Bundesnetzagentur bleibt beim Vectoring hart

Billigung auch durch EU erwartet - Kosten der Stromnetzstabilisierung 2015 mehr als verdoppelt

Bundesnetzagentur bleibt beim Vectoring hart

kh Bonn – Als “gut und richtig” hat der Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann den Beschluss zum Ausbau des Breitbandnetzes mit Hilfe der Vectoring-Technik durch die Deutsche Telekom gegen Kritik verteidigt. Damit kämen zusätzlich 1,4 Millionen Haushalte in den Genuss eines schnellen Internetanschlusses von mindestens 50 Megabit pro Sekunde, sagte er in Bonn. Bedauerlich sei, dass nun wegen der vertieften Prüfung durch die EU-Kommission ein Zeitverzug auftrete.Die Bundesnetzagentur hatte der Telekom erlaubt, ihr Breitbandnetz mit der Vectoring-Technik auszubauen, und zwar mit der Prämisse, dass sie exklusiv rund um den Nahbereich von rund 8 000 Hauptverteilern über die Anschlüsse verfügen kann. Die Wettbewerber hatten das scharf kritisiert und stattdessen eigene Ausbaumöglichkeiten mit der Glasfasertechnik verlangt.Homann wies die Kritik zurück. Schon heute gebe es mehr Möglichkeiten für Glasfaseranschlüsse, als genutzt würden, sagte er. 2 Millionen Anschlussmöglichkeiten stünden 400 000 Anschlüssen gegenüber. Es fehle offenbar an Nachfrage. Die Netzagentur geht davon aus, dass die EU-Kommission den Vectoring-Beschluss nach der vertieften Prüfung billigen wird. Änderungen wird es nach Einschätzung von Homann allenfalls bei den Vorleistungen der Telekom geben. Er forderte die Telekom auf, dazu ein neues Angebot zu machen. Brüssel habe ebenfalls ein klares Signal an das Unternehmen geschickt. Die Investitionen in die Telekommunikation sind laut Jahresbericht der Bundesnetzagentur 2015 um fast 10 % auf 8,1 Mrd. Euro gestiegen. Investiert worden sei vor allem in den Glasfaserausbau, die Umstellung auf IP-basierte Netze und in LTE-Netze für den Mobilfunk. Die Investitionen in das Kabelnetz seien mit 1 Mrd. Euro erstmals seit 2010 rückläufig gewesen. Das Datenvolumen der Nutzer habe sich erhöht, die Zahl der SMS im Mobilfunk sei weiter deutlich gesunken. Für Ökostrom-BremseIm Bereich der Energieregulierung verlangte Homann eine bessere Synchronisierung des Ausbaus erneuerbarer Energie – vor allem im Bereich Wind onshore – zum Ausbau des Stromnetzes. Die Infrastruktur halte hier nicht Schritt, warnte er.Ziel der Bundesregierung ist es, dass bis 2025 zwischen 40 und 45 % des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Heute sind es bereits 33 %. Der Ausbaukorridor solle eingehalten werden, auch mit Hilfe der geplanten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), sagte Homann.Fehlende Leitungskapazitäten und der Vorrang für erneuerbare Energien bei der Netzeinspeisung führen aktuell zu immer höheren Kosten bei der Stabilisierung des Stromnetzes. 2015 summierten sich die Kosten für das Bereithalten von Reservekraftwerken, für das Einspeisemanagement und sogenannte Redispatch-Maßnahmen der Netzbetreiber auf mindestens 1 Mrd. Euro. 2014 waren es lediglich 436 Mill. Euro gewesen. Zu diesem Sprung hat nach Angaben der Netzagentur unter anderem auch die Abschaltung eines weiteren Atomkraftwerks beigetragen. Schätzungen der Netzbetreiber zufolge könnten die Kosten für die Stromnetzstabilisierung mittelfristig auf 4 Mrd. Euro steigen.Der Ausbau des Netzes sei 2015 fortgeschritten, so Homann. 35 % der Leitungen nach dem Ausbaugesetz für Energieleitungen seien mittlerweile realisiert worden.—– Wertberichtigt Seite 8