Chinas Produktionsausfall schlägt im Westen durch
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie richten immer größeren wirtschaftlichen Schaden in den Unternehmen an. So häufen sich die Warnungen vor Einbußen. Mit Microsoft erwartet nach Apple das zweite Unternehmen mit einem Marktwert von mehr als 1 Bill. Dollar Belastungen.cru Frankfurt – Die Dauer einer Seefracht von China nach Europa beträgt etwa 35 bis 40 Tage. Deshalb bedrohen die von der Epidemie verursachten Produktionsausfälle mit zeitlicher Verzögerung nun auch die Fertigung in Europa und Deutschland. Da in den vom Coronavirus besonders betroffenen chinesischen Regionen zahllose Produkte wie Teile für Autos oder Smartphones hergestellt werden, sind die Lieferungen aus China die Voraussetzung für die Produktion hierzulande.Produktionsausfälle bei chinesischen und deutschen Firmen in China sowie bei Unternehmen in Europa, massive Reiseeinschränkungen und Handelseinbrüche zwischen China und asiatischen Nachbarländern sowie Nachfrageausfälle in Tourismus und Einzelhandel sind wahrscheinliche Szenarien, die laut DIHK die Unternehmen auch in Deutschland beeinträchtigen. “Die Ausbreitung des Coronavirus wird der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr erheblich zusetzen”, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.Die EU-Kommission erwägt nach den Worten von Wirtschaftskommissar Thierry Breton Hilfen für Branchen, die besonders von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen sind. Dazu gehörten die Tourismus- und die Autoindustrie. Die Kommission werde in einem Monat entscheiden, ob solche Unterstützungsmaßnahmen eingeführt werden sollen. Gerade erst hatte die Ratingagentur Moody’s geschätzt, dass der Autoabsatz in Europa im Jahr 2020 um 4 % schrumpfen werde und global um 2,5 % – nach einem Minus von 4,6 % im Jahr 2019. “Schlimme Auswirkungen””Die Auswirkungen sind insgesamt schlimm”, erklärten die deutsche und die europäische Handelskammer in China nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen. Wegen der Krise erwarte fast jedes zweite Unternehmen einen zweistelligen prozentualen Einbruch der Einnahmen in der ersten Hälfte des Jahres – ein Viertel rechne sogar mit mehr als 20 % Rückgang. Ein gutes Drittel hat demnach schon Probleme mit seinen Finanzströmen.Insgesamt häufen sich die Warnungen von Unternehmen vor Einbußen durch die Virus-Epidemie. Mit Microsoft erwartet nach Apple das zweite Unternehmen mit einem Marktwert von mehr als 1 Bill. Dollar Belastungen durch die Krankheit. Anheuser-Busch rechnet wegen des Coronavirus mit einem zehnprozentigen Gewinnrückgang im laufenden Quartal.Das Coronavirus hat auch die Luftfahrtbranche weiterhin fest im Griff: Nach der Lufthansa leitet auch der Flughafenbetreiber Fraport Sparmaßnahmen ein. Die Verwaltungs- und Betriebskosten würden gesenkt, neue Mitarbeiter nur noch in Einzelfällen eingestellt, teilte der Betreiber des Flughafens in Frankfurt am Donnerstag mit, ohne die Pläne genau zu beziffern. Den Beschäftigten werde angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder ihre Arbeitszeit vorübergehend zu reduzieren. “Fraport überprüft die derzeitigen Maßnahmen kontinuierlich und wird diese gegebenenfalls anpassen” (siehe gesonderten Bericht).BMW könnte ein Produktionsstopp drohen, weil der italienische Zulieferer MTA seine Fabrik vorübergehend stilllegen muss. “Es gibt derzeit keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in unserer Lieferkette”, sagte eine Konzernsprecherin der Börsen-Zeitung. Aber: “Unsere Experten im Einkauf beobachten die Situation.” Genauer wolle man die Sache nicht kommentieren.MTA, ein Zulieferer elektromechanischer und elektronischer Produkte, sah sich gezwungen, seine Produktionsstätte Codogno auf bisher unbestimmte Zeit zu schließen, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Damit leiste das Unternehmen den Anordnungen des italienischen Gesundheitsministers Roberto Speranza, in Abstimmung mit Attilio Fontana, dem Regionalpräsidenten der Lombardei, Folge. Standort geschlossenDie Schließung des Produktionsstandorts in Codogno, an dem 600 Mitarbeiter beschäftigt sind, stellt einen erheblichen Schaden für die Autoindustrie dar. Da die Produkte nicht ausgeliefert werden können, werden die Produktionen an den drei Fiat-Chrysler-Standorten Mirafiori, Cassino und Melfi und auch die Produktionen in Sevel ab dem 26. Februar gestoppt. Ab dem 2. März werden laut der Mitteilung von MTA auch alle anderen Fabriken von FCA in Europa von Schließungen betroffen sein, genauso wie Fabriken von FCA Europa sowie der Automobilhersteller Renault, BMW und Peugeot.Wie in Peking die internationale Automesse wird jetzt im April etwa auch in Genf die Uhrenmesse abgesagt. Der Autosalon in Genf startet in der kommenden Woche – jedenfalls gibt es derzeit noch keine Absage.