Cellnex beendet Einkaufstour
ths Madrid
Der Vorstand von Cellnex hat ein neues Kapitel in der Geschichte des noch jungen Unternehmens eingeläutet. Auf absehbare Zeit erwartet der Betreiber von Mobilfunkstationen keine Zukäufe mehr in Europa. Stattdessen wollen sich die Spanier auf organisches Wachstum und vor allem den Abbau der hohen Schulden konzentrieren, mit dem Ziel, ein Investment Grade zu sichern, wie Cellnex bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal bekannt gab.
Seit dem Börsengang 2015 ist das Unternehmen durch zahlreiche milliardenschwere Akquisitionen zum führenden Anbieter von Mobilfunkinfrastruktur aufgestiegen. Ende September betrieb der Konzern aus Barcelona 105 000 Stationen in zwölf Ländern Europas. Einschließlich der bereits abgeschlossenen Operationen und des Ausbaus neuer Türme sind es 138 000 Türme.
Wie Cellnex weiter mitteilt, ist die Transaktion mit CK Hutchison vollzogen. Die erworbenen Geschäfte im Wert von 10 Mrd. Euro bescheren den Spaniern bis 2030 rund 30 000 Stationen in sechs Ländern. CK Hutchison aus Hongkong übernimmt 4,8% der Aktien von Cellnex.
Deutschland wird dagegen ein großer weißer Fleck auf der Karte von Cellnex bleiben. Im Juli hatte die Deutsche Telekom das Angebot der nordamerikanischen Finanzinvestoren Brookfield und Digitalbridge für den Verkauf von 51% an der Tochter für Funktürme der Offerte der Spanier vorgezogen. Für Cellnex ist bei Übernahmen entscheidend, die Kontrolle über das Geschäft zu haben.
Die Geschichte wiederholte sich vor Tagen, als Vodafone für einen 50-Prozent-Anteil an Vantage Towers mit KKR und GIP ebenfalls Finanzinvestoren vorzog. Cellnex war interessiert. Aber die Bedingungen hätten nicht gestimmt, sagte der CEO Tobías Martínez vor Analysten.
Nun gibt es eine neue Strategie. Die Prioritäten liegen auf organischem Wachstum und Ausbau der bestehenden Netze, mit einem besonderen Augenmerk auf die Anforderungen der 5G-Technologie. Die Vergütung der Aktionäre soll verbessert werden. Die Priorität ist, die Nettoverbindlichkeiten von 17 Mrd. Euro zu reduzieren mit dem Ziel, neben Fitch auch von Standard & Poor’s ein Investment Grade zu bekommen, was den finanziellen Spielraum am Markt verbessern würde.
Just am Freitag verbesserte S&P den Ausblick für Cellnex von stabil auf positiv. Die Ratingagentur glaubt dem Plan der Spanier und sieht vor, dass das Unternehmen binnen 12 oder 24 Monaten vom derzeitigen „BB+“ heraufgestuft werden könnte. „Nach unserer Meinung ist das Risikoprofil von Cellnex stärker als das seiner europäischen Mitbewerber und vergleichbar mit dem der Funkturmbetreiber in den USA“, urteilt S&P.
Der Umsatz und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von Cellnex stiegen in den ersten neun Monaten jeweils um rund 45% auf 2,6 Mrd. Euro beziehungsweise 1,9 Mrd. Euro.