Brexit schmerzt Großunternehmen

Umfrage zeigt: Firmen wollen weiterhin auf EU-Arbeitskräfte zurückgreifen

Brexit schmerzt Großunternehmen

hip London – Das britische Votum für den EU-Austritt hat einer Umfrage von Ipsos Mori zufolge bei britischen Großunternehmen bereits erste Spuren hinterlassen. Mehr als die Hälfte (58 %) der von September bis Dezember vergangenen Jahres befragten 114 Führungskräfte der 500 größten Firmen war der Ansicht, das Ergebnis der Volksabstimmung habe bereits negative Auswirkungen auf das Geschäft ihres Unternehmens. Knapp ein Drittel vertrat die Ansicht, es mache keinen Unterschied. Lediglich 11 % hatten den Eindruck, der Brexit habe sich bereits positiv bemerkbar gemacht. Für die vor ihnen liegenden zwölf Monate erwarteten zwei Drittel negative Folgen. Langfristig zuversichtlichMit Blick auf die kommenden fünf Jahre waren die Pessimisten allerdings mit 45 % in der Minderheit. “Unternehmen sind bereit sich anzupassen, um zu überleben und zu prosperieren”, sagt Ben Page, CEO des Marktforschers Ipsos Mori. “Von den befragten Führungskräften waren 96 % zuversichtlich, dass ihre Firma auf die Folgen des Abstimmungsergebnisses einstellen kann.” Mehr als zwei Drittel gaben an, ihre Unternehmen hätten bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen.Mehr als vier Fünftel (84 %) stimmten der Aussage zu, dass es für ihre Firma von kritischer Bedeutung sei, wie gut die Regierung die Austrittsverhandlungen führe. Allerdings zeigte sich lediglich die Hälfte (50 %) zuversichtlich, dass die Regierung in der Lage sein wird, den bestmöglichen Deal für die britische Wirtschaft herauszuholen. Am wichtigsten ist den Managern die Freizügigkeit im Personenverkehr. Mehr als die Hälfte (54 %) will auch weiterhin Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften aus der EU haben. Für 47 % steht der Freihandel bzw. der Zugang zum gemeinsamen Markt im Vordergrund. Um nach dem Brexit erfolgreich sein zu können, halten 86 % den Abbau der Regulierung für nötig. Für ebenso viele war die einfache Rekrutierung von Mitarbeitern in der EU Voraussetzung für den Unternehmenserfolg. Die “Captains of Industry”-Umfrage wird von Ipsos Mori alljährlich durchgeführt. Teilnehmer sind Chairmen, Chief Executive Officers, Managing Directors, Chief Operating Officers, Finanzchefs und andere Boardmitglieder mit Führungsaufgaben.Unterdessen ergab eine Umfrage der British Chambers of Commerce (BCC) unter 1 500 Unternehmen, dass mehr als zwei Drittel (68 %) mit negativen Auswirkungen der Abwertung des Pfunds auf ihre Kostenbasis rechnen. Fast ebenso viele Exporteure beklagen negative Auswirkungen des schwachen Pfunds als sich über positive Effekte freuen, sagte BCC-Generaldirektor Adam Marshall. Mehr als die Hälfte (54 %) der Befragten gehen davon aus, dass sie in den kommenden zwölf Monaten die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen erhöhen müssen. Wie die Umfrage zudem ergab, unternehmen immerhin 45 % der Firmen keine Anstrengungen, ihr Währungsrisiko abzusichern. Ungefähr ebenso viele (46 %) haben nicht vor, innerhalb der kommenden sechs Monate entsprechende Schritte einzuleiten.—– Wertberichtigt Seite 6