Autoindustrie spricht sich in Zollstreit Mut zu
scd/dpa-afx Frankfurt – Angesichts der jüngsten Andeutungen von US-Präsident Donald Trump zu möglichen Importzöllen befürchtet die Autobranche eine Eskalation des Handelsstreits mit den USA. VDA-Präsident Bernhard Mattes zeigte sich in einem Gespräch mit der “Süddeutschen Zeitung” besorgt. “Aktuell wird eine Politik der Abschottung und des Protektionismus verfolgt.” Die EU baue gerade eine Gegenposition zu US-Zöllen auf. Allerdings könnten Zölle auf US-Produkte auch neue Gegenreaktionen mit sich bringen. Wen Trump als Nächstes im Visier haben dürfte, hat er bereits mehrfach angekündigt. Die Autoindustrie und dabei insbesondere die deutschen Premiumhersteller.Seit Anfang Juni gelten auch für die EU sogenannte Strafzölle der USA auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren. “Ich bin weiterhin für freien und fairen Handel und sehe die Lösung in der Fortsetzung der Verhandlungen. Schafft die Zölle ab und setzt dafür auf beiden Seiten des Atlantiks gegenseitige Standards”, forderte Mattes. Trump hatte in einem Twitter-Statement anlässlich des Rückzugs von der geplanten G 7-Abschlusserklärung erklärt, die USA prüften weiter Zölle auf “den US-Markt flutende Automobile”. Damit heizte er die zuletzt etwas abgekühlten Spekulationen neu an. Noch härter als die deutsche Autoindustrie träfe es aber wohl die asiatische. Können Daimler und BMW ihren Importen noch Exporte in nahezu gleicher Höhe gegenüberstellen, sieht es bei den Japanern und Koreanern einseitiger aus. Sie importieren fast nichts aus den USA, exportieren aber deutlich mehr Autos dorthin als etwa die deutschen Hersteller.Mattes mühte sich am Montag dann auch, die Sorgen ob der Autozölle zu beruhigen. Deutsche Autos könnten mit Importzöllen in den USA zwar teurer werden. Dennoch sei nicht zu erwarten, dass den deutschen Autobauern das Geschäft komplett wegbreche: “Schon bisher haben sich deutsche Modelle in den USA nicht in erster Linie über den Preis verkauft.”Carlos Tavares, Chef der PSA-Gruppe und derzeit Präsident des europäischen Branchenverbands Acea, erinnerte daran, dass es viele ausländische Autobauer in den USA gebe, die dort schon sehr lange vor Ort seien und dabei viele Jobs geschaffen hätten. Damit bläst er ins gleiche Horn wie die deutschen Autobauer BMW und Daimler, die auch stets auf den hohen Exportanteil ihrer US-Werke abheben. BMW ist sogar nach Autowert der Ausfuhrmeister des Landes. Weil etwa der hochpreisige SUV X5 komplett in den USA gebaut und von dort exportiert wird, kommt BMW auf einen höheren Dollarbetrag an Exporten als an Importen. Ähnlich sieht die Situation bei Volvo und Mercedes-Benz aus. Ohne freien Handel sei die Hälfte der Jobs in den US-Werken bedroht, warnt Volvo-CEO Hakan Samuelsson.Angesichts der Verschärfung im Handelsstreit drohen schon jetzt Auswirkungen auf die Handelsaktivität. “Die DIHK-Exportprognose von mehr als 5 % deutsche Ausfuhrzuwächse in die USA ist angesichts der deutlichen Verstimmung bereits jetzt schon mehr als fraglich”, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.