Bondrestrukturierungen stoßen auf Widerstand
Bondrestrukturierungen stoßen auf Widerstand
Immobilienfirma Preos verfehlt notwendige Dreiviertelmehrheit – Euroboden setzt Halbjahresabschluss aus – One Square und Heuking vertreten Opposition
hek Frankfurt
Die Restrukturierung der Preos-Wandelschuldverschreibung ist vorerst gescheitert. Bei der Abstimmung über geänderte Anleihebedingungen wurde die erforderliche Zustimmung von 75% der teilnehmenden Stimmen verfehlt. Nur jeweils rund 73% hätten für die Vorschläge votiert, teilt der Bestandshalter von Büroimmobilien mit.
Auch beim Projektentwickler Euroboden aus Grünwald bei München hat sich Widerstand gegen die Umschuldungspläne formiert. Die Beratungsgesellschaft One Square und die Anwaltskanzlei Heuking Kühn halten die Restrukturierungsvorschläge für “nicht akzeptabel”. Jetzt hat Euroboden die Veröffentlichung des Halbjahresabschlusses ausgesetzt. Damit fehlen den Bondinvestoren wesentliche Informationen zur Lage des Unternehmens. Sie müssen sich mit vorläufigen Angaben für den Zeitraum Oktober 2022 bis März 2023 begnügen.
Mittelstandsbonds in Schwierigkeiten
Die Preos Global Office Real Estate & Technology AG, so der volle Firmenname, und Euroboden verlängern die Liste der Mittelstandsbonds aus dem Immobiliensektor, die in Schwierigkeiten stecken. Auch Erwe Immobilien, die auf Wissenschaftsparks spezialisierte ESPG (European Science Park Group), der Investmentmanager Corestate, der Wohnungsprivatisierer Accentro und Stern Immobilien haben in jüngerer Vergangenheit finanzielle Restrukturierungen angestoßen oder abgeschlossen. Die in Luxemburg ansässige Vivion, der Hotels und Bürogebäude in Deutschland und Großbritannien gehören, will jetzt 1,4 Mrd. Euro umschulden. Den Vogel schießt Adler Group ab: Der Wohnungsvermieter hat im April über den High Court in London eine Restrukturierung im Volumen von 3,2 Mrd. Euro durchgesetzt.
Der kapitalintensiven Immobilienbranche machen der rapide Zinsanstieg, stark erhöhte Baukosten und eingefrorene Transaktionsmärkte zu schaffen. Bei Preos stehen 249,6 Mill. Euro Nennbetrag im Feuer. Fällig ist die Wandelanleihe bisher am 9. Dezember 2024. Wie es nach dem gescheiterten Umschuldungsanlauf weitergeht, will Preos “zeitnah” darlegen. Das Unternehmen gehört zur Publity-Gruppe, hinter der der umstrittene Immobilieninvestor Thomas Olek steht. Großaktionär Publity hält auch “in maßgeblichem Umfang” Wandelanleihen von Preos.
Preos-Vorstand will Finanzierungskosten senken
Wie Preos betont, hat ein externer Gläubiger die Abstimmung über geänderte Anleihebedingungen gefordert. Zugleich lässt der Vorstand keinen Zweifel daran, dass er eine Senkung der laufenden Finanzierungskosten für notwendig hält. Im vergangenen Jahr hat Preos 214 Mill. Euro Nettofehlbetrag eingefahren. Der Horrorverlust, der das Eigenkapital halbiert, geht auf Wertberichtigungen zurück.
Geplant war, die Laufzeit des Wandlers um fünf Jahre zu verlängern, die Zinsen für 2023 zu stunden und dann statt der fälligen 7,5% nur 2% Zinsen im Jahr auszuzahlen und den Rest ebenfalls bis Laufzeitende zu stunden. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte die Vorschläge als “in keiner Weise akzeptabel” und befürchtete “gravierende Nachteile für die Anleihegläubiger”. Vor allem der Hauptaktionär, also Publity, scheine von den Vorschlägen zu profitieren.
Euroboden in akuter Not
In akuter Not steckt Euroboden. Denn der Projektentwickler befürchtet, dass weitere Wertberichtigungen das Eigenkapital zum 30. September aufzehren werden. Im Feuer stehen zwei Anleihen mit bis zu 115 Mill. Euro Gesamtvolumen und Kupons von 5,5%, die Anfang Oktober 2024 bzw. im November 2025 fällig sind. Geplant ist unter anderem, die Laufzeit um zunächst drei Jahre zu verlängern, den Zins auf 2,5% im Jahr zu senken und bis Laufzeitende zu stunden. Ein “qualifizierter Rangrücktritt” für beide Anleihen soll zudem das Insolvenzrisiko abmildern. Die Gläubigerversammlungen sind für 22. und 23. August angesetzt. Euroboden hat angekündigt, keine neuen Projekte mehr umzusetzen und bestehende schrittweise zu verkaufen. Für die SdK geht das Unternehmen damit quasi in eine Abwicklung über. One Square und Heuking vertreten nach eigenen Angaben Bondholder mit mehr als 10 Mill. Euro Nominalvolumen. Sie warnen, dass eine Nachrangerklärung im Falle einer “durchaus drohenden Insolvenz” zum Komplettausfall führen würde.
Das sei nicht akzeptabel. Kernfrage sei, inwieweit das Geschäftsmodell tragfähig ist und mit welchen Immobilienwerten in Zukunft zu rechnen sei, so One Square und Heuking.