Barry Callebaut bleibt in Russland
Reuters Zürich
Der Schweizer Schokoladen- und Kakaohersteller Barry Callebaut bleibt auch nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in Russland tätig. Die drei russischen Fabriken des Unternehmens mit 500 Mitarbeitenden arbeiteten weiterhin, sagte Firmenchef Peter Boone bei der Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse. „Für uns fühlt es sich richtig an, in der Nähe unserer Mitarbeitenden und unserer Kunden zu bleiben“, erklärte der Manager. „Wir stehen in Kontakt mit unseren 500 Kollegen in Russland, die eindeutig nicht um diese Entscheidung der russischen Regierung gebeten haben.“ Schokolade und Kakao von Barry Callebaut wird in vielen Lebensmitteln verwendet, etwa in Getränken und Frühstücksflocken.
Andere Lebensmittelhersteller haben ihr Geschäft in Russland zurückgefahren oder gestoppt. Nestlé nahm nach heftiger Kritik von Konsumenten, Aktivistengruppen und Politikern die meisten ihrer Produkte aus den Regalen und stellt in dem Land nur noch Grundnahrungsmittel wie Säuglingsnahrung sowie medizinische und krankenhausspezifische Ernährung bereit.
„Wir stehen unter enormem Druck, wenn wir uns die Bilder aus dem Krieg ansehen“, räumte Barry-Callebaut-Chef Boone ein. Wegen des Risikos von Zahlungsausfällen in Russland habe der Konzern eine Wertminderung von 5 Mill. sfr vorgenommen und neue Investitionen in dem Land gestoppt. Das Unternehmen setzt in Russland, dem nach Euromonitor-Angaben viertgrößten Markt für Schokolade-Süßwaren, weniger als 5% seiner Verkaufsmenge ab. Boone sagte, aktuell sei es schwierig, Rohstoffe in das Land zu bekommen, Lieferungen seien aber noch immer möglich, weil Lebensmittel nicht auf der Sanktionsliste stünden.
Barry Callebaut steigerte den Gewinn in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 auch dank einer Steuergutschrift um 9,3% auf 225 Mill. sfr. Der Umsatz wuchs um 15,8% auf 4,03 Mrd. sfr, die Verkaufsmenge erhöhte sich um 8,7% auf 1,16 Mill. Tonnen. Besonders gut lief dem Unternehmen zufolge das Schokoladengeschäft, das mit einem Anstieg der Verkaufsmenge um knapp 10% das Marktwachstum um ein Mehrfaches übertroffen hat.