Trübe Aussichten

Chemie verlässt die Talsohle

Erstmals seit zwei Jahren ist die Produktion in der deutschen Chemieindustrie 2024 wieder gewachsen. Doch der Blick nach vorn bleibt getrübt. Nach wie vor mangelt es an Aufträgen.

Chemie verlässt die Talsohle

Chemie verlässt die Talsohle

Aber noch wenig Zuversicht für 2025 − Evonik startet Konzernumbau

swa/ab Frankfurt/Köln

Erstmals seit zwei Jahren hat die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie die Produktion 2024 wieder ausgebaut. Das Plus fällt mit 2% allerdings schwächer aus als am Jahresanfang erwartet. Angesichts anhaltenden Preisdrucks schrumpfte der Umsatz des drittgrößten deutschen Industriesektors nach Angaben des Branchenverbands VCI um 2% auf 221 Mrd. Euro.

In der Chemieindustrie allein ging es in der Produktion um 4% nach oben. Der Zuwachs ist getrieben von den rohstoffnahen Segmenten der Industriechemikalien, die einen Teil der starken Einbußen der Vorjahre wieder aufholten. Der Absatz von Fein- und Spezialchemikalien war dagegen rückläufig, was der Branchenverband auf die schwache Konjunktur in Europa zurückführt.

Schwache Auftragslage

Die Stimmung in der zyklischen Branche bleibt wegen der schwachen Auftragslage weiterhin gedrückt. „Der einzige Lichtblick ist, dass sich die rasante Talfahrt der letzten beiden Jahre nicht weiter fortgesetzt hat“, sagt VCI-Präsident Markus Steilemann. Entsprechend verhalten fällt die Prognose für 2025 aus. Der Branchenverband stellt für Chemie und Pharma ein Produktionsplus von 0,5% in Aussicht und rechnet für die Chemie allein mit Stagnation bzw. einem Umsatzrückgang um 1%. Erst 2026 dürfte es nach Einschätzung des VCI konjunkturell wieder bergauf gehen.

Steilemann hebt hervor, dass es weiterhin an Aufträgen mangelt. Die Kapazitätsauslastung habe 2024 im Schnitt nur 75% erreicht. Erste Anlagen seien dauerhaft geschlossen worden, weitere Stilllegungen absehbar.

Neuer Divisionszuschnitt

Derweil kündigte der Chemiekonzern Evonik am Freitag einen tiefgreifenden Umbau an. Das Unternehmen soll schlanker und schlagkräftiger werden. In Summe sind von der Neuaufstellung 7.000 von 32.000 Arbeitsplätzen betroffen. Gestrichen werden 2.000 Stellen, davon 1.500 in Deutschland, wie Evonik bereits im Frühjahr angekündigt hatte. Zur Disposition stehen die Beschäftigten der Infrastrukturaktivitäten. Der Umbau erstreckt sich auf die Organisationsstruktur. Statt vier Divisionen wird es künftig nur noch zwei geben.

Berichte Seite 9

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