Carl Zeiss Meditec stimmt auf Margenrückgang ein
hek Frankfurt
Mit einem verhaltenen Ausblick hat der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec zunächst an der Börse enttäuscht. Im Handelsverlauf am Freitag holte die im MDax vertretene Aktie die Kursverluste von bis zu 4,6% aber wieder auf. Für das neue Geschäftsjahr peilt der auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Konzern eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern zwischen 19 und 21% an. Das liegt unter dem Niveau des starken Jahres 2020/21, als die Marge auf 22,7% kletterte. Mittelfristig will das in Jena ansässige Unternehmen, dessen Prognosen gewöhnlich als konservativ gelten, die Marge nachhaltig oberhalb von 20% etablieren. Das sei durchaus eine Anhebung, meint der Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg. Bisher sei von 18% die Rede gewesen, doch am Kapitalmarkt sei bereits mit einer mittelfristigen Marge im Mitte-20er-Bereich gerechnet worden. Nach einigen herausragenden Quartalen seien die Erwartungen aber überzogen.
Den avisierten Margenrückgang führt der scheidende Vorstandschef Ludwin Monz, der zu Heidelberger Druckmaschinen wechselt, auf mutmaßlich steigende Vertriebs- und Marketingkosten zurück. Diese waren zuletzt sehr niedrig, da die für Zeiss Meditec wichtigen Messen, die in Normaljahren einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten, meist ausgefallen und internationale Geschäftsreisen stark eingeschränkt sind. Im vergangenen Jahr sei ein „herausragendes Ergebnis“ erzielt worden. „Die Marge von 22,7% kann man aber nicht zur Normalität erklären“, betont der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung seien in den beiden Krisenjahren gesteigert worden: „Das zahlt sich aus“, so Monz. Denn nun komme eine ganze Serie neuer Produkte auf den Markt. Der CEO nennt ein Gerät für die Entfernung der natürlichen Augenlinse, den neuen Laser für die operative Korrektur von Fehlsichtigkeit, eine Plattform für die Digitalisierung der Ophthalmologie und eine neue künstliche Augenlinse. Erste Zulassungen lägen vor, weitere würden beantragt. Für den künftigen Umsatz seien die Innovationen von „wesentlicher Bedeutung“.
In neuen Geschäftsjahr will Zeiss Meditec laut Monz schneller wachsen als der Markt. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie habe das Unternehmen weitestgehend hinter sich gelassen. „Man hat ein Stück weit gelernt, mit diesen Bedingungen umzugehen“, sagt Monz. Die Pandemie sei aber nicht vorbei, die Gesundheitssysteme würden weiter stark beeinträchtigt. Auffällig ist, dass die Augenheilkunde deutlich stärker wächst als die Mikrochirurgie. Monz führt das auf die steigenden Patientenzahlen für Augenbehandlungen zurück. Daher würden vermehrt Verbrauchsmaterialien und Intraokularlinsen benötigt. Gerade in den asiatischen Märkten verbessere sich der Zugang zur Gesundheitsversorgung. Bei der Mikrochirurgie handele es sich um ein reines Gerätegeschäft. Die Geräte würden meist für Notfall- und andere schwere Operationen genutzt, deren Zahl weitgehend konstant sei.
Im abgelaufenen Jahr legten die Augenheilkunde-Umsätze währungsbereinigt um fast 30% auf 1,26 Mrd. Euro zu, während die Mikrochirurgie um 17,1% im Vergleich zum stark durch die Pandemie beeinträchtigten Vorjahr vorankam. Die Patientenbehandlungen bewegten sich wieder auf normalem Niveau, sagt Monz. Das Gerätegeschäft habe sich deutlich erholt, liege aber noch unter Vorkrisenniveau. Im regionalen Umsatzaufriss ragt Asien mit China und Südkorea heraus. Den Ergebnissprung führt Zeiss Meditec auf den hohen Anteil wiederkehrender Erlöse und die niedrigen Vertriebs- und Marketingkosten zurück.
Carl Zeiss Meditec | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020/21 | 2019/20 |
Umsatz | 1 647 | 1 336 |
F+E-Kosten | 232 | 219 |
Ebit | 374 | 178 |
Konzernergebnis | 238 | 123 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 2,64 | 1,37 |
Dividende (Euro) | 0,90 | 0,50 |
Operativer Cash-flow | 363 | 179 |
Nettoliquidität | 940 | 708 |
Eigenkapital (%) * | 70,0 | 72,0 |
*) in Prozent der BilanzsummeBörsen-Zeitung |