Batteriehersteller legen Rechtsstreit bei
Volkswagen und Ford können aufatmen: Zwei für die Autoindustrie wichtige Batterielieferanten haben kurz vor Ablauf einer Frist am Sonntag ihren Streit in den USA beigelegt. Der drohende Rückschlag für die Produktion von Elektroautos ist damit abgewendet. Die beiden südkoreanischen Zulieferer SK Innovation (SKI) und LG Energy Solution einigten sich darauf, alle Rechtsverfahren in den USA und Südkorea zurückzuziehen und verpflichteten sich, in den nächsten zehn Jahren auf Klagen zu verzichten. SKI zahlt LG Energy zudem umgerechnet 1,8 Mrd. Dollar in bar und Lizenzen. LG hatte SKI wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen verklagt.
„Die beiden Firmen können nun im weltweiten Markt koexistieren und in gutem Glauben konkurrieren“, teilte LG Energy Solution – eine Tochter von LG Chem – am Sonntag mit. VW und Ford lobten die Einigung. „Es freut uns, dass die beiden Zulieferer von Batterien im Zentrum dieses jüngsten Handelsstreits übereingekommen sind und ihre Differenzen ausgeräumt haben“, teilte Volkswagen mit. Ford äußerte sich ähnlich.
Der Streit zwischen den beiden Batterieherstellern tobt seit 2019. SKI hatte dem größeren Rivalen LG den Auftrag von Volkswagen zur Lieferung von E-Auto-Batterien in den USA 2018 abgejagt. Anfang 2019 begann SKI den Bau einer 1,7 Milliarden Dollar teuren Fabrik im US-Bundesstaat Georgia. Von dort sollen ab 2022 Batterien an das rund 200 Kilometer entfernte VW-Werk in Chattanooga geliefert werden. SKI will von Georgia aus auch Ford beliefern. Volkswagen und Ford hatten bereits vor Folgen des Streits für Produktion und Arbeitsplätze in den USA inmitten der Corona-Krise gewarnt.
Auch Georgia trieb die Furcht vor dem Verlust von Jobs um. Der Gouverneur des US-Bundesstaates, Brian Kemp, hatte deshalb US-Präsident Joe Biden gebeten, ein Urteil der Internationalen Handelskommission der USA (ITC) zu kippen. Diese hatte sich auf die Seite von LG Chem gestellt und SKI unter anderem nur noch den Import von Komponenten für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien in den USA für Volkswagen für zwei Jahre erlaubt, für den US-Autobauer Ford für vier Jahre. Biden hatte eine Frist für eine Entscheidung bis Sonntagabend gesetzt. Seine Regierung, Volkswagen und Ford hätten die beiden Batteriehersteller dazu gedrängt, sich außergerichtlich zu einigen, sagten mit den Verhandlungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Auch für Biden ist die Einigung ein Erfolg. Er will die Produktion von E-Autos vorantreiben und hat dazu Hilfen von 174 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Die Einigung bezeichnete er als Gewinn für die amerikanischen Arbeiter und die amerikanische Autoindustrie. „Wir brauchen eine starke, breit gefächerte und widerstandsfähige in den USA angesiedelte Lieferkette von Batterien“, teilte Biden mit.