Agrarhandelskonzern in Schieflage

Baywa drohen erneut hohe Belastungen

Dem insolvenzgefährdeten Agrarhandelskonzern droht weiteres Ungemach. Im Rahmen eines Werthaltigkeitstests der Unternehmensberater von Roland Berger könnten hohe Firmenwertabschreibungen für abermals tiefrote Zahlen sorgen.

Baywa drohen erneut hohe Belastungen

Baywa drohen abermals hohe Zusatzkosten

Firmenwertabschreibungen könnten erneut für tiefrote Zahlen sorgen – Resultat der Prüfung von Roland Berger entscheidend

sck München

In ihrer jüngsten Euphorie über ein sich abzeichnendes Rettungspaket für den insolvenzbedrohten Agrarhandelskonzern Baywa haben die Anleger weitgehend ausgeblendet, dass dem Münchner SDax-Mitglied abermals hohe Belastungen drohen. Denn die dieser Tage versendete Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens hat es in sich. Der Vorstand teilte darin mit, die Jahresprognose zu kassieren und die ursprünglich für den 8. August geplante Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal auf den 27. September zu verschieben.

Die Konzernführung ließ darüber hinaus wissen, dass sich die Bekanntgabe des Halbjahresberichts per 30. Juni aufgrund der laufenden Impairment-Prüfungen verzögere. Im Auftrag des Vorstands durchleuchten Unternehmensberater von Roland Berger seit rund zwei Wochen die Konzernbücher auf Herz und Nieren. Alix Partners stellt den Sanierungskoordinator.

Firmenwertabschreibungen möglich

Das geschieht auf Druck der Gläubigerbanken. Diese wollen Klarheit darüber haben, wie es um die Baywa tatsächlich bestellt ist. Unter Zeitdruck muss Roland Berger im Rahmen eines Sanierungsgutachtens eine Fortführungsprognose abliefern. Der verschobene Veröffentlichungstermin deutet darauf hin, dass die Erstellung dieses Gutachtens noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird.

Im Rahmen eines sogenannten Impairment-Tests ermittelt Roland Berger unter anderem den Wert von Vermögensgegenständen des Konzerns neu. Der Baywa drohen zusätzlichen Belastungen, sollten die Experten zum Ergebnis kommen, dass umfangreiche Firmenwertabschreibungen vorgenommen werden müssen. Dies wäre der Fall, wenn Buchwerte deutlich nach unten zu korrigieren wären.

Eigenkapital schmilzt

Das drückt zwar nicht den Cashflow, könnte aber für abermals tiefrote Zahlen sorgen. Weitere Verluste würden wiederum das ohnehin bereits abgeschmolzene Eigenkapital zusätzlich mindern. Ende März schrumpfte dieses auf 1,59 Mrd. Euro. Gegenüber Ultimo 2023 ist das ein Rückgang von 128 Mill. Euro. Ende 2022 betrug das Konzern-Eigenkapital noch 1,91 Mrd. Euro. Die Finanzschulden wuchsen zuletzt auf 5,6 Mrd. Euro.

Vor diesem Hintergrund haben die von der Baywa in der Meldung ausgewiesenen vorläufigen Finanzeckdaten zum zweiten Quartal keine Aussagekraft. Nach eigenen Angaben erwirtschaftete der Konzern im vergangenen Kalenderviertel einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 61 Mill. Euro nach einem operativen Defizit in gleicher Höhe (minus 61 Mill. Euro) von April bis Juni 2023. „Diese Ebit-Zahlen stehen noch unter dem Vorhalt der durch die Aktienkursentwicklung erforderlich gewordenen und noch durchzuführenden Impairment-Überprüfungen“, warnt die Baywa.

Hohe Verluste

Der Konzern schreibt tiefrote Zahlen. Im vergangenen Jahr verbuchte die Baywa einen Nettoverlust von 93 Mill. Euro, im ersten Quartal wies der Konzern einen Fehlbetrag von 108 Mill. Euro aus. Ursächlich dafür waren ein Schub bei den Zinsaufwendungen und operative Verluste im Geschäft mit Solarmodulen. China überschwemmt den Weltmarkt mit Billigprodukten, die Preise fallen. Die Baywa musste daraufhin Lagerbestände im Segment Regenerative Energien (Tochter Baywa r.e.) abschreiben. Der geplante Verkauf des Solaranlagengeschäfts im Ausland stockt wegen des Margenverfalls. Die Baywa will auf ihre Kernbereiche schrumpfen, um die Bilanz dauerhaft zu stabilisieren. Daher wird vermutet, dass das Management sich komplett vom Projektgeschäft mit Solar- und Windkraftanlagen verabschieden will.

Nachdem am Mittwoch bekannt geworden ist, dass die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern dem auch zum Genossenschaftssektor gehörenden Unternehmen mit einer ersten Kapitalspritze halfen und öffentlich ihre „Solidarität“ bekundeten, drehte die Baywa-Aktie ins Plus. Seitdem gewann das Papier bis zu 50% auf 14,30 Euro an Wert. Zum Wochenschluss gab der Titel einen Teil dieser Gewinne wieder ab und notierte 5% schwächer bei 13,88 Euro. Zum Vergleich: Anfang 2024 kostete die Aktie rund 30 Euro. Jüngst brach der Kurs zeitweise auf 9,50 Euro ein.

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