Trüber Ausblick

Bayer steht schwieriges Jahr ins Haus

Bevor sich die Geschäftsentwicklung 2026 bessert, muss Bayer zunächst noch tiefer ins Ergebnistal hinabsteigen. Das operative Ergebnis wird laut Prognose 2025 das dritte Mal in Folge sinken.

Bayer steht schwieriges Jahr ins Haus

Bayer steht schwieriges Jahr ins Haus

Besserung erst 2026 in Sicht – Risikolage verschärft sich – Konzern will Rechtsrisiken bis Ende 2026 „signifikant eindämmen“

ab Köln

Bayer vertröstet die Investoren auf das kommende Jahr. 2025 werde wohl das schwierigste Jahr des Turnarounds werden, sagte Vorstandschef Bill Anderson. Gerechnet wird erneut mit einem deutlichen Rückgang im operativen Ergebnis. Dennoch stieg der Aktienkurs – nicht zuletzt, weil neue Hiobsbotschaften ausblieben.

Die Investoren von Bayer brauchen einen langen Atem. „Um die Potenziale zu heben, müssen wir erst einmal durch ein schwieriges Jahr 2025 navigieren, das zentral für unseren Turnaround sein wird“, sagte Vorstandchef Bill Anderson bei der Bilanzvorlage und ergänzte: „Wir krempeln die Ärmel hoch und bringen die richtigen Maßnahmen voran.“

Wie schwierig der neue Turnus gerade mit Blick auf die finanziellen Kennzahlen wird, zeigt der Ausblick. Auf Basis der Wechselkurse zum Bilanzstichtag 2024 wird bei einem Umsatz zwischen 45 und 47 Mrd. Euro mit einem Rückgang im bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) auf 9,3 bis 9,8 Mrd. Euro kalkuliert. Dabei lag das bereinigte Ebitda mit 10,1 Mrd. Euro bereits 2024 um 13,5% unter dem Vorjahreswert.

Mindestdividende

Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,75 Euro gesehen nach 5,05 Euro (–21%) im Vorjahr. Hohe Sonderlasten im Umfang von 5,5 Mrd. Euro hatten Bayer 2024 abermals einen Verlust von 2,5 (i.V –2,9) Mrd. Euro beschert. Auch im Free Cashflow wird mit einem Rückgang auf 1,3 bis 2,3(3,1) Mrd. Euro gerechnet. Wie im Vorjahr erhalten die Aktionäre nur die Mindestdividende von 0,11 Euro. Die Nettoverschuldung, die sich zum Bilanzstichtag 2024 auf 32,6 Mrd. Euro verringerte, soll bis Ende 2025 auf 31 bis 32 Mrd. Euro zurückgeführt sein.

Wenngleich sich Anderson zuversichtlich gab, dass sich die Performance 2026 verbessert, täuscht das nicht über die nach wie vor ungelöste Frage zum Umgang mit den Rechtsrisiken in den USA hinweg. Auch an dieser Stelle machte der Bayer-Chef Mut. Der mehrgleisige Ansatz inner- und außerhalb der Gerichtssäle werde fortgesetzt. In der Causa PCB stehe ein wichtiges Urteil des Washington Supreme Court an. Zudem setzen die Leverkusener darauf, die Glyphosat-Thematik vor den Supreme Court bringen zu können. „Das werden wichtige Meilensteine auf dem Weg sein, die Rechtsstreitigkeiten bis Ende 2026 signifikant einzudämmen“, sagte Anderson.

Politisch korrekt

Gleichwohl geht aus dem Risikobericht hervor, dass sich die Risikolage „aufgrund der sich kumulierenden Anzahl schwebender rechtlicher Verfahren“ verschärft hat. Von 181.000 angemeldeten Glyphosat-Klagen sind mittlerweile 114.000 aus dem Weg geräumt. Entsprechend verbleiben 67.000 Klagen. Inwieweit sich der Regierungswechsel in den USA auf den weiteren Umgang mit den Klagen auswirke, wollte Anderson nicht einschätzen. Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten summierten sich Ende 2024 auf 6,5 Mrd. Euro. Mit 6 Mrd. Euro betrifft das Gros die Glyphosat-Thematik, wie Finanzchef Wolfgang Nickl ausführte. Für die Causa PBC gibt es kaum bilanzielle Vorsorge, da etwaige Zahlungen weder von der Wahrscheinlichkeit her noch der Höhe nach abschätzbar seien.

7.000 Stellen abgebaut

Mit Äußerungen und Einschätzungen, welche die Trump-Administration betreffen, hielt sich Anderson zurück. Die Zollthematik spiele für Bayer einzig im Pharmageschäft eine größere Rolle, da viele Medikamente in Europa produziert würden. Die Divisionen Cropscience und Consumer Health produzierten ihre Produkte für den US-Markt dagegen in den USA. Hier könne es zu positiven Effekten kommen, wenn Wettbewerber ihre Waren in die USA einführten und diese sich durch die Zölle verteuerten.

Das könnte sich insbesondere im Pflanzenschutzgeschäft positiv auswirken, leidet die Division doch unter verstärktem Preisdruck. In der Folge war die operative Marge im abgelaufenen Turnus auf 19,4% abgeschmolzen. Gegengesteuert wird nun mit einem Maßnahmenpaket, das bis 2029 Ergebnisbeiträge von mehr als 1 Mrd. Euro liefern soll.

Hinzu kommt ein Programm zur Verbesserung der Cash-Generierung, wie Divisionschef Rodrigo Santos ausführte. Zudem sollen Innovationen bis 2029 zu einem zusätzlichen Umsatz von mehr als 3,5 Mrd. Euro führen. Dann soll die Ebitda-Marge auch wieder im mittleren 20-Prozent-Bereich liegen.

800 Mill. Euro Einsparungen

Mit Blick auf den im Vorjahr eingeleiteten Organisationsumbau bescheinigte sich Anderson große Fortschritte. Die für das vergangene Jahr geplanten Einsparungen von 500 Mill. Euro seien erzielt worden, 2025 sollen weitere 800 Mill. Euro dazukommen. Bis Ende 2026 soll das Programm zur Entbürokratisierung nachhaltige Einsparungen von 2 Mrd. Euro bringen. Inzwischen sei die Organisation nahezu vollständig auf das neue Betriebsmodell umgestellt, das mehr Geschwindigkeit und Effektivität bringen soll.

Im Zuge dessen fielen allein im abgelaufenen Turnus 7.000 Stellen weltweit weg – überwiegend Führungspositionen, wie Arbeitsdirektorin Heike Prinz erläuterte. Die Zahl der Führungsebenen habe sich in etwa halbiert.

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