Wirtschaftsprüfer

Big Four wollen zweistellig wachsen

Die Wirtschaftsprüfer sind in Deutschland zuletzt nur noch moderat gewachsen. Während drei der Big Four mit Rückgängen kämpfen, konnten einige kleinere Rivalen zulegen. Als Wachstumshemmnis erweist sich die hohe Personalfluktuation. Um ihre Mitarbeiter an sich zu binden, erhöhen einige Häuser die Gehälter.

Big Four wollen zweistellig wachsen

sar Frankfurt

Die 25 größten Wirtschaftsprüfer sind in Deutschland im vergangenen Jahr nur noch moderat gewachsen, zeigt eine Analyse des Beratungs- und Marktforschungsun­ternehmens Lünendonk & Hossenfelder. Im Mittel lag das um Ausreißer bereinigte Wachstum bei 4,8 % (2020: 5,3 %). Der kumulierte Inlandsumsatz ging von 10,2 auf 10,1 Mrd. Euro zurück. „Damit stellen wir zum ersten Mal seit der Erstauflage der Studie 2006 einen Rückgang beim Top-25-Volumen fest“, sagt Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder. In die Liste fließen Gesellschaften ein, die mehr als 60 % des Umsatzes mit Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Corporate Finance sowie Rechtsberatung erzielen, davon müssen mindestens 15 % auf reine Abschlussprüfung entfallen.

Der Grund für das rückläufige Gesamtvolumen liegt bei den Big Four: Von den vier größten Wirtschaftsprüfern PwC, EY, KPMG und Deloitte verzeichnete lediglich der nach Umsatz Drittplatzierte KMPG im vergangenen Jahr noch ein leichtes Umsatzplus von 3,1 %. Die Wettbewerber schwächelten dagegen: Marktführer PwC musste ein Minus von 5,1 % verkraften. Ernst & Young setzte in Deutschland 1,5 % weniger um, und bei Deloitte stand unter dem Strich sogar ein Minus von 8,0 %. Im Mittel ging die Leistung der vier größten Wirtschaftsprüfungsunternehmen in Deutschland damit um 2,9 % zurück.

Demgegenüber legten die WP-Häuser auf den Rängen 5 bis 25 durchschnittlich um 6,4 % zu. Allerdings bleibt der Abstand der Verfolger zu den Big Four beträchtlich: Das fünftgrößte WP-Haus BDO liegt hierzulande bei 303,5 Mill. Euro Umsatz, der kleinste Big Four Deloitte kommt immer noch auf 1,55 Mrd. Euro.

Mit Zukäufen nach vorn

Besonders starkes Wachstum verzeichneten 2021 zwei Beratungshäuser, die Zukäufe integrieren konnten: Das Stuttgarter Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungshaus Bansbach findet sich nach einem Merger mit der O&R Group im Juni 2021 mit einem Umsatz von 50,6 Mill. Euro (+21,9 %) auf Rang 16. Das nach Umsatz zehntgrößte WP-Haus Grant Thornton legte inklusive der Ende 2020 angeschlossenen ehemaligen PKF-Standorte in Hamburg und Rostock um 15,6 % zu, und rückt mit einem Umsatz von 169,6 Mill. Euro deutlich näher an Baker Tilly (176,9 Mill. Euro) heran. Als elftes Unternehmen hat RSM zudem die 100-Mill.-Euro-Umsatzmarke überschritten. Damit erweitern die Düsseldorfer den Kreis der Next Six auf eine Next Seven.

Als größtes Hindernis für organisches Wachstum sehen die Marktteilnehmer derzeit den Fachkräftemangel und die hohe Personalfluktuation. Die Wirtschaftsprüfer reagieren darauf mit Gehaltserhöhungen: Zwischen 3,0 und 4,5 % dürften nach Einschätzung von Marktteilnehmern in diesem Jahr in vielen Häusern fällig werden, in den kommenden Jahren könnten bis zu 6 % drin sein.

Auch für die Mandanten wird es voraussichtlich teurer: „Wir sehen seit längerer Zeit wieder einen signifikanten Anstieg bei den Honoraren, unter anderem für die Abschlussprüfung“, sagt Hossenfelder. Entsprechend optimistisch sind die Prüfer bei ihren Prognosen: Insgesamt erwarten die 25 größten Häuser für 2022 ein Wachstum von 7,5 %. Besonders ambitioniert geben sich die Big Four: Sie erwarten ein Umsatzplus von 10 %.

Aus den Next Six werden die Next Seven
Umsatz in Deutschland                 
in Mill. Euro20212020
PwC 2 287,52 409,6
Ernst & Young 2 122,02 155,0
KPMG1 990,01 930,0
Deloitte 1 554,01 690,0
BDO 303,5284,7
Ebner Stolz297,9278,8
Rödl & Partner294,8269,3
Mazars204,2181,8
Baker Tilly176,9165,4
Grant Thornton 169,6146,7
RSM101,289,5
Quelle: Lünendonk & HossenfelderBörsen-Zeitung
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