Digitalwirtschaft

Bitkom warnt vor digitaler Abhängigkeit

Die deutsche Wirtschaft ist dem Digitalverband Bitkom zufolge stark von digitalen Dienstleistungen aus dem Ausland abhängig. Ohne digitale Importe kämen die meisten Betriebe nur kurzfristig aus.

Bitkom warnt vor digitaler Abhängigkeit

Bitkom warnt vor digitaler Abhängigkeit

Verband sieht hohen Bedarf an Angeboten aus dem Ausland

Reuters Berlin

Bei digitalen Technologien und Dienstleistungen ist die deutsche Wirtschaft neuen Zahlen zufolge stark vom Ausland abhängig. 91% der befragten Unternehmen machten in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom eine Abhängigkeit aus, insbesondere von den USA und von China. „Nur eine Minderheit von 7% geht davon aus, dass sich diese Abhängigkeit in fünf Jahren verringert haben wird“, teilte der Verband mit. 29% rechnen nicht mit Veränderungen, 60% sogar mit einer zunehmenden Abhängigkeit. Der Verband hat für die Analyse mehr als 600 Unternehmen aller Branchen mit mindestens 20 Beschäftigten befragen lassen.

Kurz vor dem Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump machten 81% der befragten deutschen Firmen eine Abhängigkeit von den USA aus. Gut jedes zweite Unternehmen gab an, wegen Trump die Geschäftsstrategie anzupassen. 50% wollen voraussichtlich ihre Lieferketten ändern. 79% Prozent sehen sich abhängig vom Import digitaler Technologien und Leistungen aus China.

Firewalls auf der Importliste

Besonders häufig werden Endgeräte wie Smartphones oder Laptops im Ausland eingekauft, diese importieren 90% der Unternehmen. 75% beziehen Software-Anwendungen aus dem Ausland, 72% Cybersicherheits-Applikationen wie Firewalls. Halbleiter oder Sensoren importieren demnach 69% der Betriebe. Die Hälfte der deutschen Unternehmen bezieht digitale Dienstleistungen wie die Programmierung von Apps oder die IT-Beratung von außerhalb. Auch bei Schlüsseltechnologien ist die Abhängigkeit groß. Vier von fünf Betrieben sehen sie bei Halbleitern, zwei Drittel bei künstlicher Intelligenz.

Insgesamt könnte die große Mehrheit nur kurzzeitig ohne digitale Importe auskommen. 17% der Betriebe wären nach eigener Einschätzung bis zu sechs Monate überlebensfähig, 36% für sieben bis zwölf Monate. 39% könnten nach eigener Einschätzung 13 bis 24 Monate überleben. Länger als zwei Jahre würden nur 3% der Unternehmen durchhalten. „Die neue Bundesregierung muss die Wirtschaft wieder in den Mittelpunkt der Politik stellen und digitale Souveränität zum Top-Thema machen“, forderte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.