Brenntag verwöhnt die Investoren
Brenntag verwöhnt Investoren mit höherer Dividende
2024 nur schrittweise Erholung in Sicht
ab Düsseldorf
Auch wenn Brenntag kein neues Aktienrückkaufprogramm auflegt, gegenüber den Investoren bleibt der Chemiedistributeur auf Schmusekurs. Obwohl das Konzernergebnis im zurückliegenden Geschäftsjahr um ein Fünftel zurückging, soll die Dividende auf 2,10 (i.V. 2,00) Euro je Aktie erhöht werden, wie Vorstandschef Christian Kohlpaintner bei der Vorlage des Geschäftsberichts sagte. Es ist das 13. Mal in Folge. Die Ausschüttungsquote beträgt 44%
Im vorigen Jahr hatten die Essener zusätzlich Aktien im Umfang von 750 Mill. Euro zurückgekauft und in Summe mehr als 1 Mrd. Euro ausgekehrt. Ein neues Rückkaufprogramm soll es so schnell jedoch nicht geben, sagte Finanzchefin Kristin Neumann. Die angestoßene Transformation, also die Aufstellung der beiden Segmente in rechtlich selbständige Einheiten, gibt es nicht zum Nulltarif.
Doch trotz des deutlichen Ergebnisrückgangs erzielte Brenntag 2023 das zweitbeste Ergebnis der 150-jährigen Firmengeschichte. Das operative Ergebnisziel wurde mit 1,27 Mrd. Euro gerade so erreicht. Mit einer spürbaren Erholung wird jedoch auch 2024 nicht gerechnet. Der Zielkorridor für das operative Ebita reicht im neuen Geschäftsjahr von 1,23 Mrd. bis 1,43 Mrd. Euro.
Brenntag bleibt auf Akquisitionstour
Darin enthalten sind die Ergebnisbeiträge der acht Akquisitionen aus dem Vorjahr, für die in Summe 570 Mill. Euro gezahlt wurden. Auch im laufenden Turnus will Brenntag 400 Mill. bis 500 Mill. Euro in externes Wachstum investieren.
Kohlpaintner ist allerdings weit davon entfernt, in das allgemeine Wehklagen einzustimmen. Der Lagerabbau habe im zweiten Halbjahr geendet, die Nachfrage ziehe allmählich wieder an. 2023 sorgten rückläufige Absatzmengen und Verkaufspreise für einen Umsatzrückgang um 13%. Im vierten Quartal sei Brenntag auf den Wachstumspfad zurückgekehrt.
Von der Nachfrageschwäche waren zwar beide Segmente betroffen. Das Geschäft mit Industriechemikalien erwies sich jedoch als deutlich resilienter als das Spezialitätengeschäft. Hier brach das operative Ergebnis um ein Viertel auf 551 Mill. Euro ein. Bei Brenntag Essentials ging der operative Gewinn dagegen nur um 7% auf 849 Mill. Euro zurück. Mit einem engeren, aber tieferen Branchenfokus will Brenntag im Segment Specialties wieder Anschluss an die Wettbewerber finden.
Trendwende in Asien lässt auf sich warten
Unter den Regionen erwies sich Nordamerika als Hort der Nachfragestabilität, während es in Asien-Pazifik und Europa steil bergab ging. Im asiatischen Raum sei das erste Halbjahr sehr schwierig gewesen, im zweiten Semester sei es immerhin zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau gekommen, sagte Kohlpaintner. Von einer Trendwende wollte er jedoch noch nicht sprechen. Die kriegsbedingten Schwierigkeiten auf dem Seeweg durch das Rote Meer führen nach Einschätzung von Kohlpaintner derzeit noch nicht zu massiven Lieferkettenstörungen.
Glanzlicht der finanziellen Entwicklung war im abgelaufenen Turnus der freie Cashflow, der dank rigiden Working-Capital-Managements auf 1,7 (1) Mrd. Euro hochschnellte. Es dürfte schwierig werden, diese Entwicklung im laufenden Turnus zu wiederholen, sagte Neumann.