Chef von Glencore zeigt sich voller Optimismus
md Frankfurt
In der Bilanz des Bergbaukonzerns und Rohstoffhändlers Glencore haben die Auswirkungen der Coronakrise 2020 deutliche Spuren hinterlassen – meist negative. Niedrigere Fördermengen und Preise belasteten das Ergebnis. In der ersten Hälfte des Vorjahres hatten Förderanlagen über Wochen stillgestanden und die Nachfrage nach Rohstoffen war zurückgegangen.
Allerdings hat Glencore als Rohstoffhändler im vergangenen April auch von den extremen Schwankungen auf dem Ölmarkt, den zeitweilig negativen Preisen und explodierenden Lagerkosten profitiert. So erwirtschaftete die Handelssparte 2020 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,3 Mrd. Dollar; das entspricht einem Plus von 41%.
Daneben profitierte Glencore davon, dass in der zweiten Jahreshälfte die Preise für Kupfer und andere Industriemetalle wieder anzogen. Allein das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der Kupfersparte stieg um 50%, die Marge sogar um 70%. Für 2021 stellt Glencore ein ähnlich starkes Gewinnwachstum im Kupfergeschäft in Aussicht – bei stagnierender Produktionsmenge.
Gemäß CEO Ivan Glasenberg, der in diesem Halbjahr seinen Stuhl räumt, wird die neue US-Administration unter Präsident Joe Biden Investitionen in grüne Technologien anschieben. Dazu werde u.a. viel Kupfer benötigt. „Bidens grüne Politik wird gut für uns sein“, sagte Glasenberg. Der Glencore-Chef hält es für möglich, dass ein neuer Rohstoff-Superzyklus bevorsteht, bei dem die Nachfrage nach Industriemetallen vorherige zyklische Boomphasen übersteigt. „Der Ausblick ist großartig für uns und großartig für Rohstoffe“, so Glasenberg.
Die Kohlesparte litt 2020 dagegen unter fallenden Preisen und niedrigerer Produktion. Das Ebitda des Geschäftsbereichs brach um knapp 70% ein, nachdem die Kohlesparte 2019 noch der wichtigste Gewinnbringer war. Belastet haben auch hohe Wertberichtigungen. So hatte Glencore bekannt gegeben, sich von ihrem Anteil an der Mopani-Kupfermine in Sambia zu trennen und zudem Minenlizenzen in Kolumbien zurück an den Staat zu geben. Darüber hinaus gab es Abschreibungen auf das Öl-Portfolio in Afrika.
Das bereinigte Ebitda verharrte 2020 auf dem Niveau des Vorjahres bei 11,6 Mrd. Dollar. Analysten hatten weniger erwartet. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) stieg auf 4,42 (i.V. 4,15) Mrd. Dollar. Unterm Strich stand ein Verlust von 1,9 (0,4) Mrd. Dollar. Der Umsatz brach um 34% auf 142,34 Mrd. Dollar ein.
Beim Schuldenabbau komme das Unternehmen voran, hieß es. Die Nettoverschuldung betrug am Ende der Berichtszeit 15,84 Mrd. Dollar. Dies liege in der angepeilten Spanne von 10 Mrd. bis 16 Mrd. Dollar, hieß es. Im laufenden Jahr soll der Wert unter 13 Mrd. Dollar sinken; allerdings ohne Berücksichtigung bestimmter Marketingverpflichtungen. Mittelfristig soll das untere Ende der Zielspanne erreicht werden.
Für 2020 will Glencore trotz des Milliardenverlustes eine Dividende von 0,12 Dollar je Aktie ausschütten; das sind insgesamt 1,6 Mrd. Dollar. Die Zahlung soll in zwei gleich hohen Tranchen im Mai und September erfolgen. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen wegen der Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen der Corona-Pandemie keine Ausschüttung vorgenommen.
An der Börse kam die Dividendenzahlung gut an: Die Aktie stieg im Verlauf auf 293,9 Pence; das war der höchste Stand seit Mai 2019.
Glencore | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Dollar | 2020 | 2019 |
Umsatz | 142 338 | 215 111 |
Ebitda * | 11 560 | 11 601 |
Abschreibungen | 5 947 | 2 408 |
Ebit * | 4 416 | 4 151 |
Nettoergebnis | − 1 903 | − 404 |
Erg. je Aktie (Dollar) | − 0,14 | − 0,03 |
Operat. Cash-flow | 8 568 | 10 346 |
Flüssige Mittel | 1 498 | 1 899 |
Nettoschulden | 15 844 | 17 556 |
Nettoschulden zu Ebitda * | 1,37 | 1,51 |
*) bereinigtBörsen-Zeitung |