit 32000 bis 38000 gerechnet hatte. Der Umsatz im zweiten Quartal kletterte gegenüber dem Vorquartal um 18% auf 1,1 (404 Mill.) Mrd. Euro. Der Bruttogewinn liegt mit 99 (27) Mill. Euro 15% über dem ersten Quartal. Die bereinigte Ebitda-Marge liegt bei –2,1 (–2,5)%.
Wertberichtigt Seite 6