BAIC ist größter Daimler-Aktionär
jh München
Die staatlich geführte Beijing Automotive Group (BAIC) ist mit 9,98% an der Daimler AG beteiligt. Das wurde nun nach der Abspaltung des Nutzfahrzeugunternehmens Daimler Truck Holding bekannt. Eine weitere Erhöhung plane BAIC nicht, heißt es. Der chinesische Partner und Daimler veröffentlichten die Anteilshöhe am Montag. Zu erfahren war auch, dass BAIC diesen Anteil schon 2019 erhöht hat.
Damals war der Einstieg der Chinesen im Juli mitgeteilt worden: BAIC hatte 5% erworben. Da die nächste Meldeschwelle von 10% nicht erreicht wurde, hat sich der chinesische Aktionär formal korrekt verhalten. Wie zu hören ist, wurde Daimler erst vor kurzem über den schon vor zwei Jahren aufgestockten Anteil informiert. Ob es damals auf Vorstandsebene Gespräche dazu gegeben hatte, war nicht zu erfahren. Unter Analysten sei das größere Aktienpaket von BAIC das am schlechtesten gehütete Geheimnis in der Autoindustrie gewesen, heißt es.
Auf der Internetseite von Daimler war noch am Montagnachmittag der Anteil von BAIC zum Stichtag 30. September 2021 mit 5% angegeben. Als größter Einzelaktionär mit einem Anteil von 9,7% wird eine Investmentgesellschaft des chinesischen Investors Li Shufu genannt, des Eigentümers des chinesischen Autokonzerns Geely. Falls sich an dieser Größenordnung nichts geändert hat, ist rund ein Fünftel der Aktien von Daimler in chinesischem Besitz.
Der dritte bekannte Einzelaktionär ist der Staatsfonds von Kuwait mit 6,8%. Da die Aktionäre von Daimler für jeweils zwei Anteile einen der seit vergangenem Freitag börsennotierten Daimler Truck Holding AG erhalten haben, sind die zwei chinesischen Aktionäre an dem Lkw- und Busunternehmen mit jeweils gut 6% beteiligt – falls sie nicht sofort Aktien verkauft haben.
Laut einer Mitteilung von BAIC unterstreicht die erhöhte Beteiligung „das volle Vertrauen des Unternehmens in die Daimler AG und spiegelt die starke Unterstützung als langfristiger Investor wider“. Es sei „ein starker Vertrauensbeleg für das große Potenzial der weiteren Transformation von Daimler“.
Der Stuttgarter Fahrzeugkonzern bezeichnet die Partnerschaft von BAIC und Daimler als ein Vorbild für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit seit nahezu zwei Jahrzehnten. BAIC sei der wichtigste Industriepartner von Mercedes-Benz in China. Die Beteiligung spiegle das Bekenntnis zur Allianz in Produktion und Entwicklung im größten Pkw-Markt der Welt wider, heißt es in einer Stellungnahme von Vorstandschef Ola Källenius. Bis Ende dieses Jahres bringt Mercedes-Benz nach eigenen Angaben vier Elektrofahrzeuge auf den chinesischen Markt. Bis auf den EQS würden drei davon lokal produziert (EQA, EQB, EQC). „Die Lokalisierung eines vierten Modells (EQE) ist für das kommende Jahr geplant.“
Mit Beteiligungen verflochten
BAIC und Daimler sind mit einer wechselseitigen Beteiligung verflochten. Seit 2013 ist der deutsche Konzern an der Pkw-Tochterfirma BAIC Motor, die an der Börse in Hongkong notiert ist, mit 9,55% beteiligt. Zunächst waren es 12%. Hinzu kommt eine Beteiligung von 2,46% an der in Schanghai notierten BAIC Bluepark.
Seit 2005 arbeiten Daimler und BAIC in mehreren Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Am wohl bedeutendsten, dem Autohersteller BBAC, ist Daimler mit 49% beteiligt. Das Beteiligungsergebnis betrug in den ersten neun Monaten dieses Jahres gut 1 Mrd. Euro.