Britische Häuslebauer unter Druck
Britische Häuslebauer unter Druck
Crest Nicholson kürzt Gewinnziel dramatisch – Immobilienverkäufer senken Angebotspreise
hip London
Britische Hausbaugesellschaften haben in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Hiobsbotschaften verkraften müssen – von rasant steigenden Hypothekenzinsen über den Preisauftrieb bei Baustoffen bis hin zu den Lohnforderungen der Beschäftigten. Crest Nicholson zog nun die Konsequenzen und reduzierte ihr Gewinnziel drastisch.
Wie die FTSE-250-Gesellschaft mitteilte, rechnet sie für das laufende Jahr nur noch mit einem bereinigten operativen Ergebnis von 50 Mill. Pfund. Noch im Juni hatte sich das Management bei der Bekanntgabe der Zahlen für das Ende April abgelaufene Halbjahr 73,7 Mill. Pfund vorgenommen, was ungefähr den damaligen Markterwartungen entsprach. Zuletzt hatten Analysten im Schnitt noch 70 Mill. Pfund auf der Rechnung.
Ungewissheit schreckt Käufer ab
"Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Inflation und steigender Zinsen hat sich das Geschäftsumfeld am Häusermarkt im Sommer dieses Jahres verschlechtert", hieß es in einer Pflichtveröffentlichung. Die Preisentwicklung sei zwar aufgrund des begrenzten Angebots und der geringen Zahl unter Verkaufsdruck stehender Anbieter robust. Doch schrecke die wirtschaftliche Ungewissheit potenzielle Käufer ab. Man rechne nicht damit, dass sich das Umfeld vor Ende des Geschäftsjahres am 31. Oktober wesentlich verbessern werde. Die Bank of England hatte den Leitzins diesen Monat durch ihren 14. Zinsschritt in Folge auf 5,25% erhöht.
Eine Reihe von Hypothekenanbietern senkte in den vergangenen Wochen zwar die Zinsen. Doch müssen Käufer von Wohnimmobilien für eine Festzinshypothek mit zweijähriger Laufzeit im Schnitt immer noch 6,76% berappen. Auch das Ende von "Help to Buy", eines staatlichen Förderprogramms für Erstkäufer, sorgt für mehr Zurückhaltung. Die Aktie von Crest Nicholson brach an der Londoner Börse um bis zu 15% ein. Auch andere Titel aus der Branche wie Barratt Developments, Persimmon und Vistry (zuvor: Bovis Homes) gaben nach.
Immobilienverkäufer müssen Preise senken
"Das Update hat den Marktteilnehmern einen Schauer über den Rücken gejagt", sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Es habe Erwartungen genährt, dass mehr Menschen lieber in ihrem derzeitigen Zuhause – egal ob gemietet oder erworben – bleiben, statt sich in so unsicheren Zeiten eine hohe Schuldenlast aufzubürden.
Unterdessen legte die Immobilienplattform Rightmove ihren Hauspreisindex für August vor, der einen Rückgang der Angebotspreise um 1,9% auf im Schnitt 364.895 Pfund je Objekt zeigt. Offenkundig reagieren verkaufswillige Eigentümer auf die trübe Lage am Markt. Allerdings lagen die Preise immer noch um knapp ein Fünftel höher als im August 2019, als die Pandemie noch keinen Einfluss auf den Markt ausübte. Die Zahl der Verkaufsabschlüsse sei um 15% niedriger als 2019.
Transaktionen mit Erstkäufern seien dagegen um lediglich 10% zurückgegangen. Das könne an den rekordhohen Mieten und der Knappheit von Mietwohnungen liegen. Die Mieten für Objekte, die typischerweise von Erstkäufern bewohnt werden, seien seit 2019 um ein Drittel gestiegen.