Baugenehmigungen legen weiter zu
Reuters Berlin – Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist 2021 so hoch ausgefallen wie seit 22 Jahren nicht mehr. Die Behörden gaben grünes Licht für den Bau von 380914 Wohnungen – ein Plus von 3,3% oder 12 325 im Vergleich zu 2020, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP will dafür sorgen, dass pro Jahr 400000 Wohnungen gebaut werden, und will dafür die Baugenehmigungs- und Planungsprozesse vereinfachen.
Problematisch ist seit längerem, dass mehr Bauten genehmigt werden, als dann tatsächlich auch gebaut werden. So erwarten die Bauverbände HDB und ZDB, dass in diesem Jahr rund 320 000 Wohnungen fertiggestellt werden nach etwa 310 000 im abgelaufenen Jahr. Allein 2020 lag die Zahl der Baugenehmigungen aber bei fast 369 000. Dieser sogenannte Bauüberhang nehme seit Jahren zu, bestätigte das Statistikamt. Politiker klagen in diesem Zusammenhang über Spekulation mit Grundstücken. Demnach werden Baugenehmigungen oftmals nur beantragt, um die Grundstücke dann teurer verkaufen zu können.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) verwies darauf, dass die Nachfrage nach Wohnraum im Jahresverlauf nachgelassen habe – zum einen wegen des Auslaufens der Baukindergeldförderung Ende März und zum anderen wegen Materialengpässen und höherer Baupreisen, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Vor allem wegen der „durch die aktuelle politische Lage derzeit wieder stark anziehenden Preise bei Baumaterialien befürchten wir, dass sich die schwache Entwicklung 2022 fortsetzen wird“. IG-Bau-Chef Robert Feiger mahnte jedoch, der Nachholbedarf beim Wohnungsneubau sei schon jetzt enorm. „Daher brauchen wir auch in diesem Jahr wieder einen Superlativ bei den Baugenehmigungen.“ Notwendig seien Genehmigungen vor allem für mehr Dachaufstockungen von Wohnhäusern, für On-Top-Etagen auf Geschäftshäusern, auf Büro- und Verwaltungskomplexen, auf Parkhäusern und Einkaufsmärkten.
Die Zahl der Baugenehmigungen kletterte im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamts bundesweit bei Einfamilienhäusern um 0,9% und bei Mehrfamilienhäusern um 2,2%. Bei Zweifamilienhäusern gab es einen starken Anstieg von mehr als einem Viertel.