Deutscher Pkw-Markt

Neuzulassungen von Elektroautos stürzen ab

In Deutschland werden im August 68% weniger batterieelektrische Pkw neu zugelassen. Das liegt auch an einem Basiseffekt. Doch der Trend zeigt weiter nach unten.

Neuzulassungen von Elektroautos stürzen ab

Neuzulassungen von Elektroautos fallen tief

Trotz eines Basiseffekts zeigt der Trend nach unten – Schwacher deutscher Pkw-Markt im August – Ifo-Institut: Branchenstimmung im Sturzflug

jh München

Die Schwäche auf dem deutschen Elektroautomarkt hat sich im August verschärft. Die Neuzulassungen der rein batterieelektrischen Pkw (BEVs) stürzten um knapp 68% ab. Es waren nur rund 27.000. Vor einem Jahr hatte die Zahl noch mehr als das Dreifache erreicht. Der Anteil der BEVs an allen Pkw-Neuzulassungen fiel laut der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts von 32% auf weniger als 14%.

Allerdings verzerrt ein Basiseffekt den Vergleich mit dem August 2023. Damals hatte es eine Vielzahl vorgezogene Käufe gegeben, da die staatliche Kaufprämie für Gewerbekunden am Ende von jenem Monat ausgelaufen war. Nun beschloss die Bundesregierung Steueranreize für elektrische Dienstwagen.

Unter dem Niveau der zwei Vorjahre

Auch wenn der jüngste Rückgang überzeichnet ist, bleibt es dabei, dass Elektroautos seit dem Auslaufen der Umweltprämie für private Autokäufer Ende 2023 erheblich schwieriger abzusetzen sind. Mit Ausnahme einer Stagnation im April sind die Monatszahlen der Neuzulassungen seit Februar mit jeweils zweistelligen Raten im Vergleich mit dem Vorjahr gesunken. Im Juni waren es 18% weniger, im Juli 37%.

Das Beratungsunternehmen EY rechnet damit, dass in Deutschland in diesem Jahr etwa 150.000 Elektroautos weniger verkauft werden als im vergangenen Jahr. „Wir liegen damit deutlich unter dem Absatzniveau der Jahre 2022 und 2023 und nur leicht über dem Absatz von 2021“, kommentiert Branchenexperte Constantin Gall die Entwicklung. „Die Elektromobilität hat in Deutschland den Rückwärtsgang eingelegt.“ Im vergangenen Jahr waren 524.200 BEVs neu zugelassen worden.

Zuversicht für Plug-In-Hybride

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für die BEVs mit einem Rückgang um ein Viertel oder 131.000 auf 393.200 Einheiten in diesem Jahr. Dagegen erwartet er für Plug-In-Hybride, die Verbrennungs- und Elektromotor kombinieren, einen Anstieg um 5% auf 184.500.

Auch der gesamte deutsche Pkw-Markt schrumpfte im August deutlich: Die Neuzulassungen verringerten sich um knapp 28% auf etwas mehr als 197.000. Der VDA weist allerdings darauf hin, dass ein Teil der Neuzulassungen in den Juni vorgezogen worden seien. Der Grund: Seit Juli müssen wegen einer EU-Verordnung Neuwagen mit bestimmten Assistenzsystemen ausgestattet sein.

Zum Rückgang der Neuzulassungen und zu den Nachrichten aus dem VW-Konzern über mögliche Werksschließungen gesellte sich am Mittwoch eine düstere Bestandsaufnahme des Münchner Ifo-Instituts: „Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“, stellt Branchenbeobachterin Anita Wölfl fest. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate seien äußerst pessimistisch.

„Ein Mangel an neuen Aufträgen“

Schon im Juli waren die Geschäftserwartungen der Branche hierzulande mit -29,5 Punkte klar negativ. Im August sackten sie auf -40,5 Punkte ab. Die Lage schätzen die Hersteller und Zulieferer noch deutlich besser ein: -7,2 Punkte im August bedeuteten einen Rückgang um 0,3 Punkte im Vergleich mit Juli.

„Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen, insbesondere aus dem Ausland“, sagt Wölfl. „Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder.“ Der Indikator für die Exporterwartungen sank zum dritten Mal in Folge: -29,6 Punkte seien der tiefste Stand seit langem.

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