Gasimporteure

Bund will auch VNG zu Hilfe kommen

Der Bund will dem drittgrößten deutschen Gasimporteur VNG im Notfall mit einer Bürgschaft von bis zu 2 Mrd. Euro zu Hilfe kommen. Beim größten deutschen Gasimporteur Uniper könnte der Staat mit mehr als 30% einsteigen. Mehrheitseigentümer Uniper äußert sich nicht.

Bund will auch VNG zu Hilfe kommen

dpa-afx/Reuters Berlin

Die Bundesregierung will in der Gaskrise im Fall von Turbulenzen auch dem drittgrößten Gasimporteur in Deutschland, der VNG mit Sitz in Leipzig, finanziell unter die Arme greifen. Wenn es wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen eng für das Unternehmen werde, wolle der Bund mit einer Bürgschaft von bis zu 2 Mrd. Euro einspringen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa-afx unter Berufung auf Kreise des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Bereits seit der vergangenen Woche ist bekannt, dass die Bundesregierung im Zuge der angespannten Lage auf dem Gasmarkt mit dem größten deutschen Gasimporteur Uniper über staatliche Hilfen spricht.

VNG gehört mehrheitlich dem Energieversorger EnBW, an dem das Land Baden-Württemberg 46,75% hält. Die Bundesregierung drängte deshalb zunächst darauf, dass das Land die Hälfte der Bürgschaft übernimmt. Das habe der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) aber abgelehnt, hieß es laut dpa-afx in den Kreisen. Um eine Hängepartie in der Krise zu vermeiden, habe der Bund sich dann bereiterklärt, die Bürgschaft ganz zu übernehmen. Allerdings halte Berlin den Anspruch gegenüber der Landesregierung aufrecht. Zuerst hatte die Ulmer „Südwest Presse“ über die Bürgschaft berichtet.

Das Hilfspaket für Uniper, die von der finnischen Fortum kontrolliert wird, könnte sich nach früheren Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg auf bis zu 9 Mrd. Euro summieren. Die Bundesregierung spielt als Teil der Hilfen jetzt auch eine Beteiligung von mehr als 30% an dem Unternehmen durch. Hintergrund sei die Bedeutung der Investmentgrade-Bonität für das Geschäft des Energiekonzerns, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen einem Vorabbericht des „Handelsblatt“ zufolge. Eine Stützung des Unternehmens nur mit einer stillen Beteiligung und einer Sperrminorität sei möglicherweise nicht ausreichend, um das Rating Unipers zu erhalten.

Bereits im Mai stufte S&P die Bonität auf „BBB−“ zurück. Der Ausblick ist negativ. Schon im Zwischenbericht zum ersten Quartal hatte der Konzern darauf hingewiesen, dass eine Ratingherabstufung Banken dazu berechtigen würde, Finanzierungsinstrumente einzufrieren oder zu kündigen. Doch auch um die Bonität des Mutterkonzerns Fortum ist es nicht zum Besten bestellt, nicht zuletzt aufgrund der mehrheitlichen Übernahme von Uniper. Das „BBB“-Rating für Fortum, die mehrheitlich (51%) dem finnischen Staat gehört, hatte S&P zuletzt mit negativem Ausblick versehen.

Fortum äußert sich nicht

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte den Bericht laut Reuters nicht kommentieren. Die Gespräche der Bundesregierung mit Uniper dauerten an, hieß es lediglich. Von Uniper war zu­nächst keine Stellungnahme zu er­halten. „Wir äußern uns nicht, während die Gespräche mit der Bundesregierung andauern, um dem Ergebnis in keiner Weise vorzugreifen“, sagte ein Sprecher von Fortum in Deutschland zu Reuters. Die Aktie von Uniper, die auf dem Tiefstand diese Woche knapp 40% unter dem Kurs zum Wochenauftakt lag, kletterte am Donnerstag 6,6%.