Coronakrise

Big Tech im Online-Rausch

Der große Corona-Digitalisierungsschub hat die Kassen der ohnehin ertragsstarken US-Technologiekonzerne im vergangenen Quartal klingeln lassen. Das dürfte die Diskussion um die Besteuerung weiter anheizen.

Big Tech im Online-Rausch

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Die Pandemie hat die Digitalisierung weltweit befördert und auch den Verkehr­ im Internet massiv anschwellen lassen. Davon profitieren die US-Technologieriesen­ Apple, Google und Microsoft mit ihren Produkten und Diensten in einem nie dagewesenen Ausmaß, das von ihrer monopolartigen oder zumindest oligopolistischen Marktstellung getragen wird. Die milliardenschweren Gewinne und üppigen Cash-flows werden aber auch gestützt von äußerst moderaten Steuerzahlungen. Dabei schießt Apple den Vogel ab, mit einer Steuerquote, die im Quartal mit 10,7% angesetzt wird. Auch Microsoft zieht sich gut aus der Affäre. Im Gesamtjahr (per 30. Juni) zahlt das Unternehmen bei einem Vorsteuergewinn von 71 Mrd. Dollar nur 9,83 Mrd. Dollar Steuern. Dies entspricht gerade 13,8%. Im zweiten Quartal gelingt Apple eine Gewinnverdopplung auf sagenhafte 27,4 Mrd. Dollar, während der Umsatz um 36% auf 81,4 Mrd. Dollar expandierte. Dies entspricht einer Nettomarge von 33,8%, was umso mehr beeindruckt, als die Kultfirma aus Cupertino im Gegensatz zur ihren „Verwandten“ im Silicon Valley keine reine Softwarefirma ist.

Abhängig vom iPhone

Der iPhone-Konzern ruht noch immer schwerpunktmäßig auf seinem Glanzstück, dessen jüngste und teuerste Version mit dem Mobilfunkstandard 5G sich vor allem in China gut verkaufte. Insgesamt spülte das iPhone im dritten Geschäftsquartal fast 40 Mrd. Dollar in die Kasse und stand für die Hälfte vom Konzern.

Die vom teuersten Smartphone seiner Klasse entfaltete Sogwirkung auf die Marke strahlt indes auch auf andere Produkte, namentlich die Mac-Reihe ab. Überdies verhalf die verstärkte Nutzung digitaler Angebote in der Pandemie Apple auch zu einem weiteren Erfolg bei Streamingdiensten wie Apple TV und Apple Music. Der mit einer Marktkapitalisierung von fast 2,5 Bill. Dollar teuerste Konzern der Welt baut derweil auch seine Plattformstrategie weiter aus. Laut CEO Tim Cook hat Apple bei den verschiedenen Abo-Angeboten inzwischen 700 Millionen zahlende Kunden.

Wettbewerber Microsoft, dem es bisher nicht gelungen ist, im Privatkundengeschäft mit einer eigenen großen Plattform Fuß zu fassen, verdiente unterdessen in der Pandemie ebenfalls glänzend. Dies verdankt die Gates Company primär ihrer Cloud-Sparte Azure, die als globale Nummer 2 hinter Amazon Web Services (AWS) in einem Oligopol mit Google Cloud als Dritter im Bunde dominiert. Die Sparte steigerte die Einnahmen um mehr als 50%, und Microsoft erwartet, dass das Tempo nicht nachlässt. Weitere Triebfeder für den Konzern ist die rasante Verbreitung der Kollaborationssoftware Teams, deren Nutzung seit Beginn der Krise in vielen Unternehmen unverzichtbar ist. Bei einem Umsatzanstieg um ein Fünftel sprang der Nettogewinn des Softwareriesen um 47% auf 16,5 Mrd. Dollar. Dabei kommen dem Softwaregiganten die äußerst geringen variablen Kosten bei der Skalierung seiner Produkte zugute; ebenso indes eine Steuerquote von moderaten 15,1% auf einen Vorsteuergewinn von 19,4 Mrd. Dollar.

Die Google-Mutter Alphabet schwimmt ebenfalls auf einer geschäftlichen Erfolgswelle. Der Suchmaschinenkonzern und Plattformriese baute den Nettogewinn von knapp 7 Mrd. auf 18,5 Mrd. Dollar aus. Der Konzernumsatz schwoll um 57% an, weil die Verlagerung von Werbung ins Internet sich deutlich beschleunigt hat. Dabei profitiert Google mehr als alle anderen aufgrund der Monopolstellung im Online-Werbemarkt. Die Aktie des 1,8 Bill. Dollar schweren Giganten legte deutlich zu. Alphabet, die sich Verluste aus „Wagnissen“ („other bets“) von 1,4 Mrd. Dollar im Quartal leistet, bringt es dennoch auf eine Nettomarge von 31%. Die Cloud-Dienste, bei denen Google eine Aufholjagd gestartet hat, grenzten ihren Fehlbetrag auf 591 Mill. von zuvor 1,4 Mrd. Dollar ein. Der Alphabet-Konzern setzt im Quartal eine Steuerquote von 15,7% an.

Microsoft
Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar2020/212019/20
Konzernumsatz168088143015
Rohertrag11585696937
Vorsteuergewinn7110253036
Konzernergebnis6127144281
Ergebn. je Aktie (Dollar)8,125,82
Operativer Cash-flow7674060675
Börsen-Zeitung
Apple
Konzernzahlen nach US-GAAP
9 Monate
in Mill. Dollar20212020
Konzernumsatz282457209817
Vorsteuergewinn8595952190
Konzernergebnis7412944738
Ergebn. je Aktie (Dollar)4,422,56
Operativer Cash-flow8383860098
Börsen-Zeitung
Alphabet
Konzernzahlen in US-GAAP
1. Halbjahr
in Mill. Dollar20212020
Konzernumsatz11719479456
Vorsteuergewinn4326816034
Konzernergebnis3645517195
Ergebn. je Aktie (Dollar)54,3220,16
Operativer Cash-flow4117925444
Börsen-Zeitung
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