Bayer blickt zuversichtlich nach vorn
ab Köln
– Den Rückenwind aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr will Bayer in den neuen Turnus mitnehmen. Zwar musste der Pharma- und Agrarchemiekonzern 2021 einen Rückgang im bereinigten operativen Ergebnis um 2,5 % hinnehmen, wie Bayer-Chef Werner Baumann bei Bilanzvorlage erläuterte. Am Ende aber schnitten die Leverkusener besser ab als erwartet. 2021 sei weit mehr als das angekündigte Übergangsjahr gewesen. „Das Geschäftsjahr war operativ und auch strategisch ein richtig gutes Jahr für Bayer“, sagte Baumann und verwies darauf, dass alle drei Divisionen schneller als ihr jeweiliger Markt gewachsen seien.
Der Wachstumskurs soll im laufenden Geschäftsjahr fortgesetzt werden, wenngleich in der Prognose etwaige Auswirkungen des Krieges noch nicht berücksichtigt sind. Direkte Folgen dürften sich für Bayer aber zunächst in engen Grenzen halten, entfällt auf die Ukraine doch nur ein Umsatzanteil von deutlich weniger als 1 % und auf Russland von 2 %. Es sei jedoch zu früh, um abzuschätzen, welche globalen Folgen der Krieg auf die Weltwirtschaft und die weltweite Nahrungsversorgung haben werde, sagte der Bayer-Chef. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure weltweit.
Entwarnung gab Baumann aber zumindest mit Blick auf die absehbar steigenden Energiepreise, sei Bayer doch kein energieintensives Unternehmen mehr. 2021 belief sich die Stromrechnung im Konzern auf etwa 500 Mill. Euro. Dieser Kostenblock werde in diesem Jahr in überschaubarem Umfang steigen. „Wir werden es bestmöglich mitigieren“, versprach Finanzchef Wolfgang Nickl.
Während Bayer in der Ukraine vor allem mit Saatgut und Pflanzenschutz Geschäfte macht, stehen in Russland die Segmente Pharma und Consumer Health im Mittelpunkt. Für Bayer stehe die Nahrungs- und Gesundheitsversorgung im Fokus. „Wir werden immer dafür werben, dass die Zivilbevölkerung nicht leidet“, sagte Baumann.
Für den neuen Turnus hat sich Bayer ein währungs- und portfoliobereinigtes Umsatzplus von 5 % zum Ziel gesetzt, was Erlösen von 46 (i.V. 44,1) Mrd. Euro entspräche. Zugleich soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 12 (11,2) Mrd. Euro steigen, entsprechend einer Ebitda-Marge von 26 (25,4) %. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie werden 7 (6,51) Euro angepeilt. Der freie Cashflow soll auf 2 bis 2,5 Mrd. Euro anwachsen. Zudem wollen die Leverkusener die Kapitalkosten im laufenden Turnus endlich wieder verdienen. Das war zuletzt 2017 der Fall.
Wenngleich es Bayer 2021 wider Erwarten gelungen ist, einen freien Mittelzufluss von 1,4 Mrd. Euro zu generieren, reicht der Cashflow erneut nicht aus, um die Dividende vollumfänglich zu bedienen. Zur Ausschüttung vorgeschlagen werden unverändert 2 Euro je Aktie oder 1,97 Mrd. Euro in Summe.
Aus der Unzufriedenheit mit der Kursentwicklung – am Dienstag legte der Kurs entgegen dem Markttrend zu – machte Baumann kein Hehl. Hauptgrund für die schwache Kursentwicklung sei unverändert die Unklarheit im Zusammenhang mit den Glyphosatklagen. Nachdem die dafür gebildeten Rückstellungen im abgelaufenen Turnus nochmals um 3,5 Mrd. Euro aufgestockt wurden, sollte „absolut ausreichend vorgesorgt sein“, egal wie die Entscheidung des Supreme Court in den USA ausfalle, sagte Nickl. Mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs – Bayer hat gegen ein Glyphosat-Urteil Revision beantragt – wird aber erst in einigen Monaten gerechnet. Was die Ende 2021 angestrengten Aktionärsklagen betrifft, ist Bayer entspannt. Um bilanziell vorzusorgen, müssten Risiken wahrscheinlich und berechenbar sein, sagte Nickl. Beides sei bei den Aktionärsklagen nicht gegeben.
Bayer | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 44 081 | 41 400 |
Bereinigtes Ebitda | 11 179 | 11 461 |
Bereinigtes Ebit | 7 295 | 7 095 |
Sondereinflüsse | – 3 942 | – 23 264 |
Ebit | 3 353 | – 16 169 |
Finanzergebnis | – 1 307 | – 1 081 |
Konzernergebnis | 1 000 | – 10 495 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 1,02 | – 10,68 |
Bereinigtes Ergebnis je Aktie (Euro) | 6,51 | 6,39 |
Free Cashflow | 1 415 | 1 343 |
Nettoverschuldung | 33 137 | 30 045 |
Eigenkapitalquote (%) | 27,6 | 26,3 |
Börsen-Zeitung |