Neuzulassungen

Autoverkäufe in Italien im Rückwärts­gang

Die Autoverkäufe in Italien sind auf das Volumen von Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts gefallen. Und die Perspektiven sind nicht gut.

Autoverkäufe in Italien im Rückwärts­gang

bl Mailand

Die Autoverkäufe in Italien sind 2022 auf das niedrigste Niveau seit Ende der 1970er Jahre gefallen. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Neuzulassungen von 1,46 Millionen auf 1,32 Millionen Einheiten. Zum Vergleich: Noch 2017 wurden in Italien fast zwei Millionen Fahrzeuge zugelassen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Centro Studi Promotor in Mailand vorgelegt hat.

Angesichts der drastischen Ab­schwächung der Konjunktur sowie der hohen Inflation erwartet das Centro Studi Promotor in diesem Jahr bestenfalls 1,5 Millionen Neuzulassungen. Das wäre fast ein Viertel weniger als vor der Corona-Pandemie. Italien ist nach Deutschland, Großbritannien und Frankreich der viertgrößte Automarkt Europas. Der Rückgang fällt noch stärker aus als auf EU-Ebene. Dort sanken die Neuzulassungen 2022 um 4,6% auf 9,26 Millionen Einheiten.

Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi, die im Herbst 2022 abgelöst wurde, hatte Hilfen im Umfang von 8,7 Mrd. Euro bis 2030 auf den Weg gebracht. Dazu gehören Kaufanreize für lokal schadstofffreie oder schadstoffarme Autos sowie Hilfen für die Branche, die etwa 12% zum Bruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt. Im Einklang mit Herstellern, Zulieferern und Händlern fordert Gian Primo Quagliano, Chef des Instituts, nun weitere Hilfsmaßnahmen. Nur so ließen sich die CO2-Emissionen senken. Das Durchschnittsalter des Fahrzeugbestands in Italien liegt mit zwölf Jahren und zwei Monaten deutlich über dem in Frankreich (zehn Jahre und fünf Monate) oder Deutschland (zehn Jahre und ein Monat). Quagliano fordert eine Vereinfachung der Regeln für die Inanspruchnahme der Kaufanreize. Im internationalen Vergleich ist in Italien der Anteil von Elektro- oder Hybridantrieben an den Gesamtverkäufen deutlich niedriger. Im Gesamtjahr entfielen nur 9,7% des Autoabsatzes auf solche Fahrzeuge. In Deutschland betrug der vergleichbare Anteil mehr als 30%.

Dramatisch ist auch der Rückgang der Inlandsproduktion. 2022 hat der französisch dominierte Stellantis-Konzern, zu dem neben Fiat auch Maserati, Lancia und Alfa Romeo gehören und damit der weitaus größte Teil der italienischen Autoindus­trie, in Italien nur 685753 Fahrzeuge produziert. Das waren 1,8% mehr als 2021, aber weit weniger als die 1,04 Millionen 2017. Die Kapazitäten liegen bei 1,5 Millionen. Auch 2022 verzeichnete Marktführer Fiat mit einem Minus von 20% auf 179000 Einheiten den stärksten Rückgang bei den Neuzulassungen. Auf den Plätzen folgten VW (−16,7% auf 105005 Einheiten) und Toyota (+8,6% auf 92161 Fahrzeuge).