CEO Guido Grandi verlässt Norma Knall auf Fall
„Strategische Differenzen“ bei Norma
CEO Guido Grandi legt Amt Knall auf Fall nieder – Aufsichtsratschef übernimmt
Der Chef des Autozulieferers Norma, Guido Grandi, hat sein Amt überraschend niedergelegt – „wegen strategischer Differenzen zur weiteren Ausrichtung des Unternehmens“, wie es hieß. Der Konzern arbeitet derzeit am Verkauf seines Wassergeschäft. Laut Analysten hat sich der Bereich zuletzt robust entwickelt.
kro Frankfurt
Der Norma-CEO Guido Grandi hat den Autozulieferer wegen strategischer Differenzen zur weiteren Ausrichtung des Unternehmens vorzeitig verlassen. Er habe sein Vorstandsmandat und die Position des Vorstandsvorsitzenden zum Ablauf des 17. Februar 2025 niedergelegt, teilte das SDax-Unternehmen mit Sitz im hessischen Maintal mit. An der Börse sorgte das für Irritationen: Der Aktienkurs gab am Dienstag zeitweise um mehr als 10% nach.
Grandis Aufgaben als Vorstandsvorsitzender übernehme vorübergehend der bisherige Chefkontrolleur Mark Wilhelms, hieß es weiter. Die Zwischenlösung soll für einen Zeitraum von maximal einem Jahr gelten. An die Spitze des Aufsichtsrats rückt Kerstin Müller-Kirchhofs, die seit 2024 in dem Gremium sitzt und Vorsitzende und Mitglied des Prüfungsausschusses ist.
Schwäche in der Automobilindustrie belastet
Grandi war im Juni 2023 als CEO von Norma geholt worden, wo er das Unternehmen „in allen Geschäftsbereichen für nachhaltig profitables Wachstum (...) positionieren" sollte. Der Umsatz ging allerdings in dem Geschäftsjahr um knapp 2% und 2024 laut vorläufigen Zahlen um 5,5% zurück. Die bereinigte Ebit-Marge blieb in beiden Jahren stabil bei 8%. Dem Konzern machte zuletzt vor allem die Schwäche in der Autoindustrie, aber auch im Bausektor zu schaffen. In den beiden Jahren 2023 und 2024 gab der Aktienkurs insgesamt um knapp 13% nach.
Ende November hatte Norma beschlossen, sich stärker auf das Kerngeschäft mit industriellen Verbindungstechnik-Produkten, wie Metallschellen, Rohrkupplungen oder Kunststoffsteckverbindungen zu konzentrieren. Das Geschäft mit Wassermanagement-Lösungen wie zum Beispiel Entwässerungsrinnen oder Tropfleitungen zur Ableitung von Regenwasser soll hingegen verkauft werden.
Grandi plante auch mit Zukäufen
In dem Bereich war Norma anfangs vor allem in den USA aktiv, hatte aber auch geplant, damit in den europäischen Markt vorzudringen. Mit der Abspaltung könne das Unternehmen Ressourcen und Kapazitäten für weiteres Wachstum in den Geschäftsbereichen Industry Applications und Mobility & New Energy freisetzen, hieß es damals. Man wolle weniger als Konglomerat wahrgenommen werden und werde „alles tun, um unsere Marktposition besonders im Industriegeschäft organisch und durch Zukäufe gezielt auszubauen“, erklärte Grandi.
Analysten rechnen mit weiteren Herausforderungen
Deutsche-Bank-Analystin Nikita Lal schrieb Ende Januar, dass auch in diesem Jahr mit weiteren Herausforderungen zu rechnen sei. Darunter fielen etwa eine voraussichtlich verhaltene Nachfrageentwicklung im Geschäft mit Kunden aus der Automobilindustrie sowie Lohnerhöhungen aus dem Vorjahr, die sich nun bemerkbar machen würden. Im Wassergeschäft erwartet Lal hingegen eine anhaltend robuste Entwicklung. „Insgesamt rechnen wir mit einer konservativen Prognose für das Jahr 2025“, schrieb Lal. Norma legt den finalen Geschäftsbericht für das Jahr 2024 am 31. März vor.
Von den zehn bei Bloomberg erfassten Analysten, die die Aktie bewerten, raten derzeit sechs zum Kauf und vier zum Halten des Papiers. Der durchschnittliche Zwölfmonats-Zielkurs liegt mit gut 20 Euro etwa 26% über dem aktuellen Kurs.