Bonitätsvorteile für deutsche Autohersteller

Fitch würdigt hohe Marktanteile und internationale Präsenz - Europäische Konkurrenz auf Ramschniveau

Bonitätsvorteile für deutsche Autohersteller

ste Hamburg – Deutsche Autohersteller liegen im Vergleich ihrer Kreditwürdigkeit deutlich vor der europäischen Konkurrenz. Während für Volkswagen und Daimler nach einer Analyse von Fitch mit Ratings von jeweils “A-” und einem positiven bzw. stabilen Ausblick eine komfortable Investment-Grade-Bewertung gilt, werden Anleihen von Renault (“BB +”, stabil), Fiat (“BB – “, negativ) sowie Peugeot (“B +”, negativ) unterhalb der Triple-B-Ebene und damit als spekulative Anlagen (Ramsch) eingestuft. Robust durch die KriseDeutsche Produzenten wie BMW, Daimler und Volkswagen wiesen all jene Attribute auf, die für ein solides Investment Grade notwendig seien, betonen die Bonitätsprüfer in ihrer Studie vor Beginn der Automesse IAA in Frankfurt. Sie profitierten von hohen Marktanteilen, einer breiten geografischen Diversifizierung sowie von stabilen Markeneigenschaften. Im Verlauf der jüngsten Branchenkrise in den Jahren 2008 und 2009 habe sich ihr Finanzprofil als vergleichsweise robust erwiesen.Eine Investment-Grade-Bewertung zeige die Fähigkeit eines Unternehmens an, Branchenkrisen ohne strukturelle Gefährdung des operativen Auftritts und Finanzprofils zu überstehen, so Fitch. Als eine Bedingung für die Einstufung auf dieser Ebene bezeichnet die Ratingagentur die Größe eines Unternehmens. Größe an sich sei zwar kein Indikator für die Stärke eines Autoproduzenten. Doch werde ein kleiner Hersteller typischerweise nicht auf ein Investment Grade kommen, da dieser die starken Nachfrageschwankungen nicht absorbieren und keine breite Produktpalette bieten könne. Nischenhersteller könnten zwar erfolgreich sein, liefen aber Gefahr, dass ihre Produkte schnell unattraktiv und unrentabel werden.Als “typisches Beispiel” für ein im Weltmaßstab kleines Branchenunternehmen führt Fitch Fiat an. Der italienische Autobauer, der im Verlauf der jüngsten Branchenkrise wegen fehlender Finanzressourcen Investitionen zurückschrauben und Forschung und Entwicklung einschränken musste, versuche, diesen Nachteil durch die mehrheitliche Übernahme des US-Produzenten Chrysler zu beheben. Wie auch der ebenfalls relativ kleine französische Hersteller Peugeot, der sich 2013 für eine Beteiligung durch General Motors öffnete, fuhr Fiat über mehrere Jahre hinweg in Europa Verluste ein. Mängel bei der MarkeBei wesentlichen Bonitätsmerkmalen sieht die Ratingagentur beide Konzerne “äußerst schwach”. Sowohl Fiat als auch Peugeot hätten in Europa Marktanteile in beträchtlichem Umfang eingebüßt und sich von der jüngsten Branchenkrise bislang nicht erholt. Die geografische Diversifizierung von Peugeot bezeichnet Fitch als “dürftig”. Bei Fiat wird das Markenprofil bemängelt, das es den Italienern verbiete, auf dem Markt der Massenproduzenten adäquat zu konkurrieren. BMW weise zwar bei der Aktionärsstruktur Ähnlichkeit zu Peugeot auf, fügt Fitch hinsichtlich der Beteiligungen und Stimmrechte im Familienbesitz hinzu. Doch sei der bayrische Autobauer im Premiumsegment unterwegs und in diesem ein großer Wettbewerber. Allianzen hält die Ratingagentur allerdings auch bei BMW für notwendig, vor allem um Investitionen mit Blick auf die Emissionsregulierung zu begrenzen.Den europäischen Konkurrenten von VW, Daimler und BMW hält Fitch zudem die fehlende Präsenz in wichtigen Wachstumsmärkten vor. Renault und Peugeot seien nicht im US-Markt vertreten, Fiat – obwohl internationaler aufgestellt – lasse China links liegen.