M&A

Bertelsmann scheitert mit Milliarden­fusion in den USA

Der zum Medienriesen Bertelsmann gehörende weltgrößte Buchverlag Penguin Random House darf den Rivalen Simon & Schuster nicht kaufen. Gegen die richterliche Verfügung will der Konzern aus Gütersloh nun Berufung einlegen.

Bertelsmann scheitert mit Milliarden­fusion in den USA

kro/Reuters Frankfurt

Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann ist mit seinem milliardenschweren Fusionsvorhaben in den USA vorerst gescheitert. Richterin Florence Pan vom US-Bezirksgericht im Distrikt Columbia habe entschieden, dass die Übernahme des zu Paramount Global gehörenden Buchverlags Simon & Schuster für 2,2 Mrd. Dollar durch die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House nicht fortgeführt werden könne. Dies berichteten mehrere US-Medien. Penguin Random House gilt in den USA schon heute als größter Buchverlag. Durch den vor zwei Jahren angekündigten Kauf eines seiner wichtigsten Konkurrenten würde es in dem Markt statt fünf großer Verlagshäuser nur noch vier geben.

Die britische Wettbewerbsbehörde CMA hatte den Deal im Mai 2021 noch durchgewunken. Die US-Regierung hatte im November dann allerdings gegen den Zusammenschluss geklagt, da sie fürchtete, dass das daraus entstehende Unternehmen mit einem Marktanteil von fast 50 % zu mächtig werden könnte. Bei den Diskussionen ging es allerdings weniger um die möglichen Auswirkungen für die Konsumenten, als vielmehr um die Folgen der Fusion für die Bestseller-Autorinnen und -Autoren. Das US-Justizministerium hatte argumentiert, dass durch die möglicherweise sinkende Zahl der Bieter um große Buchprojekte die Vorschüsse der Schriftsteller geringer ausfallen würden. Bei den drei Wochen dauernden Verhandlungen im August hatte sich unter anderem Bestsellerautor Stephen King, dessen Bücher von einer Simon-&-Schuster-Tochter herausgegeben werden, gegen den Deal ausgesprochen.

Konzern sieht keine Probleme

Richterin Pan folgte nun der Auffassung der US-Regierung. In ihrer zweiseitigen Verfügung schrieb sie, dass das US-Justizministerium de­monstriert habe, dass die Fusion den Wettbewerb im Markt für US-Verlagsrechte an den voraussichtlich meistverkauften Büchern „erheblich“ einschränken könnte. Die genauen Beweggründe für das Urteil sollen später noch veröffentlicht werden.

Penguin Random House, die unter anderem die Kochbücher von Fernsehstar Ina Garten sowie Bücher des ehemaligen Präsidentenpaares Barack und Michelle Obama herausgibt, bezeichnete die Entscheidung als „unglücklich“. Das Unternehmen, dessen Rendite zuletzt im Zuge von Lieferkettenproblemen und dem Inflationsdruck deutlich eingebrochen war, will unverzüglich ein beschleunigtes Berufungsverfahren beantragen. „Ein Zusammenschluss wäre im Sinne des Wettbewerbs“, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Man teile die Einschätzung des Gerichts genauso wenig wie die Haltung des US-Justizministeriums. Beide beruhten auf falschen Grundannahmen, unter anderem auf einer unzutreffenden Marktdefinition. „Wir sind unverändert davon überzeugt, dass Bertelsmann und Penguin Random House für Simon & Schuster das beste kreative Zuhause wären – mit einer Vielfalt von Verlagen, die unabhängig voneinander unter einem Dach agieren könnten.“ Sollte der Deal tatsächlich platzen, müsste Bertelsmann eine Vertragsstrafe von 200 Mill. Dollar an Paramount Global entrichten.

Für Bertelsmann ist die gestoppte Übernahme von Simon & Schuster ein weiterer Rückschlag im M&A-Geschäft in diesem Jahr. In Frankreich wurde jüngst die Zusammenlegung der beiden Fernsehsender TF1 und M6 abgeblasen, da die von den beteiligten Konzernen angebotenen Zugeständnisse der französischen Wettbewerbsbehörde nicht ausgereicht hätten. TF1, die zum Mischkonzern Bouygues gehört, und M6, die zur RTL Group und damit dem Bertelsmann-Konzern gehört, sollten zu einem nationalen Fernsehchampion geformt werden, als Antwort auf die wachsende Konkurrenz durch Streaminganbieter wie Netflix oder Amazon. Im Callcenter-Geschäft ging zudem der Plan einer Fusion des Betreibers Majorel mit dem Konkurrenten Sitel wegen Streitigkeiten mit den Eigentümern nicht auf.

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