Bei Just Eat Takeaway entweicht die Luft
hek Frankfurt
Hohe Abschreibungen auf die Zusammenschlüsse mit der britischen Just Eat und dem US-Essensbringdienst Grubhub haben Just Eat Takeaway im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gedrückt. Mit 5,67 Mrd. Euro fällt der Periodenverlust sogar noch etwas höher aus als der Umsatz. Verantwortlich dafür sind vor allem 4,6 Mrd. Euro Wertberichtigungen auf den Goodwill.
Die 3 Mrd. Euro schwere Abschreibung auf die Grubhub-Übernahme hatte Just Eat Takeaway im vergangenen Sommer angekündigt. Hinzu kommen nun 1,6 Mrd. Euro Goodwillkorrektur auf die Fusion mit Just Eat, aus der der niederländisch-britische Konzern entstand. Beide Übernahmen hatte Takeaway mit eigenen Aktien bezahlt. Den Abschreibungsbedarf führt die Lieferando-Muttergesellschaft in einer Mitteilung vor allem auf makroökonomische Faktoren wie den Zinsanstieg zurück. Und der Verkauf des iFood-Anteils von 33% an die Beteiligungsgesellschaft Prosus geht mit 275 Mill. Euro Buchverlust einher.
Die im Juni 2021 abgeschlossene Akquisition von Grubhub hat sich als großer Flop entpuppt. Sie hat maßgeblich den Verfall des Aktienkurses zwischen Anfang 2021 und Sommer 2022 gespeist. Nicht zuletzt auf Druck von Investoren hat der Essenslieferdienst zwar inzwischen die Kehrtwende eingeleitet, doch die Suche nach einem Erwerber dauert an. Management und Berater prüften weiter einen teilweisen oder vollständigen Verkauf, heißt es im Ausblick.
Die im Juni 2020 lancierte Übernahmeofferte bewertete Grubhub mit 7,3 Mrd. Dollar. Im Geschäftsbericht 2021 wurde ein Kaufpreis von 4,8 Mrd. Euro genannt.
Rechnet man Impairments und iFood-Deal heraus, verbleiben 792 Mill. Euro Jahresverlust. Im Jahr zuvor waren es den Angaben zufolge 990 Mill. Euro. In der Bilanz stehen jetzt noch 3,9 Mrd. Euro Goodwill. Hinzu kommen 5,2 Mrd. Euro andere immaterielle Assets. Die Bilanzsumme schrumpfte von 17,8 Mrd. Euro Ende 2021 auf 12,4 Mrd. Euro, das Eigenkapital von 13,0 Mrd. auf 7,9 Mrd. Euro.
Besser sieht Just Eat Takeaway beim operativen Ergebnis aus. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) steht, bereinigt um Sondereinflüsse, ein kleiner Gewinn von 19 Mill. Euro in den Büchern. 2021 waren hier noch 350 Mill. Euro Verlust zu verkraften.
Für das laufende Jahr peilt das Management 225 Mill. Euro adjustiertes Ebitda an, was dem im Januar veröffentlichten Ausblick entspricht. CEO und Takeaway-Gründer Jitse Groen sieht den Konzern auf Kurs zu dem Ziel, ein hochprofitables Lebensmittelzustellungsgeschäft zu schaffen.
Der Umsatz legte im abgelaufenen Jahr um 4% auf 5,56 Mrd. Euro zu, während das Bruttotransaktionsvolumen (GTV) bei 28,2 Mrd. Euro stagnierte und die Bestellungen um 9% auf 984 Millionen schrumpften. Die Investmentbank Jefferies und das US-Analysehaus Bernstein monieren in ihren Kommentaren, dass ein Ausblick für das GTV fehle.
Den Cashbestand gibt Just Eat Takeaway mit 2 Mrd. Euro an. Im Dezember hat der Konzern einen Änderungsvertrag für seine Kreditlinie über 400 Mill. Euro mit dem zehn Banken umfassenden Konsortium geschlossen. Das Management geht nicht davon aus, dass die Linie in naher Zukunft gezogen wird, aber sie verschaffe zusätzlichen Liquiditätsspielraum und diversifiziere die Kapitalstruktur, argumentiert der Konzern in seiner Mitteilung.
Just Eat Takeaway | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Transaktionsvol. (Mrd.) | 28,2 | 28,2 |
Kunden (Mill.) | 90 | 99 |
Bestellungen (Mill.) | 984 | 1086 |
Partner (tsd.) | 692 | 634 |
Umsatz | 5 559 | 5 331 |
Bereinigtes Ebitda | 19 | –350 |
Jahresergebnis | −5 667 | −1 044 |
Cash | 2 020 | 1 320 |
Börsen-Zeitung |