Wirtschaftsprüfer

BDO bricht Dax-Oligopol der „Big Four“

BDO hat die turnusmäßige Prüferrotation genutzt und die Phalanx der „Big Four“ im Dax durchbrochen. Der Softwarekonzern SAP wird die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Hauptversammlung 2022 als Nachfolger für KPMG vorschlagen,...

BDO bricht Dax-Oligopol der „Big Four“

scd Frankfurt

BDO hat die turnusmäßige Prüferrotation genutzt und die Phalanx der „Big Four“ im Dax durchbrochen. Der Softwarekonzern SAP wird die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Hauptversammlung 2022 als Nachfolger für KPMG vorschlagen, teilte BDO am Freitag mit. Seit Jahren teilen sich Deloitte, EY, KPMG und PwC alle Prüfmandate im deutschen Leitindex (siehe Grafik). Nun schert ausgerechnet der nach Marktkapitalisierung schwerste Wert aus und öffnet einem weiteren Prüfer die Tür.

Allerdings hatte BDO offenbar auch Glück, dass der Walldorfer Softwarekonzern in einer Sondersituation steckt. Wie aus dem Unternehmen verlautet, haben sich weder Deloitte noch EY oder PwC an der Ausschreibung beteiligt. Alle drei Prüfkonzerne seien wichtige und umsatzstarke Partner von SAP. Das hätte Interessenkonflikte bedeutet, heißt es zur Erklärung. Aufgrund der EU-Vorgaben zur Prüferrotation war es SAP nicht möglich, KPMG langfristig zu behalten. Daher sei die Ausschreibung für das Mandat auch frühzeitig initiiert worden, um dem neuen Abschlussprüfer ausreichend Zeit zur Einarbeitung und für die Übergangsphase zu gewähren.

Für BDO ist das Mandat ein riesiger Erfolg, der dem Unternehmen die Chance eröffnet, sich weiteren Schwergewichten zu empfehlen. „Wir freuen uns sehr, dass SAP sich für BDO als Abschlussprüfer entschieden hat. Das bestätigt, dass BDO national und international die Expertise und Leistungsfähigkeit besitzt, auch DAX-30-Konzerne bestens zu unterstützen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Otte. Mit dem ersten Prüfmandat im Dax erfüllt sich auch eine Prognose, die Otte 2020 machte, als BDO ihr 100-jähriges Bestehen feierte. Schon vor gut einem Jahr zeigte sich der Vorstandschef überzeugt, dass sein Unternehmen von den gesetzlich verordneten Rotationsregeln profitieren werde. Als Ziel nannte er damals, ein Mandat in der Abschlussprüfung von einem Dax-Konzern zu ergattern (vgl. BZ vom 5.3.2020).

Die Chance für weitere Mandatierungen stehen sogar besser als vor einem Jahr. Aufgrund des Bilanzskandals bei Wirecard hat EY, die bis dahin als großer Profiteur der Rotation erwartet worden war, bereits sicher geglaubte Mandate wie bei der Deutschen Telekom verloren. Der Bonner Konzern bleibt zwar erst einmal bei PwC, muss aber spätestens 2023 rotieren. Noch mehr Prüfaufträge als PwC wird demnächst KPMG abgeben, die bislang die meisten Mandate hat. BDO dürfte anstreben, dann wieder die Nachfolge anzutreten.

SAP lobte den Ausschreibungssieger für das moderne und innovative Prüfkonzept. „BDO hat uns im Auswahlverfahren in vielfacher Hinsicht überzeugt“, so SAPs Chief Accounting Officer Christopher Sessar. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit BDO einen sehr guten Abschlussprüfer für SAP gewählt haben.“ Otte nannte die konsequente Fortentwicklung des Prüfungsansatzes, die Investitionen in Qualität und moderne Technologien sowie die Ausrichtung der Strukturen und Prozesse an den Bedürfnissen der Kunden als Schlüssel „für diesen großen Erfolg“. Die Gesellschaft, die in Deutschland rund 2000 und global 91000 Mitarbeiter beschäftigt, hat 2020 als Nummer 5 der Wirtschaftsprüferbranche 9,2 Mrd. Euro umgesetzt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.