Italiens Autoindustrie

Brembo verkauft Pirelli-Beteiligung

Überraschende Entwicklung: Nach dem Ausstieg von Brembo hat die Holding Camfin von Executive Vice President Marco Tronchetti Provera ihre Beteiligung an Pirelli aufgestockt.

Brembo verkauft Pirelli-Beteiligung

Traum vom großen Autozulieferer in Italien ist geplatzt

Brembo steigt bei Pirelli aus – Holding Camfin stockt auf

bl Mailand

Beim italienischen Reifenhersteller Pirelli hat es überraschende Veränderungen im Aktionärskreis gegeben. Die Holding Camfin des Aktionärs und Executive Vice Chairman Marco Tronchetti Provera hat einen Teil der Anteile übernommen, die der Bremsenspezialist Brembo verkauft hat. Camfin kontrolliert nun 25,3 (bisher 22,8)% und hat die Option, bis auf 29,9% aufzustocken. Brembo verkaufte den gesamten Anteil von 5,6%.

Gemeinsame Projekte blieben aus

Die Veräußerung hat zwei Konsequenzen: Zunächst ist der italienische Traum zur Bildung wenigstens eines großen Autozulieferers zerschlagen. Sowohl Brembo-CEO Matteo Tiraboschi als auch Tronchetti Provera planten ursprünglich gemeinsame industrielle Projekte. Doch dazu kam es nicht. Die Gründe dafür sind nicht klar. Doch offenbar zog Brembo, das stets von einem langfristigen Engagement gesprochen hatte, daraus nun die Konsequenzen. Aus Branchenkreisen ist zu hören, die Einnahmen aus dem Verkauf sollen nun in andere industrielle Projekte fließen.

Zu Marktpreisen erlöst Brembo aus der Veräußerung der 55,8 Millionen Pirelli-Papiere etwa 300 Mill. Euro. Doch Angaben dazu aus dem Unternehmen gibt es nicht. Der Verkaufsgewinn aus der Abgabe der zwischen 2020 und 2023 erworbenen Anteile soll sich laut Presseberichten auf 74 Mill. Euro belaufen.

Sinochem bei Pirelli in Pole-Position

Mit der Aufstockung des Camfin-Anteils an Pirelli verstärkt Tronchetti Provera seinen Einfluss bei dem Reifenhersteller und rückt nahe an den chinesischen Großaktionär Sinochem heran, der 37% der Anteile kontrolliert. Italiens Regierung hatte 2023 mittels einer Golden-Power-Regelung dessen Einfluss bei Pirelli stark eingeschränkt. Die Chinesen haben in zentralen Fragen nichts mehr zu sagen. Der zweite chinesische Anteilseigner, Silk Road, verkaufte inzwischen seine Beteiligung von 9%.

Geschäftlich lief es zuletzt für Pirelli und Brembo gut. Beide konnten trotz der schwierigen Marktsituation für das erste Halbjahr steigende Umsätze und Gewinne vermelden. Die Aktienkursentwicklung war in jüngerer Zeit aber negativ.

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