Baywa macht zum Auftakt 2024 mehr Verlust als im gesamten Vorjahr
Baywa rutscht tiefer in die roten Zahlen
Konzern macht zum Auftakt 2024 mehr Verlust als im gesamten Vorjahr − Hohe Schulden drücken
Von Stefan Kroneck, München
Nach einem beendeten Machtkampf rücken bei der Baywa die Bilanzzahlen wieder in den Vordergrund. Die vom Münchner Mischkonzern mit Schwerpunkt Agrarhandel dieser Tage veröffentlichten Zahlen des ersten Quartals legen die strukturellen Schwächen der Bilanz offen. Neben typischen saisonalen Effekten trugen vor allem gestiegene Zinsaufwendungen dazu bei, dass das zum genossenschaftlichen Sektor zählende SDax-Mitglied abermals tiefrote Zahlen schrieb.
Der Fehlbetrag von 108 Mill. Euro im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt überstieg sogar den gesamten Vorjahresverlust von 93 Mill. Euro, der vor allem in der zweiten Hälfte 2023 entstanden ist. Die kontinuierlich wachsenden Zinsaufwendungen infolge gestiegener Marktzinsen entwickeln sich für das zuletzt erfolgsverwöhnte Unternehmen zu einer großen Last. Im Winterquartal kletterte der Zinsaufwand um 17 Mill. auf 97 Mill. Euro. Dadurch wies das Finanzergebnis -93 Mill. Euro aus. Das Defizit der Position erhöhte sich um 18 Mill. Euro.
Hohe Finanzschulden
Die Ursache dafür liegt in den hohen Verbindlichkeiten. Die langfristigen Finanzschulden wuchsen im ersten Quartal um 70 Mill. auf 3,1 Mrd. Euro gegenüber dem Jahresultimo 2023. Im gleichen Zeitraum sprangen die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten um 100 Mill. auf 2,5 Mrd. Euro. Aufgrund des Verlustausweises bei zugleich höherem Fremdkapital schrumpfte der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme Ende März auf 12,3%. Damit entfernte sich die Baywa weiter von ihrer Zielquote von 20%. Ende 2023 fiel die Quote auf 13,7% zurück. Das war 1 Prozentpunkt weniger als Ende 2022. Das Eigenkapital betrug Ende März 1,59 Mrd. Euro, Ende 2023 waren es noch 1,71 Mrd. Euro.
Die ausgeweiteten Finanzschulden sind eine Folge der auf Pump finanzierten geschäftlichen Expansion des Unternehmens in den vergangenen Jahren. Im Zinstief war das bilanziell tragbar, seit der Zinswende steigt der Mehraufwand im Finanzergebnis kontinuierlich.
Restrukturierung eingeleitet
Der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber wollen mit einem Spar- und Restrukturierungsprogramm gegensteuern, um die Passivseite der Bilanz ins Lot zu bringen. Zur Bilanzvorlage im März rief der CEO 2024 zum „Jahr der Konsolidierung“ aus. Der Vorstand will die Dividende für 2023 streichen und Konzernsegmente auf den Prüfstand stellen, die unrentabel wirtschaften. Zugleich sollen die Finanzschulden abgebaut werden.
Rückenwind verspricht sich Pöllinger von einer Belebung des Geschäfts im Jahresverlauf. Deshalb hält er an seinem Ziel fest, dass die Baywa auch im gesamten Jahr 2024 netto in die Gewinnzone zurückkehrt. Auf operativer Ebne stellt er ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im einer Bandbreite von 365 Mill. bis 385 Mill. Euro in Aussicht. 2023 brach das Ebit um zwei Fünftel auf 304 Mill. Euro ein nach dem Rekord 2022.
Keine Kapitalerhöhung
Eine Kapitalerhöhung sieht Pöllingers Restrukturierungskonzept nicht vor. Zu einer solchen Maßnahme wären wahrscheinlich die beiden Ankeraktionäre auch nicht bereit. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG hält 33,8% des Grundkapitals. Dahinter stecken die genossenschaftlichen Primärbanken des Freistaats, die mit Gregor Scheller nun einen eigenen Vertreter an die Spitze des Aufsichtsrats entsandten. Die Raiffeisen Agrar Invest AG aus Österreich hält 28,1%.
Im ersten Quartal wies die Baywa einen Ebit-Verlust von 67 Mill. Euro aus. Grund dafür war unter anderem der Preisverfall im Handel mit erneuerbaren Energien.
Anfang des Jahres wollte Schellers Amtsvorgänger, Klaus Josef Lutz, Pöllinger absetzen. Der damalige Chefaufseher beschuldigte den CEO, gegen Compliance-Regeln verstoßen zu haben. Die Mehrheit im Aufsichtsrat folgte aber Lutz nicht, sondern sprach Pöllinger das Vertrauen aus. Lutz warf daraufhin das Handtuch.