Bei Zalando lässt das Wachstum nach
hek Frankfurt
Europas größter Online-Modehändler Zalando stellt für das laufende Jahr eine Umsatzausweitung zwischen 12 und 19% auf 11,6 Mrd. bis 12,3 Mrd. Euro in Aussicht. Den um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) veranschlagt das Management auf 430 Mill. bis 510 Mill. Euro, was grob im Bereich des 2021er-Niveaus von 468 Mill. Euro liegt. Damit zeichnet sich ein weiterer Margenrückgang ab: Bezogen auf die Mitte der Prognosespannen ergibt sich eine operative Umsatzrendite von 3,9%. 2021 kamen die Berliner auf 4,5% und 2020 auf 5,3%.
An der Börse sorgte der Ausblick für Ernüchterung. Die in den Dax aufgestiegene Aktie gab am Dienstag bis zu 11,5% nach. Vorsichtig stimmte der Hinweis, dass mögliche Negativeinflüsse durch den Krieg in der Ukraine bei der Prognose außen vor geblieben sind. Zwar ist Zalando weder in Russland noch in der Ukraine direkt vertreten, doch stünden bei Kunden in Zentral- und Osteuropa gerade andere Dinge im Vordergrund als das Einkaufen von Mode, sagt Co-CEO David Schneider.
Den Bruttowarenwert (GMV), also das über die Plattform verkaufte Warenvolumen, will Zalando im laufenden Jahr um 16 bis 23% auf 16,6 Mrd. bis 17,6 Mrd. Euro ausweiten. Das liegt unter dem mittelfristigen Wachstumsziel von 20 bis 25%. Bis 2025 will Zalando mehr als 30 Mrd. Euro GMV erreichen. Man sei in einer „hervorragenden Ausgangsposition“, um dieses Ziel zu erreichen, versichert Schneider.
Nach Einschätzung von Analysten bleibt der Wachstumsausblick leicht hinter den Markterwartungen zurück, während die Gewinnprognose den Schätzungen entspreche. Laut Finanzvorstand David Schröder, der gerade in die Rolle des Chief Operating Officer wechselt, richtet sich Zalando auf ein volatiles Marktumfeld ein. Gründe seien eine eingetrübte Verbraucherstimmung, Störungen in der Lieferkette und steigende Inflationsraten.
Der Ausblick macht deutlich, dass der coronabedingte Schub ausläuft. Mit der Wiedereröffnung der stationären Geschäfte verlangsamt sich das Wachstum, wenngleich sich der Trend hin zu Onlinekäufen fortsetzt. „Seit Sommer machen wir eine Normalisierung der Nachfrage aus“, sagt Schröder. 2021 hat das 2008 gegründete Unternehmen erstmals einen Umsatz im zweistelligen Milliardenbereich erzielt. Die Erlöse kletterten um knapp 30% auf 10,4 Mrd. Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn legte um gut 11% auf 468,4 Mill. Euro zu.
Sechs neue Märkte
Das Bruttowarenvolumen brachte Zalando um 34% auf 14,3 Mrd. Euro voran. Dahinter stehen eine wachsende Kundenzahl gepaart mit häufigeren Bestellungen. Der Konzern zählte zum Jahresende 48,5 Millionen Kunden, ein Viertel mehr als Ende 2020. Im Schnitt gaben sie 5,2 Bestellungen auf, verglichen mit 4,8 ein Jahr zuvor. Der durchschnittliche Warenkorb schrumpfte dagegen leicht auf 56,90 Euro. Zalando ist inzwischen in 23 Ländern vertreten. Mit Kroatien, Estland, Lettland, Litauen, Slowakei und Slowenien kamen sechs Märkte hinzu. An die Zalando-Plattform sind 5800 Partner und fast 7000 Geschäfte angebunden, die 30% des GMV auf sich vereinen. Dieser Anteil soll auf 50% steigen. Mit dem Partnerprogramm können andere Modemarken und stationäre Händler ihre Waren über Zalando gegen Zahlung einer Provision verkaufen und ausliefern lassen. Das Distributionsnetz mit derzeit zwölf Zentren will Zalando bis 2023 um vier Logistikzentren erweitern und dafür in diesem Jahr 400 Mill. bis 500 Mill. Euro investieren. Das Mitgliederprogramm Zalando Plus hat der Konzern nach Frankreich, Niederlande und Italien ausgerollt, so dass es nun in vier Ländern angeboten wird. Ende 2023 sollen es doppelt so viele sein. Anfang 2022 überschritt das Programm die Marke von 1 Million Mitgliedern.
Zalando | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Bruttowarenwert | 14 348 | 10 696 |
Umsatz | 10 354 | 7982 |
Bereinigtes Ebit | 468 | 421 |
in % des Umsatzes | 4,5 | 5,3 |
Nettogewinn | 235 | 226 |
Investitionen | 333 | 250 |
Free Cashflow | 283 | 285 |
Finanzmittelbestand | 2 288 | 2 644 |
Eigenkapitalquote (%) | 32,2 | 33,1 |
Börsen-Zeitung |