China bremst den Smartphone-Boom

Verkäufe im wichtigsten Absatzmarkt rückläufig - Samsung verliert Anteile - Xiaomi erstmals in den Top 5

China bremst den Smartphone-Boom

sp Frankfurt – Schlechte Nachrichten für die Hersteller von internetfähigen Taschentelefonen. Nachdem der Marktforscher IDC bereits im ersten Quartal rückläufige Verkaufszahlen für den wichtigsten Absatzmarkt der Branche gemeldet hatte, ist es nun auch bei den Analysten von Gartner so weit. Die Marktbeobachter aus Stamford, Connecticut, haben für China im zweiten Quartal jetzt ebenfalls zum ersten Mal in einem Dreimonatszeitraum rückläufige Absatzzahlen errechnet.Zwar ging nach Einschätzung von Gartner von April bis Juli immer noch fast jedes dritte Smartphone weltweit in China über den Ladentisch – sofern es nicht online bestellt und direkt ausgeliefert wurde, was zum Beispiel die einzige Möglichkeit ist, an ein Handy des chinesischen Shooting-Stars Xiaomi zu kommen. Im Vergleich zum Frühjahr 2014 war der Absatz von Smartphones in China indessen um 4 % rückläufig, was auch dem Gesamtmarkt einen merklichen Dämpfer versetzte. Der Boom der vergangenen Jahre wurde deutlich abgebremst, mit einem Plus von 13,5 % auf insgesamt 330 Millionen Smartphones verzeichnete Gartner für die Branche das geringste Wachstum in einem Quartal seit 2013. “China hat die Sättigungsgrenze erreicht, der örtliche Smartphone-Markt wird mittlerweile von Ersatzanschaffungen geprägt”, sagte Gartner-Analyst Anshul Gupta. Siegeszug von AppleDas verlangsamte Wachstum des Gesamtmarktes wirkt sich ganz unterschiedlich auf die einzelnen Anbieter aus. Während Marktführer Samsung auch im zweiten Quartal erkennbar unter Druck stand und ebenso wie die auf Rang 4 abgerutschte Lenovo nicht nur Marktanteile verlor, sondern auch absolut weniger Geräte verkaufte als im Vorjahr, scheint der Siegeszug von Apple selbst in China unaufhaltbar. Der Lifestyle-Konzern aus Kalifornien verkaufte im zweiten Quartal gut ein Drittel mehr von den smarten Taschentelefonen und schnappte sich mehr als die Hälfte der 4,3 % Marktanteil, die Samsung an die Konkurrenz abgeben musste.Das Wachstum der Ikone aus Cupertino fällt dynamischer als bei Xiaomi aus, die freilich stark vom chinesischen Heimatmarkt abhängt und vor diesem Hintergrund ein beachtliches Plus von 28 % auf 16 Millionen Geräte schaffte. Die Zielmarke von 100 Millionen verkauften Smartphones, die das 2010 gegründete Unternehmen im laufenden Turnus angepeilt hatte, liegt aber wohl nicht mehr drin, auch wenn es die Firma zum ersten Mal in einem Quartal bei Gartner unter die Top 5 schaffte.Unter den fünf größten Herstellern der Welt rangieren nach Samsung und Apple mit Huawei, Lenovo sowie Xiaomi jetzt drei chinesische Anbieter (siehe Grafik). Die Marke Blackberry spielt in dieser Liga schon lange keine Rolle mehr, der Marktanteil des Blackberry-Betriebssystems liegt noch bei 0,3 (i.V. 0,7) %. Microsoft Windows schafft derzeit 2,5 (2,8) %. Es dominieren Android von Google, mit dem gut vier von fünf Smartphones betrieben werden, und iOS von Apple.