Autoindustrie warnt vor Risiken

VDA: Protektionismus schadet den USA selbst - US-Autobauer nach Treffen mit Trump optimistisch

Autoindustrie warnt vor Risiken

Die weltweite, aber auch die heimische Autoindustrie stehen beim neuen US-Präsidenten Donald Trump unter besonderer Beobachtung. Zuletzt mussten die Chefs der drei US-Hersteller antreten. Der hiesige Autoverband setzt auf eine Offensivstrategie.ge/sp Berlin/New York – Nicht nur amerikanische, auch deutsche Autobauer sind in den vergangenen Tagen ins Visier des neuen US-Präsidenten Donald Trump geraten. Dieser fordert neue Autofabriken in den USA und droht Lieferungen aus Mexiko hohe Strafzölle an. Dass diese vermeintliche Schutzmaßnahme für den amerikanischen Arbeitsmarkt nicht ohne Auswirkungen bleiben kann, machte VDA-Präsident Matthias Wissmann auf dem gestrigen Neujahrsempfang des Verbands der Automobilindustrie (VDA) klar.Sollte es zu Einschränkungen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens mit Mexiko und Kanada kommen, so würden diese Behinderungen “zunächst der US-Wirtschaft einen deutlichen Dämpfer geben”. Aber auch der internationale Handel wäre betroffen. Protektionismus habe noch nie dauerhaft ein wirtschaftliches Problem auf der Welt gelöst. “Mit dem Aufbau von Zöllen oder Importsteuern würden sich die USA langfristig ins eigene Fleisch schneiden”, so der Verbandspräsident.Dem VDA zufolge sind die Vereinigten Staaten für die hiesigen Autobauer nicht nur der zweitgrößte Exportmarkt, sondern auch ein wichtiger Produktionsstandort, von dem aus der Weltmarkt beliefert wird. In den vergangenen sieben Jahren sei die Light-Vehicles-Produktion in den USA auf 850 000 Autos vervierfacht worden. Gut die Hälfte dieser Fahrzeuge würden exportiert.Zudem hätten die deutschen Zulieferer die Zahl ihrer Standorte in den USA deutlich erhöht. Die deutschen Autobauer und Zulieferer hätten damit knapp 190 000 Stellen in den USA geschaffen – plus weitere mehrere hunderttausend in Handel und Werkstätten. Die Attacken auf BMW, VW & Co abwehrend, listete Wissmann weiter auf, dass die deutschen Hersteller in den USA nur einen Marktanteil von 7,6 % (nach 8,0 % im Jahr 2015) hätten, während die Tochterunternehmen von Ford und General Motors (GM) – also Opel – in Deutschland einen deutlich zweistelligen Anteil erobert hätten. Audienz im Weißen HausDie Chefs der beiden größten US-Autobauer mussten am Dienstag höchstselbst bei Donald Trump antreten. Danach äußerten sich die Automanager durchwegs optimistisch und kündigten eine enge Zusammenarbeit mit der neuen Regierung an. “Wir sind vom Präsidenten und seiner Wirtschaftspolitik sehr ermutigt”, sagte Ford-Chef Mark Fields. Mary Barra, als CEO von GM die mächtigste Frau der Autoindustrie, sprach von einer “riesigen Chance”, um Verbesserungen in den Bereichen Umweltschutz und Sicherheit zu erreichen und Arbeitsplätze zu schaffen. Sergio Marchionne, CEO von Fiat Chrysler Automobiles, nahm ebenfalls an dem Treffen teil.Trump hat versprochen, Vorschriften für Firmen zu lockern und Steuern zu senken. Auch Investoren rechnen deshalb offenbar mit Verbesserungen wie der Eindämmung von Umweltauflagen. Die Aktie von Fiat Chrysler, die wegen ihrer relativ stark auf Light Trucks ausgerichteten Produktpalette besonders profitieren dürfte, legte an der Börse zeitweise um mehr als 6 % zu, während GM und Ford mit plus 2 % folgten.Trump forderte erneut, die Produktion in den USA zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen. Er hatte die Autohersteller wegen ihrer Produktion in Mexiko immer wieder scharf angegriffen und mit einem Importzoll von 35 % gedroht. Alle drei Konzerne haben in den vergangenen Wochen neue Arbeitsplätzen sowie Investitionen in den USA angekündigt. Dennoch investieren sie weiter in mexikanische Werke, wo die Löhne niedriger sind.Ford-Chef Fields sagte, die Firmen wollten mit Trump zusammenarbeiten, um der US-Produktion zu einer Renaissance zu verhelfen. Er lobte zudem den Ausstieg aus dem transpazifischen Freihandelsabkommen. Bei dem geplanten Pakt sei etwa die Manipulation von Währungskursen nicht berücksichtigt worden. Brexit macht SorgenDer VDA macht sich neben den USA auch über Großbritannien Sorgen, dem bei weitem wichtigsten Exportland deutscher Autohersteller. Der von Premierministerin Theresa May angekündigte “hard Brexit” berge erhebliche Risiken – “für UK ebenso wie für die gesamte EU”. Aus Sicht der hiesigen Automobilindustrie müsse alles getan werden, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen Großbritannien und den anderen EU-Ländern auch künftig zu ermöglichen. Dennoch gibt es für Wissmann eine klare Priorität: “So wichtig das Vereinigte Königreich für uns als Markt ist, der Zusammenhalt der EU 27 und der damit verbundene Binnenmarkt sind für unsere Industrie von noch größerer Bedeutung.”