Rettungsplan für notleidenden Agrarhandelskonzern

Cash-Management der insolvenzgefährdeten Baywa unter Druck

Zur Rettung des angeschlagenen Agrarhandelskonzerns Baywa blicken die Gläubigerbanken mit Argusaugen auf die Firmenkasse. Das Cash-Management des hoch verschuldeten Unternehmens steht unter Druck.

Cash-Management der insolvenzgefährdeten Baywa unter Druck

Cash-Management der Baywa unter Druck

Zur Rettung des Agrarhändlers blicken Gläubigerbanken mit Argusaugen auf die Firmenkasse

sck München

In den anhaltenden Verhandlungen mit den Gläubigerbanken steht zunehmend das Cash-Management des hoch verschuldeten Agrarhandelskonzerns Baywa im Fokus. Erst ein exakter Überblick über die Firmenkasse mit zu erwartenden Zu- und Abflüssen für die kommenden Monate verschafft den kreditgebenden Geldhäusern Gewissheit, wie genau es um den Branchenprimus mit Sitz in München bestellt ist. Das SDax-Mitglied ringt mit den Kreditinstituten um substanzielle Stützungshilfen, um mögliche Finanzlöcher zu stopfen. Ein Ergebnis, wie viel Mittel die Baywa zusätzlich benötigt, um einen überzeugenden Rettungsplan vorzulegen, steht bisher noch nicht fest. Im Umkehrschluss heißt das, dass bei den Banken offenbar immer noch keine Klarheit darüber besteht, wie hoch der Mittelbedarf tatsächlich ist.

Das verwundert, weil Handelsunternehmen mit einem Geschäftsmodell wie das der Baywa mit Hilfe einer geschickten Liquiditätsverwaltung ihre Kassen so steuern können, dass diese durchgehend ausreichend gefüllt sein müssten. Ein Hebel dafür ist die saisonal schwankende Lagerhaltung für Düngemittel, Saatgut und Getreide. Der von der Baywa Ende März veröffentlichte Geschäftsbericht 2023 gibt einen Einblick darüber, wie das Cash-Management im weit verzweigten Konzern mit seinen rund 600 Einzelgesellschaften läuft bzw. laufen sollte.

Strapaziertes Cash-Pooling

Der Fachbegriff dafür lautet Cash-Pooling (Seite 38 des Berichts). Im Kern dient diese Form der Liquiditätssteuerung dazu, für das Tagesgeschäft der Konzernteile über einen zentral verwalteten Topf (Corporate Treasury) genügend Mittel bereit zu halten. Zahlungseingänge und Bankbestände werden nach Unternehmensangaben „dazu verwendet, Finanzierungsverbindlichkeiten zu reduzieren“. Mit Hilfe dieses IT-basierten Systems gelang es der Baywa im Frühjahr, eine fällig gewordene Anleihe im Volumen von 500 Mill. Euro mit Ach und Krach fristgerecht zurückzuzahlen. Das Cash Pooling war zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon arg strapaziert. Eine im Juni geplante Bondemission im Volumen von 250 Mill. Euro scheiterte an einer zu geringen Nachfrage von Investoren. Das war ein Signal dafür, dass der Kapitalmarkt der Baywa zunehmend misstraut.

Auffällig ist, dass die Baywa wesentliche Auslandsaktivitäten von dieser zentralen Finanzmittelbeschaffung ausschließt. Dazu gehören Neuseeland (Apfelplantagenbetreiber Turners & Growers), die Niederlande (Getreidehändler Cefetra) sowie Aktivitäten in Österreich und Osteuropa.

Intransparenz in der Kapitalmarktkommunikation

Fragwürdig ist zugleich eine in Teilen intransparente Kapitalmarktkommunikation. So wagte es die Baywa doch tatsächlich, zur Vorlage ihrer desaströsen Zahlen fürs erste Quartal Anfang Mai den Investoren eine Kapitalflussrechnung mit Angaben zum Cashflow vorzuenthalten. Und das zu einem Zeitpunkt, nachdem CEO Marcus Pöllinger mehr als zwei Monte zuvor die Firma offiziell zu einem Restrukturierungsfall erklärt hatte. Das sorgt bei Bankern für Stirnrunzeln.

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