Baywa profitiert von „sehr guten“ Kontrakten
sck München
Trotz eines sich abzeichnenden Rekordjahres 2022 für die Baywa sieht sich der Münchner Agrar- und Baustoffhandelskonzern selbst an seine Grenzen in der Versorgung mit Getreide gekommen. „Wir haben keine Möglichkeit, den Ausfall von Russland und der Ukraine auf dem Weltmarkt zu ersetzen“, sagte Vorstandschef Klaus Josef Lutz in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Berichts zur ersten Hälfte 2022. „Die hochqualitativen Weizenanbaugebiete im Südosten der Ukraine sind in russischer Hand.“
Lutz warnte, dass man sich nicht davon täuschen lassen sollte, dass auf dem Schwarzen Meer nun Riesenladungen mit Frachtern die frei gegebenen Passagen ungestört Richtung Bosporus ansteuern könnten. Er sprach von „unterdurchschnittlichen Ladungen“, wenn dort Schiffe mit 26000 Tonnen Weizen unterwegs seien. Zum Vergleich führte der CEO Riesenfrachter, die den Panamakanal passierten, auf. Diese brächten es auf 150000 Tonnen Getreide.
Zuletzt wurde befürchtet, dass der Krieg die weltweite Nahrungsmittelversorgung beeinträchtigt, insbesondere in den Ländern der Dritten Welt, also Afrika und einigen Regionen in Südostasien. Lutz führte aus, dass die Baywa-Gruppe über keine großen Lagervorräte für Getreide verfüge.
Das Unternehmen profitiere derzeit von Kontrakten, die bereits im vergangenen Jahr ausgehandelt worden seien. Daher habe der Krieg, der am 24. Februar mit den Angriff Russlands ausbrach, nichts direkt mit der aktuellen Entwicklung bei der Baywa zu tun. „Wir haben sehr gute Termingeschäfte mitgenommen“, berichtete er. Lutz bezeichnete die Reedereien als vertragstreu. Auf diesem Feld gebe es keine Probleme. „Die halten sich an die Verträge mit uns. Das ist auch ein Zeichen von Loyalität.“ Der CEO verwies auf einige Wettbewerber, die dies von sich nicht behaupten könnten.
Lutz bezeichnete die voraussichtliche weitere Ergebnisentwicklung im zweiten Halbjahr als „stabil“. Er signalisierte, dass die Baywa-Gruppe ihre mittelfristigen Ziele nach oben anpassen würde. Näheres dazu gebe es im November. Im ersten Halbjahr steigerte der Konzern den Umsatz um nahezu zwei Fünftel auf 12,9 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (Ebit) sprang überproportional auf 329 (i.V. 145) Mill. Euro. Daran hat der Agrarsektor einen großen Anteil.
Baywa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 12914 | 9294 |
Ebitda | 455 | 263 |
Ebit | 329 | 145 |
Ergebnis vor Steuern | 251 | 94 |
Nettoergebnis | 178 | 67 |
Cash Earnings | 387 | 223 |
Liquide Mittel | 234 | 196 |
Eigenkapital | 1973 | 1872 |
in % der Bilanzsumme | 15,5 | 18,6 |
Börsen-Zeitung |